"Ganz normaler Zweitliga-Fußball" - Rostocker Achterbahnfahrt in Fürth

Drei Verletzungen binnen einer Halbzeit, ein Platzverweis und trotz allem zweimal einen Rückstand egalisiert - und natürlich fällt der erneute Ausgleich in der Schlussminute per Elfmeter. Wäre es ein Krimi, könnte man von einem perfekten Drehbuch sprechen. Und Hansa-Coach Jens Härtel mittendrin. Dem 53-Jährigen dürften nach dem wilden Ritt am Freitagabend in Fürth einige graue Haare mehr gewachsen sein.

Die Dramaturgie (2:2) in Etappen

"Die Frage ist nicht, wie viele Nackenschläge man als Team eigentlich binnen eines Spiels kassieren kann. Entscheidend ist, wie oft man zurückkommt." Und das tat Hansa Rostock an diesem turbulenten Freitagabend vielfach und bis zur letzten Spielminute. Aber der Reihe nach:

20. Spielminute - Fürth trifft nach einem schlecht geklärten Standard zum 1:0. Vorausgegangen war eine ganz starke Rostocker Auftaktphase - "Wir waren richtig gut im Spiel", so Rostock-Trainer Jens Härtel.

31. Spielminute - Die beiden Mitspieler Nico Neidhart und Anderson Lucoqui knallen böse zusammen. Neidhart erleidet einen Cut an der Stirn und wirkt wie im Delirium. Lucoqui ergeht es nur unwesentlich besser - beide müssen per Trage ins Krankenhaus abtransportiert werden. Lucoqui eine Gehirnerschütterung erleidet, aber die Rückreise mit dem Team antreten kann, muss Neidhart genäht werden und über Nacht im Hospital bleiben.

45. Spielminute plus - Fürth hat die riesen Chance auf das 2:0 und John Verhoek Glück, dass er nicht vom Platz fliegt. Währenddessen verletzt sich in Damian Roßbach der dritte Hansa-Spieler ohne Fremdeinwirkung und muss noch vor dem Pausenpfiff von Ryan Malone ersetzt werden. Dieser Mann soll noch eine entscheidende Rolle an diesem Abend einnehmen.

57. Spielminute - Fröde setzt sich im Gerangel des Fürther Strafraums durch und köpft nach einer Ingelsson-Ecke den Ausgleich. Hat Hansa die Wende geschafft?

60. Spielminute - Nur wenige Minuten nach dem Ausgleich schlägt Fürth zurück und markiert das 1:2. Der eingewechselte Malone macht im Zentrum eine unglückliche Figur und verschätzt sich bei einer Flanke. Es scheint alles für die Katz.

62. Spielminute - Rostocks Verhoek brennen endgültig die Sicherungen durch. Ein Ellenbogencheck wird mit Gelb-Rot geahndet. Hansa nun im Rückstand und Unterzahl. War's das?

90.+2 Spielminute - Elfmeter für Rostock!!! Fürth-Keeper Linde hat bei einem hohen Ball erneut nicht die Strafraumbeherrschung und Christiansen haut Ingelsson um.

90.+3 Spielminute - Der in der ersten Halbzeit eingewechselte Malone nimmt sich der Sache an, versenkt die Kugel unten rechts und macht seinen Fehler zum 1:2 wieder gut. Kurz danach ist Schluss. Ein unfassbares Schauspiel nimmt einen nicht mehr für möglichen gehaltenen Ausgang.

"Durchzählen" nach dem Auftritt - mindestens vier Ausfälle

"Sicher ist man sich da nie" - so kommentierte Rostocks Trainer Jens Härtel auf der anschließenden Pressekonferenz den Schlussakkord von Ryan Malone. Gleichermaßen lobt er die Mentalität und Moral seiner Mannschaft in höchsten Tönen, spricht von einem glücklichen Punktgewinn. Ob ihm in dem Moment das Ausmaß des Spiels bewusst ist? Eher nicht, der Fußballlehrer bekennt nächste Woche im Training erst einmal "durchzählen" zu müssen. Wir tun das schon einmal für ihn:

Wann die verletzten Neidhart, Lucoqui und Roßbach wieder einsatzfähig sind, scheint ungewiss. Sicher ist, dass in Rot-Sünder Verhoek, Wegbereiter Ingelsson, 1:1-Schütze Fröde und 2:2-Held Malone (alle fünfte gelbe Karte) gleich vier Hauptdarsteller in der nächsten Freitagabend-Aufführung gegen K'lautern fehlen werden. Ob es wieder eine solche Achterbahnfahrt wird?

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