Heidenheim mit leidenschaftslosen Auftritt gegen Hannover 96

"Ich möchte meine Mannschaft ausdrücklich aus der Schusslinie nehmen, weil ich mich für etwas entschieden haben, wofür wir eigentlich nicht stehen und was wir eigentlich nicht spielen“, so ein selbstkritischer Frank Schmidt, nachdem sein Team gegen den Aufstiegsaspiranten aus Hannover mit 0:2 verloren hatte. Doppeltorschütze auf Seiten der Hannoveraner war Martin Harnik. Die Heidenheimer blieben somit auch im vorletzten Heimspiel in dieser Saison ohne Heimsieg und weit unter ihren Möglichkeiten und rutschen nun allmählich in der Tabelle weiter ab.

Verunsicherte Defensive nutzt Harnik eiskalt aus

Schmidt überraschte zu Spielbeginn mit einer taktischen Umstellung und ließ sein Team in einer Fünferkette auflaufen, davor sollte mit einer Viererkette die Räume eng gemacht werden. Doch der Plan Schmidts ging nicht auf, sein Team ist „überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen“, was auch auf dem Rasen deutlich zu sehen war. Auch die erste Torchance erarbeiteten sich die Gäste nach nur 100 Sekunden. Nach einem Einwurf suchte Niclas Füllkrug aus spitzem Winkel schnell den Abschluss, aber Kevin Müller war aufmerksam und konnte die erste brenzlige Situation entschärfen. Die Schwaben fanden überhaupt nicht ins Spiel. 96 ließ den Ball im Stile eines Spitzenteams in den eigenen Reihen laufen, zog von hinten ein präzises und flaches Kombinationsspiel auf. Der 1. FCH schien nur als Statist zu wirken und rannte den Bällen förmlich hinterher ohne jede Chance auf den Ball oder überhaupt in den Zweikampf zu kommen. Hinzu kommt, dass zahlreiche individuelle Fehler auf Seiten der Hausherren das Leben der Hannoveraner zusätzlich erleichterte. Eine Flanke konnte erst Norman Theuerkauf nicht entscheidend klären, dann schlug noch Tim Kleindienst am Ball vorbei. Der Ball landete bei Edgar Prib, der Ball in die Mitte brachte, wo Harnik schneller aus Theuerkauf war und aus wenigen Metern das 0:1 erzielen konnte (16.). Damit wurde die ohnehin schon breite Brust der in weiß gekleideten Gäste noch breiter und die Heidenheimer wirkten zunehmend verunsicherter. So verschätzte sich bei einer Flanke von Felix Klaus Arne Feick, dahinter stand Mathias Wittek, von dessen Brust der Ball nach vorne klatschte. Wieder war Harnik einen Schritt schneller als Wittek, der den Ball zusätzlich noch leicht abfälschte und mit Hilfe des Innenpfostens schlug der Ball zum 0:2 ein (25.). Wie sah die Antwort der Hausherren aus? Natürlich ging es über Kapitän Marc Schnatterer, dessen Distanzschuss Philipp Tschauner nur nach vorne abklatschen konnte. Jedoch stand John Verhoek beim Abstauber deutlich im Abseits, sodass es weiterhin beim beruhigenden Vorsprung der Niedersachsen blieb (27.). Schmidt reagierte und änderte seine Taktik und stellte sein Team fortan nun in einem 4-4-2 auf. Aber auch personell wurde bereits vor dem Halbzeitpfiff getauscht. Nachdem Wittek zum wiederholten Male bei einer Flanke unsicher wirkte, wurde dieser durch Ben Halloran ersetzt. „Es war eine gewisse Verunsicherung da, sowohl im Spielaufbau, als auch in der Defensive. Wenn man das als Trainer erkennt, muss man handeln“, so Schmidt zur Herausnahme Witteks. Glück hatten die Heidenheimer, als ein gut getretener Freistoß von Prib von Müller mit den Fingerspitzen entschärft werden konnte (40.).

Hannover macht Stimmung und diktiert das Spiel

Im zweiten Spiel ähnelte die Partie einem Freundschaftskick in der Sommervorbereitung. Hannover schaltete zwei Gänge zurück, aber geriet gegen harmlose Heidenheimer nie in Bedrängnis. Während die Fans der Niedersachsen den bevorstehenden Sieg feierten, herrschte auf der Heimseite Stille und dies seit Spielbeginn. Auslöser war ein Plakat mit der Aufschrift „All Cops Are Bastards“ im vergangenen Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. Der Verein kündigte Konsequenzen an und verschärfte bei diesem Heimspiel die Einlasskontrollen mit Leibesvisitationen. Zudem soll wohl eine Fanchoreo geplant gewesen sein, die auch vorher genauer Kontrollen unterzogen werden sollte. Die Fanszene fand diese Maßnahmen übertrieben und ließ daraufhin den Block hinter dem Tor auf der Osttribüne leer. Die restlichen Anhänger des 1. FCH versuchten Zeitweise Fangesänge anzustimmen, die jedoch schnell verstummten, da auch auf dem Platz nicht der nötige Einsatz und Wille des Teams zu sehen war, dass dem Favoriten aus Hannover die Stirn geboten wird. Heidenheim wehrte sich im zweiten Spielabschnitt nun mehr, aber fand keine Mittel gegen sehr sicher agierende Hannoveraner. Diese hätten nach einem Kopfball von Füllkrug beinahe das dritte Tor erzielt, jedoch ging der Ball nur wenige Zentimeter über die Latte (62.). „Hannover hat das in dieser Phase genau richtig gemacht und sehr souverän gespielt. Bis auf den Lattenschuss von Kevin Lankford hatten wir gar keine Chance“, so Schmidt. In der Tat gab es keine nennenswerte Aktion der Heidenheimer zu verzeichnen. Der 18-Jährige Lankford probierte sein Glück aus 22 Metern und zog trocken ab. Aber auch dieser Schussversuch fand nicht ins Ziel und klatschte vom Querbalken wieder zurück ins Feld (90.). Es war wohl mit einer der schlechtesten Saisonleistung der Schwaben, die auch Schmidt „nicht schönreden“ möchte und von „einem Tiefpunkt“ spricht. „Ich habe meinen Job nicht gut gemacht“, übernahm Schmidt noch einmal die volle Verantwortung der Niederlage. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es kaum vorstellbar, dass sich die Heidenheimer diese Saison noch einmal fangen werden und in Berlin und beim abschließenden Heimspiel gegen 1860 München wieder zurück in die Erfolgsspur finden.

 

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