Erfolg durch konstante Entwicklung: Kiel will das "gallische Dorf" bleiben

Vor zehn Jahren kämpfte Holstein Kiel um die Rückkehr in die 3. Liga und darum, dass der Verein einen Fuß in den deutschen Profi-Fußball setzen konnte - um sich zu etablieren. In dieser Saison scheiterten die Störche zum zweiten Mal am Bundesliga-Aufstieg. Präsident Steffen Schneekloth konzentrierte sich im "Kicker"-Interview darauf, dass trotz aller Begehrlichkeiten im Rahmen des Erfolgs die konstante Entwicklung vorangetrieben werden soll.

Verlängerung mit Werner angestrebt

Holstein Kiel hat in den vergangenen Jahren viel erlebt. Das Jahrtausend starteten die Störche sogar mit einem Abstieg in die Oberliga, damals noch die vierthöchste Spielklasse in Deutschland. Inzwischen zählt das Team von der Förde zu den Schwergewichten der 2. Bundesliga. Das entgeht der Konkurrenz nicht, weswegen Leistungsträger wie Jae-sung Lee oder Janni Serra nach Saisonabschluss nicht zu halten sind.

Auch Cheftrainer Ole Werner ist begehrt. KSV-Präsident Steffen Schneekloth plädierte hinsichtlich der Trainerfrage auf den inneren Fußball-Romantiker, wie er im "Kicker" verdeutlichte: "Ich gehe davon aus, dass er seinen Vertrag bei der KSV Holstein nicht nur erfüllen, sondern verlängern wird." Die "gegenseitige Wertschätzung" und die "naive Vorstellung, dass ein Trainer wie Ole Werner sich in seinen jungen Jahren unter erstklassigen Trainingsbedingungen die erforderliche Zeit gibt" bekräftigten den Klubboss, dass in Kiel eine ähnliche Vereinsentwicklung stattfinden kann, wie sie beispielsweise in Freiburg bekannt ist.

Die KSV Holstein ist nämlich längst nicht mehr die sogenannte 'graue Maus' im Profi-uFußball. Diese Entwicklung will Schneekloth, selbst seit 2017 bei den Störchen im Amt, weiter vorantreiben: "Das ist der ideale Standort zur Trainer-Entwicklung zum Beispiel beim Spielsystem und der eigenen Persönlichkeit." Einen Abgang von Erfoglstrainer Ole Werner sieht der Klubboss daher in absehbarer Zeit nicht kommen.

"Müssen auch die Realität erkennen"

Gleichzeitig räumte Schneekloth ein, dass das nicht für alle Spieler gilt. Mit Jae-sung Lee oder Janni Serra verlassen zwei Akteure den Klub, deren gemeinsamer Marktwert auf rund fünf Millionen Euro geschätzt wird - ein Drittel des hypothetischen Gesamtmarktwertes des Kaders. Die Zuversicht, dass unter den Möglichkeiten in Kiel wieder eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt wird, war durchaus da.

"Wir müssen aber auch die Realitäten erkennen", mahnte Schneekloth, dass die Vereine im deutschen Profi-Fußball aufgrund der Corona-Pandemie insgesamt einbüßen. TV-Gelder sinken, neue Verträge versprechen weniger Medienerlöse, Zuschauereinnahmen fehlen weiterhin. Schneekloth beobachtet die Entwicklung kritisch. "Ich wundere mich zumindest, dass diese Fakten in Spieler- und Beraterkreisen offenkundig noch nicht angekommen sind", so der KSV-Präsident. Dass Klubs sogar ihre Personalkosten im Lizenzbereich erhöhen können, erschließt sich dem zeitgleichen DFB- und DFL-Vizepräsidenten nicht.

Im eigenen Wettbewerb will Kiel daher weiterhin mit "spielerischer Finesse" das "gallische Dorf" der 2. Bundesliga darstellen. Dabei werden sechs Klubs "nahezu die doppelten Finanzmittel zur Verfügung haben wie die KSV Holstein". Doch bislang rentierte sich der Kieler Plan, in denen Akteure wie eben Lee und Serra nicht zum Tafelsilber gemacht wurden, um die Kassen zu füllen. "Der sportliche Erfolg hat unsere Maßnahmen bestätigt", so Schneekloth, der den bisherigen Kieler Weg weitergehen wird.

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