Hansa-Fans sorgen für Pyro-Chaos - Ordner im Krankenhaus

Beim Derby auf St. Pauli haben einige Fans des F.C. Hansa Rostock am Sonntagnachmittag erheblich über die Stränge geschlagen. Die Bilanz: Ein um zehn Minuten verzögerter Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit nach Pyro-Chaos, ein durch Keramikteile verletzter Ordner, mindestens ein verletzter St. Pauli-Fan durch einen Böllerwurf und demolierte WC-Anlagen im Gästeblock.

Raketen auf den Platz gefeuert

Nach der Pause standen die Mannschaften schon wieder zum Anstoß bereit, doch weitergehen konnte die Partie zunächst nicht. Der Grund: Im mit knapp 3.000 Fans besetzten Gästeblock wurde eine beträchtliche Anzahl von Bengalos, Böllern und Raketen abgefeuert, die teilweise auch auf den Platz sowie in benachbarte Blöcke flogen. Dabei ist mindestens ein Anhänger des FC St. Pauli verletzt worden.

Erst nach zehn Minuten, als sich der Nebel aufgelöst hatte, konnte wieder gespielt werden. Zu weiteren Unterbrechungen kam es anschließend nicht. Offenbar hatten die Hansa-Fans, die zum größten Teil in orangefarbenen Bomberjacken angereist waren, bereits alle mitgebrachten Feuerwerkskörper abgebrannt, nachdem es schon vor Spielbeginn im Gästeblock mächtig gequalmt hatte.

Ordner durch Keramikteile verletzt

Unterdessen gab der FC St. Pauli bekannt, dass ein Ordner durch einen Bewurf aus dem Gästeblock verletzt wurde und in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Bei dem Wurfgeschoss habe es sich um Keramikteile aus zerstörten Waschbecken gehandelt. "Das ist ein Verhalten, das wirklich schwierig ist. Unsere Gastfreundschaft ist überstrapaziert worden", sagte St. Pauli-Präsident Oke Göttlich im "Sky"-Interview. Der Vorfall entspreche "überhaupt nicht dem, was wir in guten Gesprächen mit den Hansa-Verantwortlichen gehabt haben. Böller, Keramik - das ist eine Dimension, die nur schwer erträglich ist".

Auch Hansa-Vorstandschef Robert Marien verurteilte den Vorfall und bezeichnete das Verhalten als "absolut asozial". Manche hätten gezeigt, dass es ihnen nicht um Fußball gehe. "Ich kann mich nicht für 50 Leute schämen, die zu nah an der Wand geschaukelt haben. Das sind einfach nur Vollidioten. Von denen distanziere ich mich, die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun." Er habe "große Sorgen" gehabt, als die Keramikteile flogen. "Im Nachgang verspüre ich Wut." Marien habe nicht damit gerechnet, dass die Situation eskalieren würde: "Das sind rote Linien, davon distanzieren wir uns ganz klar und das tut heute auch mehr weh als die 0:1-Niederlage. Wir entschuldigen uns dafür." Darüber hinaus demolierten Hansa-Fans die WC-Anlage im Gästeblock und legte dort ein Feuer.

Empfindliche Geldstrafe droht

Um das Derby abzusichern, war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort und hatte die rivalisierenden Fangruppen vor Spielbeginn strikt voneinander getrennt, was allerdings nicht konsequent gelang. So warfen St. Pauli-Fans vom Dach einer Rindermarkthalle an der Feldstraße Raketen und Böllern in Richtung der Hansa-Fans, die ihrerseits pyrotechnische Gegenstände in Richtung der St. Paulianer warfen. Aufgrund der Explosionswucht der auf dem Parkdeck gelandeten Böller sprang die Alarmanlage zahlreicher Autos an. Die Abreise der Fans verlief weitgehend friedlich, wenngleich aus unbekannten Gründen ein Fenster in einer U-Bahn zerbarst. Laut Polizei verpassten 350 Hansa-Fans ihren geplanten Zug zurück nach Rostock und mussten zwei Stunden am Hamburger Hauptbahnhof warten.

Die Partie am Sonntag war die erste seit März 2009, bei der wieder Hansa-Fans im Millerntor-Stadion waren. Beim ersten Spiel der Rostocker nach dem Aufstieg war das Kartenkontingent im Oktober 2021 wegen der 2G-Regelung im Stadion nicht abgerufen worden. Der Kogge droht nun eine empfindliche Geldstrafe des DFB. Aber auch der St. Pauli wird zur Kasse gebeten werden, nachdem in der Heimkurve ebenfalls mehrere Male Pyrotechnik gezündet worden war.

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