Erzgebirge Aue: Vereinsführung veröffentlicht Faktencheck
Nach der hitzigen Mitgliederversammlung des FC Erzgebirge im vergangenen November äußerte sich der Verein nun erstmals zu den Kritikpunkten, die von Mitglieder- und Sponsorenseite aufkamen. Die Vereinsführung äußerte sich sehr ausführlich und selbstkritisch und möchte die Fans in Zukunft stärker in die Entscheidungen rund um den Club einbeziehen. Jedoch wirft die Stellungnahme zum entlassenen Sportdirektor weiter Fragen auf.
Arbeitsgruppen für Gründungsdatum und Vereinssatzung
Im Rahmen einiger Kritikpunkte aus der aktiven Fanszene entschuldigte sich der Verein bei seinen Mitgliedern, eine außerordentliche Mitgliederversammlung wurde im vergangenen Jahr nicht abgehalten. Der Verein möchte mithilfe seiner Fans zwei Arbeitsgruppen gründen, die sich um eine neue Vereinssatzung und das Gründungsdatum kümmern. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, wann der FC Erzgebirge Aue in der DDR gegründet wurde. Die Fans feierten im letzten Jahr eigenständig das 70-jährige Bestehen ihres Vereins. Eine Kommission sammelte im Vorfeld alle historischen Quellen, mit denen die Frage nach dem Gründungsdatum endgültig geklärt werden soll. Großer Nachholbedarf besteht ebenfalls bei der Vereinssatzung, im November konnten keine Mitgliederanträge zur Abstimmung gebracht werden. Im Sommer möchte der Verein über die Fortschritte der beiden Arbeitsgruppen informieren.
Keine Durchlässigkeit und Effektivität in der Nachwuchsarbeit
Die Nummer 29 bei Aue trägt Tommy Käßemodel, der einstige Jugendspieler ist mittlerweile Zeugwart beim FCE, da der Verein aber im Sommer nicht genügend Local Player im Kader hatte, bekam Käßemodel einen Profivertrag. Daraufhin wurde Kritik an der mangelnden Jugendarbeit laut, da auch die A-Jugend im Sommer in die Landesliga Sachsen abstieg und einige Sponsoren sich über die mangelnde finanzielle Unterstützung seitens des Vereins beschwerten. Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Carsten Müller äußerte sich zur neuen Spiel- und Ausbildungsphilosophie und zu Fehlern in der Vergangenheit. Vor allem die Kader der jüngsten Mannschaften wurden breit verstärkt. Jedoch scheint es immer noch großes Verbesserungspotenzial zu geben, hierbei muss der Verein seine finanziellen Unterstützungen erhöhen, die Jugendarbeit ist sehr auf die Sponsoren des Fördervereins angewiesen.
Entlassung von Steffen Ziffert
Auch der ehemalige Sportdirektor fand sich im Faktencheck wieder, die Freistellung des 52-Jährigen hatte im Sommer für großes Aufsehen gesorgt, insbesondere da über die Hintergründe nach dem Aufstieg nichts bekannt wurde. Auch auf der Mitgliederversammlung sorgte das Thema für hohe Wellen. Im Faktencheck stellte der Verein klar, dass Ziffert zum Ende seiner Tätigkeit gegen seine „Verschwiegenheitspflicht verstoßen“ hätte und „Vertragsinhalte gegenüber Dritten öffentlich zugängig gemacht“ hat. Es sei zu „Kompetenzüberschreitungen und Alleingänge gekommen“, die letztendlich „zu erheblichen zwischenmenschlichen Differenzen“ geführt hätten. Der Verein stellte darüber hinaus fest, dass der Anteil Zifferts bei der Aufstellung der Aufstiegsmannschaft sehr gering war. Laut der Vereinsführung sollte die Stelle des Sportdirektors nur für ein Jahr besetzt werden, Ziffert hatte jedoch einen Vertrag bis 2017, zu einer geplanten Umstrukturierung äußerte sich der Verein erst zwei Monate nach der Freistellung.
Ziffert wies diese Anschuldigungen als falsch zurück, in einer eigenen Stellungnahme äußerte er sich wie folgt: „Zuerst muss man der Vereinsführung die Frage stellen, warum mir trotz meiner vorgeworfenen, schwerwiegenden Verfehlungen, wie Kompetenzüberschreitung, Alleingänge, Verletzung der Vertragspflichten oder erheblichen Differenzen zu meinen Vorgesetzten nicht sofort die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde. Im Gegenteil, man wollte mich im Verein behalten und machte mir ein vertragliches Angebot. […] über einen Monat später erhielt ich die ordentliche Kündigung mit einem neuen Vertragsangebot. Die Gründe damals lauteten, Umstrukturierung im Verein und das Wegfallen der, laut Präsidenten, nicht mehr zeitgemäßen Stelle eines Sportdirektors. Jetzt, 6 Monate später, sind es schwerwiegende Verfehlungen, die meine Entlassung rechtfertigen sollen. […] Es wird behauptet, dass die Stelle des Sportdirektors auf ein Jahr begrenzt war. Warum stand das nicht in meinem Vertrag, sondern nur das Datum des Beginns der Vertragslaufzeit? […] Außerdem war ich für die Verpflichtung von 18 Spielern, unter ihnen Christian Tiffert, verantwortlich.
Fazit
Der FC Erzgebirge Aue äußerte sich umfangreich und selbstkritisch und ist versucht die Gräben zu den aktiven Fans zu überbrücken. Dank dieser Transparenz dürften auch einige überfällige Themen aufgearbeitet sein, bei der Jugendarbeit muss sich der Verein weiterhin wie seine Sponsoren engagieren um das Nachwuchsleistungszentrum nach vorne zu bringen. Die Personalie Steffen Ziffert dürfte den Club weiterhin beschäftigen, auch, weil nach wie vor der Eindruck entsteht, dass es sich vor allem um persönliche statt um fachliche Differenzen handelte. Mit den Anschuldigungen gegen den ehemaligen Sportdirektor entfacht der Verein eine erneute Diskussion und macht sich auch aufgrund der widersprüchlichen Inhalte angreifbar.