Fortuna Düsseldorf: Reaktionen zur Ticket-Revolution

Fortuna Düsseldorf plant eine Revolution im Ticketing. Am Mittwoch stellte der Verein seine Pläne vor, wie künftig ein kostenloser Zutritt zu Heimspielen der Rheinländer ermöglicht werden soll. Das Projekt wird in eine Testphase gehen - und wird von Liga-Konkurrenten, Rivalen und auch in anderen Sportarten mit Interesse verfolgt.

Fußballromantischer Ansatz?

Die Merkur Spiel-Arena fasst 54.600 Plätze, der Zuschauerschnitt in dieser Saison liegt für die Düsseldorfer in dieser Saison bei rund 29.500 Fans. Eine Millionensumme kommt zustande, obwohl das Fortuna-Stadion nicht ausgelastet ist. Trotzdem wollen die F95-Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Fans zukünftig kostenlos zu den Heimspielen kommen können - um mehr und vor allem alle Leute am Verein teilhaben lassen zu können. Etwa 45 Millionen Euro wurden in den kommenden fünf Jahren von Sponsoren zugesichert, um das Projekt in eine Testphase zu schicken. Die Reaktionen im Profisport fallen unterschiedlich aus.

"Wir halten die Aktion für einen sehr interessanten Ansatz, dessen Umsetzung wir verfolgen", kündigte Niels Russow (1. FC Nürnberg/Finanzvorstand) im "Kicker" an. Er verstand die Idee vor allem als fußballromantischen Ansatz, um den Sport wieder näher an die Menschen zu bringen: "Sie zeigt auf tolle Weise, dass Nachhaltigkeit sehr verschiedenartig interpretiert werden kann. Ich bin großer Befürworter einer nachhaltigen Transformation des deutschen Profifußballs und einer Rückbesinnung seiner gesellschaftlichen Stellung in unserem Land."

"Wir können das nicht"

Überzeugt sind die Liga-Konkurrenten noch nicht, vermitteln aber ihr Interesse für einen "kreativen Ansatz" der Düsseldorfer, wie Alexander Wahler (1. FC Magdeburg/Geschäftsführer). "Es gilt, die Vor- und Nachteile zu bewerten und abzuwarten. Hierfür wird die Testphase mehr Erkenntnisse bringen", gab der FCM-Verantwortliche zu Bedenken. Auch Marcus Mann (Hannover 96/Sportdirektor) stimmte diesen Eindrücken zu: "Sicher muss man abwarten, wie das Projekt in der Praxis funktioniert und ob es zukunftsfähig ist. Das Konzept werden wir uns genau anschauen."

Gelingt die Umsetzung, dann steht für den Profifußball womöglich eine Revolution im Ticketing an. Auch die Lokalrivalen der Düsseldorfer werden das Projekt genauestens verfolgen, so viel dürfte feststehen. Natürlich wettbewerbsübergreifend. "Für ein dauerhaft funktionierendes Modell geht es letztlich um die Frage, wie das Profifußball- und Stadionerlebnis finanziert wird. Wir können das nicht ohne die Ticketeinnahmen unserer großartigen Fans", erklärte Markus Rejek (1. FC Köln/Geschäftsführer) daher bei "Sport1" - und bescheinigte den Düsseldorfern grundsätzlich eine gute Idee: "Wir schauen gespannt und interessiert nach Düsseldorf. Innovativen Ideen, die noch mehr Fans ein emotionales Stadionerlebnis ermöglichen, stehen wir sehr positiv gegenüber."

Skepsis aus Liga 3, Interesse im Eishockey

Aber auch kritische Stimmen werden sich mehren, das dürfte den Beteiligten in Düsseldorf ebenfalls klar sein. Marcus Uhlig (Rot-Weiss Essen/Vorstandsvorsitzender) zählte beispielsweise nicht zu den Befürwortern des Gratis-Eintritts. "Kein Verein hat etwas zu verschenken - auch Düsseldorf nicht", so der 52-Jährige, der zurzeit mit seinem Team in der 3. Liga an den Start geht, im "RevierSport". RWE gilt seit jeher als Publikumsmagnet, kehrte gerade erst nach 14 Jahren in den Profifußball zurück. "Ich bin grundsätzlich skeptisch, das vermeintlich Wertvollste eines Vereins zu verschenken. Und das ist nun mal der Zugang zum Spiel. Etwas, das nichts kostet, wirkt so als sei es nichts Wert. Damit habe ich schon ein Problem", so Uhlig.

Die Testphase der Düsseldorfer für das neue Ticket-Modell startet bereits in der kommenden Saison. Zuerst gilt die Regelung nur bei drei Heimspielen, danach soll die Situation zunächst ausgewertet werden. Bei großem Anklang könnten schnell weitere Spiele folgen - und möglicherweise auch über den Profifußball hinaus für Aufmerksamkeit sorgen. "Wenn es möglich ist, den Profisport - welchen auch immer - den Fans ohne Kosten zur Verfügung zu stellen, ist das ein bemerkenswerter und höchst anzuerkennender Schritt", erklärte zumindest auch Marcus Wirtz, Geschäftsführer der Düsseldorfer EG aus der Deutschen Eishockey Liga.

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