"Kompletter Abriss": So feierte der 1. FC Heidenheim den Aufstieg

Wahnsinn! Irre! Unglaublich! Für die Art und Weise, wie der 1. FC Heidenheim in Regensburg nach einem 0:2-Rückstand noch den Aufstieg und sogar die Meisterschaft feierte, gibt es eigentlich keine Worte. Entsprechend emotional fielen die Feierlichkeiten aus. Eine Statue lehnte Trainer Frank Schmidt allerdings ab.

Völlige Extase in der Nachspielzeit

Als Regensburgs Owusu kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit binnen fünf Minuten einen Doppelpack schnürte, schien er bereits abgefahren zu sein, der Zug Richtung direkter Bundesliga-Aufstieg. Doch der FCH blieb dran und kam durch ein Eigentor der Hausherren zum Anschluss (58.). Was denn jedoch in der Nachspielzeit passierte, ist an Wahnsinn kaum zu überbieten.

Erst behielt Beste vom Elfmeter-Punkt die Nerven (90.+3), dann verwandelte Kleindienst eine Beste-Vorlage zum 3:2 (90.+6) und versetzte die über 5.000 mitgereisten Fans in völlige Extase. Als Schiedsrichter Sören Storks die Partie dann nach weiteren sechs (!) Minuten Nachspielzeit beendete, brachen alle Dämme.

Einen Platzsturm verhinderte die Polizei mit einem Großaufgebot zwar, den Feierlichkeiten von Fans und Spielern tat das jedoch keinen Abbruch.

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Als Beste als einer der ersten zum "Sky"-Interview kam, wusste er gar nicht, was er sagen soll. "Mir kommen die Tränen. Der Trainer hat immer gesagt: 'Glaubt dran, glaubt dran'". Und das taten die Heidenheimer an diesem Sonntag. "Wir liegen 0:2 hinten, wir müssen drei Tore schießen. Mir fehlen die Worte. Man hat gesehen, was für Emotionen dann kommen", sagte Beste.

"Das ist geisteskrank"

Auch Kleindienst, der sich mit 25 Treffern die Torjäger-Kanone sicherte, konnte sein Glück kaum fassen. "Das ist geisteskrank. Einfach Wahnsinn. Das ist der pure Glaube. Wir haben brutal gearbeitet und gemacht, jetzt haben wir es einfach verdient. Darum lieben wir den Fußball, darum lieben wir den Sport, weil solche Geschichten geschrieben werden." Und wie wird der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga nun gefeiert? "Kompletter Abriss", kündigte der Stürmer an.

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Trainer Frank Schmidt fand es einfach nur "unfassbar. Wir haben viele solcher Spiele gehabt. Wir haben seit Jahren eine außergewöhnliche Mentalität entwickelt. Wir geben nie auf. Die Nachspielzeit haben wir genutzt, weil das Spiel sehr oft unterbrochen war. Es ist schwierig, das in Worte zu fassen." Und wo wird dem Erfolgscoach, der Heidenheim von der Oberliga in die Bundesliga geführt hat, nun eine Statue errichtet? "Nirgends, weil da wird irgendwann mal hingepinkelt und das möchte ich nicht."

Auf der anschließenden Pressekonferenz ließ der 49-Jährige dann eine Bierdusche über sich ergehen, entschuldigte sich dafür und fand im Anschluss warme Worte für den Jahn: "Ich weiß, Regensburg ist heute abgestiegen. Und ich sage das aus größtem Respekt. Vielen Dank, dass ihr uns diese Feier ermöglicht habt. Das ist nicht selbstverständlich. Alles Gute für die neue Saison, dass ihr schnell zurückkommt."

Ein "modernes Fußballmärchen"

Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald bezeichnete den Aufstieg bei der "ARD" unterdessen als "modernes Fußballmärchen" und meinte: "Wir können nicht ohne Dramatik. Das ist so typisch für uns. Als elf Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, war mir klar: es ist noch nicht vorbei. Ich habe die ganze Zeit daran geglaubt."

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Weil Darmstadt 98 parallel in Fürth unterlag, hat sich der 1. FC Heidenheim mit dem Last-Minute-Sieg neben dem Aufstieg auch die Meisterschaft gesichert. Kurios allerdings: eine Meisterschale gab es am Sonntag für den FCH nicht. Die DFL war mit der Schale nach Fürth gereist, wo die Feierlichkeiten allerdings ins Wasser fielen. Überreicht werden soll den Heidenheimern die Schale nun am Montag im eigenen Stadion. Mindestens bis dahin dürften die Feierlichkeiten auch andauern.

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