HSV: Walter dachte an den Rücktritt - aber "Mission noch nicht fertig"

Tim Walter tritt in dieser Saison zum dritten Mal infolge als Cheftrainer des Hamburger SV an, um den ehemaligen Dino endlich wieder in die Bundesliga zu führen. Zweimal war der 47-Jährige knapp gescheitert. Im vergangenen Sommer zweifelte der Fußballlehrer daher selbst an seiner eigenen Person, doch nun greift der Coach mit neuer Energie wieder an.
"Es gibt Leute, die sagen ..."
Im vergangenen März kassierte der Hamburger SV eine empfindliche Niederlage in Karlsruhe, woraufhin sich Tim Walter zu markanten Worten im Aufstiegsrennen hinreißen ließ. "Die, die sagen 'HSV, immer zweite Liga', die wissen nicht, dass wir nächstes Jahr in der ersten Liga spielen", sagte der 47-Jährige damals - und erntete Hohn und Spott, nachdem seine Mannschaft in der Relegation gescheitert war. "Es ist klar, dass mir so ein Satz auf die Füße fallen kann. Aber: Ich war von meiner Mannschaft, von unserer Spielidee so überzeugt, dass dieser Glaube größer war als der Gedanke an ein Scheitern", griff Walter nun selbst wieder auf, wie "transfermarkt.de" berichtet.
Im Sommer entstand daraufhin unter Fans die Diskussion, ob Walter nach zwei Fehlversuchen eine weitere Chance erhalten sollte. Der Cheftrainer blieb im Amt. "Es gibt Leute, die sagen, ich könnte nur deshalb noch Trainer beim HSV sein, weil die Mannschaft zu mir steht. Ich will das nicht bewerten", schrieb der 47-Jährige im Magazin "11Freunde" über seine eigene Situation. "Ich finde es jedoch merkwürdig, dass in der Öffentlichkeit nie darüber diskutiert wurde, ob ich noch Trainer beim HSV sein wollte." Wollte Walter etwa hinschmeißen? Fakt ist: Nach den beiden deutlichen Niederlagen gegen Stuttgart (0:3/1:3) war der Gedanke an einen Rücktritt da.
Walter tankt frische Energie
"Ganz ehrlich: Nach dem verpassten Aufstieg habe ich mir ein paar Tage Gedanken gemacht. Wir hatten alles gegeben, es hat wieder nicht gereicht, ich war tief enttäuscht. Ich hatte die Erwartungen an mich selbst nicht erfüllt", nahm sich Walter dabei in die Pflicht. Dass seine Person oftmals als Zielscheibe in der Öffentlichkeit dient, sei ihm bewusst. Das habe der Fußballlehrer schließlich auch selbst so inszeniert. "Ich bin derjenige, der sich in den Wind stellt, der alles vom Team fernhält, aber auch ich brauche Energie", beschrieb Walter die Lage. Doch so wolle der 47-Jährige nicht weitermachen. "Meine Konsequenz war, dass ich meine Führungsspieler wie Sebastian Schonlau (Kapitän; Anm. d. Red.) und meine Assistenten noch mehr in die Pflicht genommen habe, ihnen mehr Verantwortung übertrage."
Die Köpfe wurden mit Sport-Vorstand Jonas Boldt und Profifußball-Direktor Claus Costa zusammengesteckt. Aus diesen Gesprächen und aus der Analyse der vergangenen Saison schöpfte Walter neuen Mut, um die Aufgabe noch einmal anzugehen. "Dann sind wir schnell übereingekommen, dass wir noch nicht fertig sind mit unserer Mission. Dann war schnell der Entschluss gefasst, dass wir es von Neuem angehen. Mit voller Power und vollem Elan", versicherte der Cheftrainer. "Ich bin sehr, sehr glücklich. Ich kann für mich sagen, dass es eine gute Entscheidung war." Zum Saisonstart holte der HSV schon vier Punkte, dazu wurde die 1. Runde im DFB-Pokal als Hürde genommen. Auffällig war bislang nur, dass die Abwehr der Hamburger noch nicht die Stabilität zeigt, die sich Walter wünschen wird. Daran kann er nun weiter anpacken.