Oral legt los: "Bin ein Mensch, mit dem man gut auskommt"

Tomas Oral ist zurück in der 2. Bundesliga und wird mit dem SV Sandhausen um den Klassenerhalt kämpfen. Die Zuversicht beim neuen Cheftrainer ist groß, denn die Qualität im Kader sei zweifelsohne vorhanden - und mit dem Impuls an der Seitenlinie sollen diese Fähigkeiten in der Mannschaft wieder aktiviert werden. Ausgerechnet beim 1. FC Nürnberg (Samstag, 13 Uhr) wird Oral seine Mission beginnen.

"Ich bin kampferprobt"

Es war vielleicht das bitterste Kapitel in der Trainerkarriere von Tomas Oral, als er in der Zweitliga-Relegation der Saison 2019/20 mit dem FC Ingolstadt beim 1. FC Nürnberg unterlag - aufgrund eines Treffers in der sechsten Minute der Nachspielzeit im Rückspiel. "Es sind die Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Dass ich ausgerechnet dort starte, wo wir schon gemeinsam Geschichte geschrieben haben", verweist Oral bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer des SV Sandhausen auf die kommende Begegnung mit Nürnberg. Dort will der 49-Jährige auch dieses Mal schon den ersten Schritt zum Klassenerhalt machen.

Oral wolle die "Mannschaft schnell wieder aktivieren" und die "Jungs wieder auf Schiene bringen", um das anvisierte Ziel am Saisonende zu erreichen. Dass das möglich ist, steht für den Coach außer Frage. "Wenn ich nicht die Überzeugung hätte, dass die Mannschaft eine gewisse Qualität hat, dann würde ich solche Aufgaben nicht angehen", so Oral. Auf die Tabelle wolle er zwar nicht schauen, aber der Status als Tabellenletzter "ist nunmal so". Für den Fußballlehrer ist dadurch nichts verloren: "Es gibt so viele schlimmere Dinge, die in der Welt passieren, als mitten in der Saison mal in der 2. Bundesliga auf dem letzten Platz zu sein", spricht Oral den Menschen ins Gewissen. Daraus gilt es sich herauszukämpfen. Und Oral stellt klar: "Ich bin kampferprobt."

Orals Ehrlichkeit und Emotionen

Sich selbst beschreibt der 49-Jährige als "jemand, der eigentlich harmoniebedürftig ist". Wohlwissend, dass in der Außendarstellung manchmal die Emotionen hinzukommen. "Ich bin auch jemand, der er bis in die Haarspitzen für sich verinnerlicht hat, dass er in ein Spiel geht, um es zu gewinnen. Dann passiert das manchmal", erklärt Oral. Der Cheftrainer bekräftigt: "Das Wichtigste ist, dass man ehrlich und fair miteinander umgeht. Im Fußball ist das nicht immer so. Eigentlich bin ich ein Mensch, mit dem man sehr gut auskommt." Zu Orals Ehrlichkeit gehört dann eben auch, dass das vielleicht nicht immer jedem passt. Auch das kann der neue SVS-Coach realistisch einschätzen.

Doch im Abstiegskampf gilt es, die Konkurrenten zu bezwingen. Die Erwartung, dass jeder Spieler "alles gibt", konnte er bei allen bisherigen Stationen immer erfüllen. Hinzu kommt die Spielidee. "Ich bin schon jemand, der offensiv denkt. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine gewisse Stabilität nötig ist. Ich würde gerne mit vier Stürmern spielen und jedes Spiel mit 5:4 gewinnen, aber dann wäre ich vielleicht auch nicht lange Trainer", ordnet Oral ein. Klar ist nur: "Ich werde alles dafür tun, dass wir in den nächsten Wochen wieder positivere Schlagzeilen schreiben."

"Situation erlebt und gemeistert"

Dass Tomas Oral das Vertrauen der SVS-Verantwortlichen bekommt, sei eine einstimmige Entscheidung gewesen - und, wie Sportchef Mikayil Kabaca ausdrücklich betont, das erste Gespräch mit dem 49-Jährigen habe erst nach dem Gespräch mit Ex-Coach Alois Schwartz stattgefunden. "Ich habe Tomas angerufen und gefragt: 'Wo bist du? Setz' dich ins Auto, komm' zum Gespräch'", berichtet Kabaca, wie der Sonntagabend anschließend verlief. Bei der Auswahl war dem SVS-Sportchef besonders wichtig, das der Klub einen Trainerfindet, der "diese Situation schon erlebt und gemeistert hat". Mit Oral, dessen Vertragslaufzeit und -gültigkeit nicht kommentiert wird, wurde dieser Mann gefunden.

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