Kommentar: Lage beim VfR Aalen spitzt sich zu

Die Lage beim VfR Aalen wird immer bedrohlicher. Vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt erklärte Trainer Stefan Ruthenbeck dieses Abstiegsduell zu einem Endspiel, in dem ein Sieg Pflicht sei. Wäre er eigentlich auch gewesen, denn jeder weiß, dass man die Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten gewinnen sollte, damit der Kampf um den Klassenerhalt erfolgreich ist. Doch was folgte, war Ernüchterung pur. In einem schwachen Spiel beider Mannschaften ging der Gast aus der hessischen Metropole nach einem genialen Freistoßtrick mit 0:1 als Sieger vom Platz – sehr zur Freude, der etwas mehr als 20 mitgereisten FSV-Fans. Doch auf der Ostalb nistet sich das Abstiegsgespenst immer mehr ein, denn nach dreizehn Spieltagen hängt die Rote Laterne weiterhin in Aalen. Mit nur zwei Siegen, sieben Niederlagen und zehn Punkten, sowie der mit zehn Toren schwächsten Offensive, sieht die Bilanz alles andere als gut aus. Die letzten drei Spiele wurden allesamt verloren. Kurios ist, dass jedoch dazwischen ausgerechnet im DFB-Pokal Bundesligist Hannover 96 mit 2:0 ausgeschaltet wurde.

Es fehlt ein richtiger Stürmer

Sechzehn Gegentore sind kein so schlechter Wert für einen Tabellenletzten, auch das Torverhältnis von minus sechs hält sich noch im Rahmen. Das zeigt, dass viele Spiele knapp verloren wurden und es nicht unbedingt an der Abwehr liegt, das Aalen unten steht, auch wenn Torwart Daniel Bernhardt, den goldenen Treffer der Frankfurter kritisierte. Insbesondere Sascha Mockenhaupt liefert Woche für Woche gute Leistungen ab, doch geht das etwas unter. Die Hauptprobleme liegen ganz klar im Offensivspiel. Es fehlt ein richtiger Knipser im Sturm. Die herausgespielten Chancen werden viel zu selten verwertet. Bislang konnte noch niemand den Ausfall von Robert Lechleiter ersetzen, nicht Andreas Ludwig, nicht Michael Klauß, und auch nicht Heißsporn Dominick Drexler, der im Spiel gegen Frankfurt nun schon zum zweiten Mal wegen einer Disziplinlosigkeit auffiel und wohl mit einer Sperre rechnen muss. Zudem scheint die aktuelle, in der 2. Bundesliga ungewohnte, Tabellensituation das Team zu lähmen. Das Spiel gegen den FSV Frankfurt war anfangs geprägt von Angst und Fehlervermeidung, keiner wollte den entscheidenden Fehler machen und traute sich etwas zu. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass sich nun der Qualitätsverlust durch die Abgänge, sowie den Ausfall von Lechleiter, der durch Neuzugänge hauptsächlich aus unteren Ligen, sich eben bemerkbar macht, auch wenn die Mannschaft ihr Potential schon angedeutet hat. Zudem führten individuelle Fehler zu Gegentoren wie beispielsweise in Braunschweig, wo Ruthenbeck heftige Kritik an Nejmeddin Daghfous übte, der mit einem missglückten Dribbling in der eigenen Hälfte den Ball verlor und so der Eintracht das Führungstor ermöglichte: “Das war nicht zweitligatauglich, so etwas habe ich zuletzt in der Oberliga gesehen. Dem Spieler muss klar sein, dass er gegenüber Verein und Mannschaft in der Verantwortung steht. Das war schon überheblich.”

Hoffnung auf einen neuen Stürmer und Robert Lechleiter

Um aus der Krise wieder herauszukommen, ist insbesondere eine Verbesserung des Offensivspiels nötig. Die sich wenigen Chancen müssen konsequent genutzt werden. Hoffnung besteht, dass man in der Winterpause evtl. durch die Zusatzeinnahmen im DFB-Pokal einen neuen Stürmer verpflichtet und vor allem wegen der Rückkehr von Robert Lechleiter, der auch mal ein Spiel alleine entscheiden kann und das Team mitreist. Aber ob er in seinem Alter nach einem Kreuzbandriss wieder der alte sein wird, steht in den Sternen. Auch sollte vielleicht mal der ein oder andere Ersatzspieler mehr Einsatzzeiten erhalten um neue Impulse zu setzen, wie z.B. jetzt gerade erst im Tor geschehen mit dem Wechsel von Jasmin Fejzic zu Bernhardt. Trainer Ruthenbeck, dem in letzter Zeit oft fehlendes Engagement an der Seitenlinie vorgeworfen wird, steht indes noch nicht zur Diskussion, auch wenn er sich auf der Pressekonferenz nach dem Frankfurt-Spiel selbst in Frage stellte.

Fest steht, dass es eine spannende Saison wird für den VfR Aalen und der Klassenerhalt irgendwie geschafft werden muss, denn ansonsten drohen die Lichter auszugehen auf der Ostalb. In einem Interview mit dem "Kicker" sagte Präsident Berndt-Ulrich Scholz kürzlich, dass eine weitere Saison in der 2. Bundesliga finanziell machbar sei, doch die 3. Liga sei bezüglich der Lizenz eine Katastrophe. Allerdings ist er guter Dinge, dass am Ende alles gut wird: „Es kann schon sein, dass wir auf einem Abstiegsplatz überwintern, aber absteigen werden wir nicht“. Bis zur Winterpause wartet allerdings noch ein strammes Programm auf den VfR. Nach der Länderspielpause geht es nach Bochum, dann kommt Düsseldorf nach Aalen, ehe es zum brisanten Ostalbderby in Heidenheim kommt. Es folgen zwei schwere Heimspiele gegen Nürnberg und Leipzig bevor es nach Hamburg zum FC St. Pauli geht.

 

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