Schultz bereit für neue Musik: "Werden nach vorne spielen"

Sechs Siege in sieben Spielen feierte der FC St. Pauli zuletzt und konnte sich damit aus der akuten Abstiegszone herausspielen. Das innerstädtische Derby mit dem Hamburger SV dürfte den Kiezkickern daher gerade gelegen kommen. Generell zeigte die Elf vom Hamburger Millerntor in den vergangenen Jahren, wer der Herr der Stadt ist.
"Duell auf Augenhöhe"
Der Hamburger SV will sich die Stadt zurückerobern, denn anhand der letzten Ergebnisse liegt diese eindeutig in der Hand des FC St. Pauli. Erst beim 2:2-Remis in der Hinrunde war es HSV-Torjäger Simon Terodde, der den dritten Derbysieg in Folge für die Kiezkicker entriss. Mit Guido Burgstaller hat der ewige Rivale inzwischen einen eigenen Stürmer in Top-Form. "Es wird aber nicht das Duell Burgstaller gegen Terodde, sondern FC St. Pauli gegen den HSV", versicherte FCSP-Cheftrainer Timo Schultz vor seinem ersten Derby am Millerntor-Stadion. Nicht nur die interne Serie zwischen den Hamburger Klubs spricht aktuell für den Verein vom Kiez, sondern auch die Formkurve. Daher war für Schultz klar: "Ich gehe davon aus, dass es ein Duell auf Augenhöhe wird und es keinen wirklichen Favoriten gibt."
Zwischen Abwehrarbeit und Offensivdrang wolle der Coach noch die richtige Balance finden, alles andere hat sich beim Kiezklub seit dem Jahreswechsel bereits stark verbessert. Statt in der akuten Abstiegszone findet sich St. Pauli wieder im Mittelfeld der Tabelle wieder. Von der Strategie will Schultz deshalb nicht abweichen: "Wir werden nach vorne spielen. Wenn's nach mir geht, kann es gerne viele Chancen und Tore geben." Gleichzeitig ist die Bedeutung des innerstädtischen Duells, welches der FCSP-Coach als Derby noch einmal höher bewertete, als regionale Duelle, allen im Team bekannt. Der Coach zeigte sich zuversichtlich: "Spätestens am Montag, wenn wir nach dem Abschlusstraining ins Hotel gehen, wird auch bei den Neuzugängen dieses Knistern da sein."
Schultz gerne unbequemer Entscheider
Neben den bekannten Langzeitverletzten muss Schultz möglicherweise auch auf Finn Ole Becker verzichten, der mit Rückenproblemen kürzer treten musste. Auch auf die Fans muss der Kiezklub weiterhin warten. "Es ist kein Spiel wie jedes andere, es hat auch nicht an Brisanz verloren. Man muss aber bedenken, dass die Leute durch Corona momentan mit den Gedanken woanders sind", äußerte sich Schultz mit Bedacht. Innerhalb des Klubs und der Fanszene sei die Vorfreude auf das Derby zwar vorhanden, doch "das Drumherum ist ein bisschen weniger". Schultz bedauerte, dass "der letzte Funke, die Emotionalität und dieses Besondere fehlt, wenn die Fans nicht da sind".
Glücklicherweise steht der FCSP aber sportlich wieder vor entspannteren Zeiten - und will auch künftig die Derbykrone behalten. Zwei Siegen und zwei Unentschieden steht eine Niederlage in der 2. Bundesliga bislang gegenüber. Am Montagabend soll wieder eine konkurrenzfähige Elf den nächsten Punktgewinn einfahren. Dafür nimmt Schultz auch gerne die Rolle als unbequemer Entscheider in Kauf, denn die Konkurrenzsituation am Kiez ist stärker denn je. Dem Teamgefüge schadet die Erfolgsserie nicht, die Musik in der Kabine wird wieder lauter gedreht. Das wiederum zum Leidwesen des Coaches, wie er amüsiert feststellte: "Mit der Musik, die die Jungs spielen, kann ich gar nichts anfangen. Wir haben früher AC/DC, Red Hot Chili Peppers, vielleicht auch mal Nirvana oder ein cooles Lied von Fettes Brot gehört, was uns gepusht hat." Solange sich die Mannschaft wohlfühlt, forscht der Übungsleiter aber wohl gerne nach neuen Geschmäckern.