Schweinsteiger über VfL-Aus: "Kenne doch auch das Geschäft"

48 Mal stand Tobias Schweinsteiger an der Seitenlinie des VfL Osnabrück. Nach der unglücklichen 2:3-Niederlage in Braunschweig beschloss der Verein das Aus des Cheftrainers. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" äußerte sich der 41-Jährige erstmals zum überraschenden Rauswurf.

"Wenn man freundlich gebeten wird, ..."

In der achten Minute der Nachspielzeit holte sich Eintracht Braunschweig den Sieg gegen den VfL Osnabrück im Kellergipfel, der die Lila-Weißen auf den letzten Tabellenplatz verdrängte. Cheftrainer Tobias Schweinsteiger hatte eine bittere Vorahnung, was das Ergebnis bedeuten könnte. "Und wenn man dann freundlich gebeten wird, am Dienstag um acht Uhr morgens zur Geschäftsstelle zu kommen...", fühlte sich der 41-Jährige am Ende bestätigt, dass der erneute Last-Minute-Rückschlag sein Aus beim VfL Osnabrück bedeutete. Doch enttäuscht sei der Coach vom Verein nicht.

"Enttäuscht bin ich über den Tabellenstand und die Niederlage in Braunschweig, die wir hätten verhindern können. Oder über den Ausgleich gegen Kiel, denn wenn uns dieser Fehler nicht unterlaufen wäre, wären wir mit einem ganz anderen Gefühl nach Braunschweig gefahren", äußerte sich Schweinsteiger wenige Tage nach seiner Entlassung in Osnabrück über das, was ihn wirklich ärgerte. Alles andere sei Teil des Profifußballs. "Ich kenne doch auch das Geschäft und weiß, wie schnell sich die Stimmungen verändern, wenn der Erfolg ausbleibt. Da werfe ich niemandem etwas vor", so der 41-Jährige.

Schweinsteiger plädiert auf Verstärkungen

Im Osnabrücker Umfeld zeigten sich viele Fans von Schweinsteigers vorzeitigem Aus bestürzt. Die Schuld wurde nicht beim Cheftrainer gesucht, sondern in der Kaderplanung. Auch der Fußballlehrer machte daraus keinen Hehl - und erinnerte an ein früheres Gespräch mit der "NOZ": "Ich habe kurz vor dem Saisonstart bei Ihnen im Interview gesagt, dass das Ziel Klassenerhalt für den VfL ein 'extrem ambitioniertes Ziel' ist. Das hat sich bestätigt, wenn man sieht, wie stark die Liga ist und wie klein die Gruppe der Mannschaften ist, die nach unten abfallen." Dass der VfL das Ziel dennoch erreichen könne, daran zweifelte der 41-Jährige nicht. Doch Verstärkung muss her: "Ich hätte mich für die Verpflichtung von zwei, drei Spielern starkgemacht, mit Führungsqualität und sportlicher Qualität, und dafür gesorgt, dass der Kader verkleinert wird."

Die Erfahrung, dass er sich möglicherweise nicht vehement genug für Verstärkungen eingesetzt hatte, wird Schweinsteiger aus seiner Zeit in Osnabrück mitnehmen. Zumal auch menschlich vieles beim VfL gepasst habe, sodass sich der 41-Jährige nicht verstellen musste. Umso glücklicher war Schweinsteiger auch über einen persönlichen Abschied von der Mannschaft: "Mir war es wichtig, alle noch mal zu sehen, aber es sind keine Tränen geflossen. Ich habe zwei, drei Minuten gesprochen, und ich glaube, die wichtigste Aussage war: Alles liegt bei ihnen, dem einzelnen Spieler und der Mannschaft."

"Müßige Frage" nach Abstiegs-Abschied

Mit Eugen Polanski wurde bereits ein Name aus dem "kleinen Kreis der Wunschkandidaten" als Schweinsteiger-Nachfolger mit dem VfL Osnabrück in Verbindung gebracht. Unter den Fans blieb noch die Vermutung im Raum stehen, dass der VfL-Coach gehen musste, weil er im Falle eines Abstiegs sowieso gegangen wäre. "Es ist generell müßig, sich jetzt mit dieser Frage zu beschäftigen", bezog Schweinsteiger auch dazu Stellung, was gewesen wäre wenn. "Aber wenn es gelungen wäre, die Stimmung für einen Neuanfang zu erzeugen, wenn ich nicht allein im Regen gestanden hätte und einige um einen herum gesagt hätten:' Komm, das packen wir noch mal an'. Warum nicht?" Eine Frage, die sich nun erübrigt hat.

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