Platzverweis als Knackpunkt: 96 vermisst "ein bisschen Feingefühl"
Hannover 96 erlebte in Paderborn einen frustrierenden Nachmittag. Nach einem Platzverweis spielten die Niedersachsen über 70 Minuten in Unterzahl - und waren dem Punktgewinn ganz nahe. Dann landete eine Flanke von Ex-Hannoveraner Florent Muslija ungewollt im Netz.
VAR korrigiert Kartenfarbe
Auf der Heimfahrt aus Paderborn konnte Hannover 96 das Spiel wohl auf zwei entscheidende Szenen herunterbrechen, denn nach dem Platzverweis gegen Louis Schaub (20.) und dem glücklichen Treffer von Florent Muslija (90.+1) war im Prinzip alles zum Spiel gesagt. "Es ist ein sehr frustrierender Nachmittag für uns", fasste auch Stefan Leitl zusammen. Der Cheftrainer sah, wie Schaub beim Spielaufbau der Paderborner mit offener Sohle und Anlauf in seinen Gegenspieler hinein rutschte. Nach einem Hinweis des Videoassistenten korrigierte Schiedsrichter Wolfgang Haslberger die Kartenfarbe von gelb zu rot. Über 70 Minuten lang hielt Hannover danach in Unterzahl dagegen.
"Die rote Karte gegen Louis Schaub war natürlich der Knackpunkt. Ich weiß nicht, ob Louis ihn trifft und wenn ja, wie sehr, daher will ich an dieser Stelle nicht spekulieren", hielt sich Leitl bei der Bewertung des Platzverweises zurück. Mittelfeldspieler Fabian Kunze meinte: "Ich habe die Szene eben gesehen, aber mit Louis noch nicht sprechen können. Die Entscheidung war für uns natürlich scheiße. Mit ein bisschen Feingefühl - wenn ich teilweise sehe, was da in anderen Ligen durchgewunken wird - belässt man es bei der Gelben Karte." In diesem Fall wurde Schaubs Einsatz jedoch als grobes Foulspiel gewertet, sodass der Österreicher flog.
"Gegentor ist natürlich maximal unglücklich"
Geflogen war in der Nachspielzeit auch die Flanke von Ex-Hannover Florent Muslija - und zwar ins Netz. Weil 96-Keeper Ron-Robert Zieler kurz vor dem Einschlag noch von einem Gegenspieler irritiert wurde, landete der weite Ball von Muslija ohne weiteren Kontakt aus 30 Metern im Netz. "Das Gegentor ist natürlich maximal unglücklich. Ich weiß nicht, ob noch jemand drankommt. Dann setzt er perfekt ins lange Eck ein", räumte Zieler nach der Partie ein. Wäre der Last-Minute-Treffer nicht mehr gefallen, dann hätte Hannover wohl von einer hervorragenden Defensivarbeit gesprochen. Denn bis zum Schluss ließ 96 kaum etwas anbrennen.
"Was die Jungs danach in Unterzahl gerade in der Defensive geleistet haben, ist sehr lobenswert. Wir haben wenig bis gar nichts zugelassen", fand auch Leitl, der einen Punkt für seine Mannschaft gerne mitgenommen hätte. Dieser Meinung dürften sich zahlreiche Hannoveraner anschließen. Wichtiger für Zieler war aber beispielsweise noch: "Die Mannschaft funktioniert, das sieht man auf dem Platz. Wie sie spielt und welche Leidenschaft sie an den Tag legt. Aber es ist ein Ergebnissport. Wir wollten hier was mitnehmen. Jetzt haben wir noch zwei Spiele, auch da werden wir alles investieren." Hannover 96 bleibt mit 23 Punkten nach 15 Spielen etwas hinter der Spitzengruppe zurück, doch in Niedersachsen ist die Zuversicht groß, dass es schnell weiter nach oben gehen kann.