Erzgebirge Aue: Die Lehren aus dem Sachsenderby

Mit einem 1:1 Unentschieden trennten sich am vergangenen Freitag die Erzrivalen Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue im Rudolf-Harbig-Stadion. Trotz Unterzahl verschenkten die Veilchen an der Elbe zwei wertvolle Punkte, aus den vielen Torchancen hätte mehr als ein Tor herausspringen müssen. Das Derby zeigte jedoch die Stärken und Schwächen der Auer und dass dieses Team noch nicht an seiner Leistungsgrenze angekommen ist.

Die Moral stimmt

Trainer Daniel Meyer musste sich in den vergangenen Wochen einen kräftigen Gegenwind stellen. Nach dem ergebnisschwachen Saisonstart war für viele Fans der Neutrainer schon gescheitert. Die innovativen Spielsysteme blieben aus, eine Weiterentwicklung war scheinbar nicht zu erkennen. Doch an einer Stellschraube konnte Meyer drehen, der Moral. Schafften es die Erzgebirger in der vergangenen Spielzeit unter Hannes Drews kaum einmal einen Rückstand aufzuholen, drehten die Auer in dieser Saison bereits zwei Spiele zu einem Sieg. Auch in der sprichwörtlichen Höhle des Löwen in Dresden, zeigte das Team eine beeindruckend kämpferische Einstellung. Selbst in Unterzahl erspielte man sich Torchancen, kämpfte um den Punkt und belohnte sich anschließend. Eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit, die essenziell für den Abstiegskampf sein wird. Schafft es Trainer Daniel Meyer auch in Zukunft seine Elf so auf den Platz zu schicken, steht seine Personalie nicht mehr zur Disposition.

Die vielköpfige Offensive

In der letzten Saison bauten die Erzgebirger auf ihren Top-Torjäger Pascal Köpke, nach dessen Abgang sollte die Lücke kollektiv geschlossen werden und das ging auf. Mit Philipp Riese traf bereits der achte Kicker in dieser Saison für Aue. Über die Hälfte aller Tore erzielten Abwehr- und Mittelfeldspieler. Gegen Dynamo zeigte sich die neue Stärke der Offensive, mit Emmanuel Iyoha und Pascal Testroet sind zwei robuste aber zugleich spielstarke Stürmer im Kader. Sie machen die langen Bälle fest, lassen sich auf die Flügel fallen, reißen die gegnerische Abwehr auf und bedienen die aufgerückten Mittelfeldspieler. Exemplarisch dafür war das 1:0, nach dem schnellen Umschalten bekam Testroet an alter Wirkungsstätte den Ball, band dabei zwei Dresdner und aus dem Rückraum startet Riese durch. Den schnellen Sechser hatte keiner in der Dynamo-Abwehr auf dem Zettel und so erzielte Riese seinen ersten Treffer seit über zwei Jahren. Die meisten Chancen hatte Jan Hochscheidt, dem an diesem Abend allerdings das Zielwasser fehlte. Schon in der ersten Halbzeit hätten die Veilchen den Sack im Rudolf-Harbig-Stadion zu machen müssen.

Wieder einmal ein Tor zu viel

Gänzlich fehlerfrei blieben die Auer aber nicht, kurz nach dem Führungstreffer glichen die Dresdner aus. Der sonst abgemeldete Koné bekam nach einem Fehler im Auer Aufbauspiel zu viel Platz und den Ball in den Lauf und entwischte Innenverteidiger Nicolai Rapp. Martin Männel spielte erst einmal in dieser Saison zu Null und kassierte bereits 14 Gegentore. Auf den Kapitän ist dennoch Verlass, in der hektischen Schlussphase im Sachsenderby zeigte Männel einmal mehr seine starken Reflexe und lenkte den strammen Schuss von Benatelli über den Kasten.

Starke Leistungen, schwache Ergebnisse

Die ersten zehn Spiele dieser Spielzeit sind vorbei und die Partie in Dresden spiegelte den bisherigen Verlauf der Saison für die Veilchen sehr gut wieder. Viel Einsatz und mitunter auch große Leidenschaft münzen die Auer noch nicht in die dazu entsprechenden Ergebnisse um. Noch fehlen die nötige Konstanz und das Selbstbewusstsein. Mit Bielefeld, Heidenheim und dem Hamburger SV warten gleich drei unangenehme und schwere Aufgaben in den kommenden Wochen. Nach wie vor stehen die Erzgebirger nur knapp vor der Abstiegszone und müssen sich im Herbst noch einmal ein kräftiges Polster für den langen Winter zulegen. Wichtig dafür ist die nötige Kaltschnäuzigkeit, diese ließ die Mannschaft von Daniel Meyer in Dresden vermissen.

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