St. Pauli und Jos Luhukay gehen getrennte Wege

Der FC St. Pauli und Trainer Jos Luhukay gehen ab sofort getrennte Wege. Wie die Kiezkicker am Montag mitteilten, sei die Entscheidung im "gegenseitigen Einvernehmen" getroffen worden. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Enttäuschende Saison

Nur neun Siege, lediglich 39 Punkte und Tabellenplatz 14: Der FC St. Pauli blickt auf eine schwache Spielzeit zurück, in der der Klassenerhalt erst am vorletzten Spieltag gesichert wurde. Die Folge: Jos Luhukay wird künftig nicht mehr an der Seitenlinie stehen - darauf verständigten sich Verein und Trainer. "Als mir die damalige Geschäftsleitung und der Verein im Frühjahr letzten Jahres angeboten haben, die Mannschaft des FC St. Pauli zu übernehmen, wurde eine klare gemeinsame Erwartungshaltung entwickelt: Sportliche Ambitionen zu definieren und zu stärken, den sportlichen Erfolg in den Vordergrund der täglichen Arbeit mit dem Team zu stellen, neue Reize zu setzen und damit den Verein ein Stück weit wachzurütteln", wird der Niederlänger auf der Homepage der Kiezkicker zitiert.

"Sportlich sind wir diesem Ziel durch eine gute Heimbilanz und sehr gute Auftritte gegen die Topmannschaften der Liga nähergekommen, trotzdem können wir nicht zufrieden sein", so Luhukay. Vor allem die "immer wieder" enttäuschenden Auftritte auswärts hätten ein besseres Abschneiden verhindert. Gleichzeitig zeigt sich der Niederländer auch selbstkritisch: "Bei der öffentlichen Darstellung der intern gewünschten und notwendigen Kritik würde ich heute sicher einiges anders umsetzen. Trotzdem ging es mir immer um die Sache und nur um den Erfolg des Vereins."

Seit April 2019 im Amt

Intern war der 57-Jährige zuletzt in Ungnade gefallen, als er Torjäger Henk Veerman beim Spiel gegen Aue öffentlich kritisiert hatte: "Du stehst nur rum und tust nichts", hatte Luhukay dem Stürmer zugerufen und ihn anschließend hart kritisiert, dass er einen Elfmeter im Spiel nicht geschossen hatte. Nach dem 0:4 gegen Hannover 96 war er zudem von seiner Mannschaft abgerückt: "Was ich hier erlebe ist, dass die Mannschaft von den Medien immer geschützt und der Druck auf den Trainer gemacht wird."

Vor zwei Wochen wehrte sich der Niederländer erneut gegen die anhaltende Kritik an seiner Person: "Man hat heute gesehen, dass die Mannschaft nicht gegen den Trainer und der Trainer nicht gegen die Mannschaft ist." Luhukay hatte das Traineramt bei den Kiezkickern erst im April 2019 übernommen, holte aus 40 Liga-Spielen aber nur 44 Punkte – zu wenig für die Ansprüche des FC St. Pauli, der eigentlich die Rückkehr in die Bundesliga angepeilt hatte.

"Platz in der Vereinshistorie gesichert"

Sportchef Andreas Bornemann sagt: "Jos hat zu Recht darauf hingewiesen, dass er damals geholt wurde, um 'den Finger in die Wunden' zu legen. Darauf haben wir uns bei meiner Ankunft auch gemeinsam verständigt. Das hat er getan, vielleicht für unseren Verein manchmal etwas zu tief. Trotzdem hat er mit seiner unumstrittenen Fachkompetenz und seinem Willen, den Erfolg herbeizuführen, Defizite aufgezeigt, junge Spieler an die erste Mannschaft herangeführt und notwendige Richtungswechsel eingeleitet. Hiervon werden wir auch in Zukunft profitieren."

Mit zwei Derbysiegen in einer Saison und als erster ausländischer Trainer habe sich Luhukay "einen festen Platz in der Vereinshistorie gesichert", so Bornemann. "Wir sind in einem Entwicklungsprozess, den wir fortführen und in der nächsten Saison durch einen anderen Cheftrainer weiterführen lassen wollen." Wer in der neuen Saison auf der Bank sitzen wird, ist noch offen.

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