Schultz kann Fehlentscheidung akzeptieren: Dennoch Kritik am VAR

Ein Last-Minute-Treffer vom FC St. Pauli sicherte den Hamburgern zumindest einen Punkt beim 2:2-Unentschieden in Hannover. Der Aufreger des Abends war jedoch ein Elfmeterpfiff, den es in der ersten Halbzeit für die Gastgeber gab. Die Kiezkicker reagierten diplomatisch - doch die Existenz des Videoassistenten durfte einmal mehr in Frage gestellt werden.

Zwayer: "Finde es auch nicht mehr eindeutig"

Schon nach 240 Sekunden wurde Johannes Eggestein im gegnerischen Sechzehner nicht angegangen, sodass der Sommer-Neuzugang seinen ersten Treffer für die Kiezkicker markieren konnte. So weit, so gut. Die Szene des Abends folgte rund 30 Minuten später, als eine Flanke den Arm von FCSP-Abwehrspieler Adam Dzwigala touchierte. Zur Überraschung vieler entschied Schiedsrichter Felix Zwayer auf Elfmeter. "Ich weiß nicht, warum er sich den Stress antut. Keiner fordert Hand, keiner sieht Hand, außer er", eröffnete St. Pauli-Coach Timo Schultz eine diplomatische Diskussion. Dass eine Fehlentscheidung gegen die Hamburger vorlag, konnte der Übungsleiter akzeptieren. Fraglich war der Einsatz des Videoassistenten.

Im Spielgeschehen, so versicherte Felix Zwayer nach Abpfiff in der "Süddeutschen Zeitung", habe er eine aktive Bewegung zum Ball wahrgenommen. "Meine Wahrnehmung auf dem Platz, auf die ich mich letztendlich verlassen musste, war, dass der linke Arm zum Zeitpunkt des Abspiels eine leichte Bewegung nach außen macht und damit in die Flugbahn geht und den Ball ablenkt", bekräftigt der Schiedsrichter. Die TV-Bilder schaute er sich in der Partie nicht an - weil sie laut VAR keine eindeutige Auflösung des Geschehens hergaben. Erst im Nachhinein sah Zwayer aufschlussreichere Szenen und gestand ein: "Aus dieser Perspektive finde ich es auch nicht mehr eindeutig, meine Perspektive auf dem Platz war eine deutliche Bewegung mit dem Arm in Richtung des Balles."

Wiederholte Kritik am VAR

Bereits während der Partie gestand der Deutsche Fußball-Bund offen eine Fehlentscheidung ein. Auf Twitter folgte die Begründung: "Der grundsätzliche Ansatz bei einer Intervention des VAR ist, dem Schiedsrichter mit dem vorhandenen Bildmaterial Informationen zu liefern, die dessen Wahrnehmung zweifelsfrei widerlegen können. In dieser Situation waren die vorliegenden Kameraperspektiven nicht ausreichend dafür." Somit griff der Videoassistent zwar ein, doch er lieferte keine Bilder, welche Zwayers Entscheidung einwandfrei widerlegen konnten - ein deutliches Ausrufezeichen für Kritiker des VAR.

Dazu zählt sich auch Timo Schultz, der allerdings die Kritik allgemeiner fasst. "Wir müssen aufpassen, und das ist jetzt gar nicht auf heute gemünzt, wofür wir denn heutzutage noch Elfmeter geben. Ich weiß, jetzt kommen die Regelhüter wieder mit 'Hand ist Hand', und 'wie sollen wir das denn bewerten'? Aber nein, so tickt der Fußball nicht. Dem Schiedsrichter gehört die Gewalt und dann hat er heute vielleicht einmal falsch gelegen, das kann ich gut akzeptieren", so der St. Pauli-Coach. "Aber wenn dann noch so ein Prozedere im Nachgang mit 20, 30 Sekunden oder eine Minute entsteht und am Ende bleibt man bei solchen Bildern trotzdem dabei, dann sehe ich mich wieder bestätigt, dass wir das Ding (VAR, Anm. d. Red.) auch wieder abschaffen können."

"Waren aufregende 90 Minuten"

Sebastian Kerk verwandelte jedenfalls den fälligen Strafstoß, woraufhin Hannover 96 die Partie im zweiten Abschnitt drehte. Erst ein Last-Minute-Treffer von Jackson Irvine brachte den FCSP an diesem Abend noch in die Punkte. "Es waren aufregende 90 Minuten mit zwei Mannschaften, die beide Fußball spielen wollten und ansehnlich nach vorne gespielt haben. Das sieht man auch an den Statistiken", freute sich Schultz über den sportlichen Aspekt der Partie. "Ich würde schon sagen, dass das 2:2 am Ende verdient ist, aber, wenn man es erst in der 95. Minute macht, ist es auch ein Stück weit glücklich." Das Zustandekommen dieses Geschehens wird der FCSP-Coach nun mit seiner Mannschaft analysieren.

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