FCK im Pokalfinale: Rote Teufel zwischen Himmel und Hölle

Mit Berlins Brandenburger Tor als Aufdruck der Endstation Sehnsucht auf der Pokal-Sonderedition seines Hoodies versuchte Friedhelm Funkel mit all seiner Erfahrung den Spagat zwischen Himmel und Hölle. Doch nach dem achten Einzug von Abstiegskandidat 1. FC Kaiserslautern in ein DFB-Pokal-Endspiel durch ein 2:0 beim drittklassigen Favoritenschrecken 1. FC Saarbrücken gab der Coach seinen Roten Teufeln wenigstens für eine Nacht grünes Licht für eine hochverdiente Sause.

"Viele gute Spieler – auf dem Platz und am Glas"

"Der Pokal“, mahnte Funkel auf der Pressekonferenz angesichts des drohenden Abgrunds zur 3. Liga zwar, "der Pokal ist jetzt bis zum Saisonende abgehakt. Aber jetzt sollen sich die Jungs erst einmal freuen und feiern.“ Dazu benötigten die FCK-Spieler allerdings keine Sondereinladung. "Berlin wird ein einmaliges Erlebnis. Wenn man jetzt nicht feiern darf, wann dann?“, machte Führungstorschütze Marlon Ritter (53.) aus seiner Partylaune bei "Der Betze brennt" kein Hehl und ließ die Art der Feier mehr als nur erahnen: "Wir haben viele gute Spieler – auf dem Platz und am Glas.“

Die erste Endspielteilnahme des zweimaligen Pokalsiegers seit 21 Jahren, die Almamy Toure (75.) gegen den Stolperstein von Meister Bayern München, Ex-Europa-League-Gewinner Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach perfekt gemacht hatte, fühlte sich für Abwehrchef Boris Tomiak da noch gar nicht greifbar an: "Es ist der große Traum von uns allen, aber das ist noch surreal.“ Aber auch Tomiak wollte den Moment in vollen Zügen genießen: "Keine Ahnung, was noch geplant ist – ich lasse mich überraschen.“

Funkel wollte denn auch keinesfalls die Spaßbremse geben. Vielmehr schürte das Trainer-Urgestein die Feierlaune durch seine persönliche Erinnerung an eine der größten Sensationen in der Geschichte der DFB-Pokal-Endspiele: "1985 habe ich als Spieler von Bayer Uerdingen im Halbfinale auch in Saarbrücken gewonnen und bin nach Berlin ins Endspiel gekommen. Wir haben gegen Bayern München damals 2:1 gewonnen, obwohl wir eigentlich chancenlos waren. Vielleicht wiederholt sich ja auch diese Geschichte.“

Neue Millionen sicher, aber: "Nicht als Absteiger nach Berlin"

Einmalig in der bisherigen FCK-Geschichte dürfte der zu erwartende Geldregen für den Pokal-Siegeszug in der laufenden Saison sein. Denn nachdem die Pfälzer schon bis zum Semifinale 6,5 Millionen Euro eingenommen haben, darf sich der Verein unabhängig vom Ergebnis des Finals gegen Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen oder Zweitliga-Rivale Fortuna Düsseldorf bereits auf einen weiteren fetten Scheck freuen. Zwar ist die Höhe der Endspielprämien noch nicht bekannt, doch vor Jahresfrist erhielten beide Finalisten 2,880 Millionen Euro und der neue Pokalsieger nochmals 1,440 Millionen Euro.

Vielleicht nicht alles Geld der Welt, aber womöglich diese Prämien würde Funkel nur allzu gerne gegen den Verbleib im Unterhaus eintauschen. "Das Pokalendspiel ist noch weit weg, und der Klassenerhalt ist viel wichtiger als der Pokalsieg“, gab der Coach seinen Profis das vorrangige Ziel des Vereins mit auf dem Weg zur Party.

Vor den beiden nächsten schweren Punktspielen am Samstag beim angeschlagenen Aufstiegsanwärter Hamburger SV und eine Woche später bei der ebenfalls noch ambitionierten SpVgg Greuther Fürth arbeitete Funkel über das Ergebnis an der Saar hinaus eine weiteren wichtigen Mutmacher heraus: "Für das Selbstvertrauen ist ein Sieg immer besser. Aber die Mannschaft hat endlich mal gezeigt, dass sie hinten die Null halten kann. Weil uns das in den letzten Monaten gefehlt hat, kann uns das noch einen zusätzlichen Schub geben.“

Einen zusätzlichen Ansporn für den Kampf gegen den Abstieg leitete Funkel aus Lauterns ungewöhnlichem Pokalsieg von 1996 (1:0 gegen den Karlsruher SC) ab: "Als Absteiger nach Berlin zu fahren - das wollen wir mit allen Mitteln verhindern. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen.“

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