"Entwicklungsstau": Öffentliche Kritik von Fortuna-Boss sorgt für Wirbel

Im Aufstiegskampf der 2. Bundesliga kann sich Fortuna Düsseldorf immer noch Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr in die Beletage machen - denn dorthin soll es die Landeshauptstädter langfristig ohnehin führen. Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann will dafür die Strukturen schaffen, kommunizierte dies jedoch auf irritierende Art und Weise. Der Haussegen hängt schief.
"Müssen nun die Zeche zahlen"
"Bei uns gibt es einen Entwicklungsstau von rund 15 Jahren", sagte der 60-Jährige am Mittwochabend im Gespräch mit der "Rheinischen Post" und schockierte damit die Fans und Gremien von Fortuna Düsseldorf. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Landeshauptstädter heute vor 15 Jahren in der zweigleisigen Regionalliga, damals noch dritthöchste Spielklasse im deutschen Fußball, kickten. Es war gerade das zweite Jahr nach dem Aufstieg aus der Oberliga. Seitdem kehrte Düsseldorf in den Profi-Fußball zurück, bestritt drei Bundesliga-Jahre. Zweifelte der Vorstandsvorsitzende wirklich all das an?
Die Aussagen sorgten jedenfalls für Furore. Kritische Stimmen behaupten, dass die Fortuna in Röttgermanns effektiven Amtszeit bislang nur der Bundesliga-Abstieg erreichte. Das Urteil des 60-Jährigen zielt aber nicht auf die sportliche Entwicklung des Vereins ab, sondern auf die strukturelle. "Bei uns ist in den letzten 15 Jahren beim Schaffen von handfesten Strukturen und Infrastrukturen nicht viel passiert. Dafür müssen wir nun die Zeche zahlen. Hier sind in der Vergangenheit sicher die Hausaufgaben nicht gut gemacht worden", kritisierte Röttgermann zum Teil die Entscheidungen, die seine Vorgänger in den letzten Jahren trafen. Laut "Express"-Bericht glühten danach die Telefonleitungen. Im Kern der internen Kritik steht wiederum nicht, dass Röttgermann mit seinen Aussagen falsch liegt, sondern die Art und Weise der öffentlichen Kommunikation. Inhaltlich gab es sogar Zustimmungen. Tags darauf erklärte sich der 60-Jährige deshalb ausführlicher.
Röttgermann zeigt den Ist-Zustand auf
"Meine Aussagen sind eine unemotionale Beschreibung des Ist-Zustands. Deshalb ist die Aufregung darüber für mich etwas übertrieben", führte Röttgermann aus, dass er keine einzelnen Personen mit seiner Kritik denunzieren wollte. "Ich sage nur: Mutige Schritte sind verpasst worden. Wenn ich mir die Struktur und Infrastruktur anschaue, ist der Verein nicht da, wo er sein müsste. Nüchtern betrachtet, heißt das, dass es diesen Rückstand aufzuholen gilt", bat der Vorstandsvorsitzende um eine personenunabhängige Betrachtung des aktuellen Zustandes im Rheinland. Vergleichbar sei die Situation mit Borussia Mönchengladbach, die vor 15 Jahren eine ähnliche Basis wie Düsseldorf hatte.
Alle, die in dieser Zeitspanne die sportlichen Erfolge der Düsseldorfer begleitet haben, hätten "Großartiges geleistet und verdienen unser aller Respekt", betonte Röttgermann. Aber er bewerte den "Stauts quo": "Jeder, der sich den Rahmen anschaut, in dem sich die Fortuna bewegt, wird feststellen, dass wir einen erheblichen infrastrukturellen und strukturellen Nachholbedarf im Verhältnis zu unseren Wettbewerbern haben." Worin die Gründe für diesen Zustand liegen, sei vielfältig, aber Röttgermann wolle gar keinen Schuldigen suchen - sondern Lösungen finden. Denn das soll Düsseldorf langfristig in der Bundesliga etablieren: "Fakt ist, dass wir die dringlich erforderlichen Entwicklungen nun benennen und aktiv angehen müssen." Eine Tatsache, die nun mit großem Beigeschmack angegangen wird.