"Fortführung nicht mehr möglich": Investoren-Deal der DFL geplatzt

Überraschende Kehrtwende in der Diskussion um den Einstieg von Investoren in der DFL: Wie der Liga-Verband am Mittwoch bekanntgab, ist der Deal geplatzt. Demnach habe das Präsidium "einstimmig beschlossen", den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen.

Watzke spricht von Zerreißprobe

Wie Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke in einer Mitteilung erklärt, scheine eine "erfolgreiche Fortführung des Prozesses" in Anbetracht der "aktuellen Entwicklungen" nicht mehr möglich. Zwar würde es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft geben, allerdings stehe der deutsche Profifußball inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Klubs, sondern teilweise auch innerhalb der Vereine zwischen Profis, Trainern, Klubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorge, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden, so Watzke.

"Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Klubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsklubs nicht mehr sichergestellt werden." Zuletzt war es bei zahlreichen Spielen zu Protesten seitens der Fans gekommen, mehrfach mussten Partien für mehrere Minuten unterbrochen werden und standen teilweise sogar vor dem Abbruch, nachdem immer wieder Gegenstände wie Tennisbälle auf den Platz geworfen worden waren. Viele Anhänger befürchteten eine Zerstückelung des Spieltages oder sogar die Verlagerung von Pflichtspielen ins Ausland, wie es etwa in Spanien schon der Fall ist.

Rückkehr zu "geordnetem Spielbetrieb"

Zuvor hatte am 11. Dezember 2023 eine knappe Zwei-Drittel-Mehrheit der Klubs ihre Zustimmung zur Aufnahme der Gespräche mit Investoren gegeben und den Weg für den Einstieg von Geldgebern damit freigemacht. Geplant war die Abtretung von acht Prozent der Medienerlöse über einen Zeitraum von 20 Jahren. Im Gegenzug sollten rund eine Milliarde Euro an die DFL und die Klubs gehen. Mit dem Geld sollten auch die Digitalisierung und Vermarktung im Ausland vorangetrieben werden. Das Votum war innerhalb der DFL als rechtswirksam angesehen worden. Problematisch war jedoch, dass Hannover-Geschäftsführer Martin Kind offenbar entgegen der Anweisung des Muttervereins mit "Ja" gestimmt hatte, was ein Verstoß gegen die 50+1-Regel bedeuten würde. Bis zuletzt hatte Kind ein Geheimnis aus seinem Abstimmungsverhalten gemacht. Pikant: Ohne die "Ja"-Stimme von Kind wäre der Deal erst gar nicht zustande gekommen.

In den vergangenen Wochen hatten Fans und mehrere Vereine, etwa der VfL Osnabrück und der Karlsruher SC, daher eine Neuabstimmung gefordert. Die DFL sei nun aber zu der Überzeugung gekommen, dass etwaige weitere Abstimmungen keine Lösung des Problems bringen würden: "Jede erneute Abstimmung, mit dem Ziel diese Akzeptanz auf einem Beschlussweg herzustellen, würde weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember 2023 getroffenen, rechtswirksamen, von keinem Klub seinerzeit in Frage gestellten oder angefochtenen Beschlusses aufwerfen, die das Risiko neuer rechtlicher Fragen oder sogar Auseinandersetzungen nach sich zöge", betont der Liga-Verband. Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, müsse das vorrangige Ziel der DFL sein. Die Proteste und Spielunterbrechungen in den Stadien dürften damit nun der Vergangenheit angehören.

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