Sieg vor Gericht: Kind bleibt 96-Geschäftsführer - folgt das Beben?

Martin Kind bleibt bei Hannover 96 im Amt. Am heutigen Dienstag entschied das Landgericht Hannover, dass die Abberufung des 78-jährigen Unternehmers vom Vereinsvorstand nichtig sei. Ungeahnt sind die Konsequenzen, denn die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat sich inzwischen eingeschaltet. Droht sogar ein Lizenzverlust?
"Die Situation ist sehr verfahren"
Im Juli wurde Martin Kind als Geschäftsführer vom Vorstand des eingetragenen Vereins (e.V.) abberufen, doch per einstweiliger Verfügung blieb der 78-Jährige vorerst im Amt. Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern, denn vor dem Landgericht Hannover ging Kind als Sieger hervor - und darf nun offiziell bleiben, wie die "Bild" berichtet. Obwohl der Vorstand um Sebastian Kramer in seiner Auffassung aus "wichtigen Gründen" handelte, habe er ohne den Aufsichtsrat nicht die Befugnis gehabt, um Kind abzuberufen. Doch auch das Landgericht hielt fest: "Die Situation ist sehr verfahren. Wir können das Problem von Hannover 96 nicht lösen."
Denn der Machtkampf in Hannover hält weitere Schwierigkeiten für den Verein bereit. Inzwischen hat sich nämlich die DFL eingeschaltet, um zu prüfen, ob die 50+1-Regelung in Niedersachsen noch gewährleistet ist. Vergangenen Freitag soll DFL-Chefin Donata Hopfen den Kontakt zu Kind aufgenommen haben, weil Hannovers komplizierte Strukturen bedenklich wackeln. Die Frage ist, ob der Verein das vorgeschriebene "uneingeschränkte Weisungsrecht" gegenüber der Profi-Geschäftsführung überhaupt noch hat, wenn der e.V. nicht einmal den Geschäftsführer bestimmen darf.
DFL prüft Wirksamkeit der 50+1-Regelung
Sollte sich herausstellen, dass die 50+1-Regel in Hannover praktisch unwirksam ist, dann droht für die kommende Saison im schlimmsten Fall der Lizenzentzug. Pikant sein dürfte, dass sich Martin Kind in der Vergangenheit für die Abschaffung der Regelung stark machte - dieses Unterfangen aber in den letzten Jahren ruhen ließ. In Hannover war sein Status als Chef jedoch unbestritten.
Die Vereinsseite habe vor Gericht nun eine Liste mit insgesamt 102 angeblichen Verstöße gegen Weisungen und Verträge vorgelegt. Darunter wohl auch der klare Fall, dass Cheftrainer Stefan Leitl ohne Zustimmung von Kind eingestellt wurde. Gegenüber der "HAZ" sagte der 78-Jährige damals: "Unsere Position ist, dass wir das auch nicht müssen." Sollte die DFL zu einem anderen Urteil kommen, dann müsste wohl mindestens der Gesellschaftervertrag in Hannover in Kürze geändert werden. Eine Ausnahmeregelung, wie sie Wolfsburg, Leverkusen oder Hoffenheim haben, ist bei den Niedersachsen nämlich nicht möglich.