Stefan Krämer: Der ruhige und akribische Trainer der Arminia
Der Erfolg von Arminia Bielefeld in den letzten zweieinhalb Jahren ist wie bei kaum einem anderen Verein im deutschen Profifußball mit dem Namen des Trainers zu verbinden. Stefan Krämer übernahm die Arminia am 11. Spieltag der Saison 2011/2012 auf dem letzten Tabellenplatz der 3. Liga und führte den finanziell stark angeschlagenen Club in eben dieser Spielzeit noch auf einen respektablen 13. Tabellenrang. In der darauffolgenden Saison gelang der Arminia unter Krämers Regie sogar der Aufstieg in die zweite Bundesliga! Der Erfolg des 46-Jährigen weckte Begehrlichkeiten bei Bundesligavereinen. In den Medien wurde der Wechsel von Krämer zu Bayer 04 Leverkusen als Co-Trainer von Sami Hyypiä heiß diskutiert. Krämer, der sich nach dem gelungenen Aufstieg in die zweite Bundesliga das Wappen von Arminia Bielefeld auf die Brust tätowieren ließ, hielt allen Versuchungen stand und blieb seiner Mannschaft und der Arminia treu!
Krämer vertraut der Mannschaft
Am ersten Spieltag der diesjährigen Saison ging es für die Ostwestfalen zum Bundesliga-Absteiger nach Fürth. Krämer stellte in Fürth ausschließlich Spieler aus dem Drittligakader des Vorjahres auf. Bereits nach elf Minuten lag die Arminia mit 2:0 zurück und viele zweifelten an der Zweitligatauglichkeit des Kaders. Allerdings fingen sich die Ostwestfalen und hielten im weiteren Verlauf des Spiels gut mit. Nur eine mangelhafte Chancenauswertung durchkreuzte Krämers Matchplan. Stefan Krämer pflegt ein inniges Vertrauensverhältnis zu seinen Leistungsträgern des vergangen Aufstiegsjahres, die er stetig weiter entwickelt. Erst am siebten Spieltag sollte mit Arne Feick der erste Profi in der Startelf stehen, der nicht in der vergangenen Saison bei Arminia unter Vertrag war. Dieses Vertrauen des Trainers in seine Mannschaft sollte sich lohnen. Arminia spielte attraktiven Offensivfußball, der die Blauen bis auf Platz drei nach dem achten Spieltag spülte. Krämer, der Bewunderer der Trainerlegende Walerij Lobanowskiys ist, formte aus der Arminia einen ernstzunehmenden Zweitligisten. Allerdings blieb Krämer trotz seines rheinländischen Temperaments ruhig, als durch die starken Auftritte bei den Fans erste Aufstiegshoffnungen geweckt wurden.
Krämer wackelte, aber schaffte die Wende
Krämer, der mit der Arminia schon alle Gefühlslagen erlebt hatte, kannte das Geschäft. Als sich Fabian Klos im Spiel gegen den 1.FC Kaiserslautern am neunten Spieltag nach einem Zusammenprall mit Mo Idrissou eine schwere Gesichtsfraktur zuzog, war es mit der Bielefelder Herrlichkeit vorbei. Sieben Ligaspiele plus ein Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen gingen trotz ordentlicher Leistungen verloren. Im Umfeld des Vereins, aber vor allem in den Medien, schien Krämer als nicht mehr tragbar. Arminia rutschte bis auf den Relegationsplatz ab, doch Krämer behielt die Ruhe und vertraute seinem Kader, der in der Saison durch Siege gegen Düsseldorf oder St.Pauli durchaus Qualität bewiesen hatte. Am sechzehnten Spieltag sollte die schwarze Serie jedoch reißen. Arminia schlug den FSV Frankfurt mit 2:1 und holte aus den letzten vier Spielen vor der Winterpause sieben Punkte. Der DSC rangiert zur Zeit auf dem 15. Tabellenplatz und hat Anschluss an das Mittelfeld der Liga. Stefan Krämers Anteil am Bielefelder Aufschwung ist nicht von der Hand zu weisen. Abseits des Platzes ist er ganz nach seinem Vorbild Lobanowskiy ein ruhiger Arbeiter und kein Freund von großen Worten. Er macht den Fans gegenüber keine Lippenbekenntnisse so wie viele seiner Vorgänger und sieht sich als kleinen Teil der „Arminiafamilie“. Krämer ist in den letzten Jahren ein echter Anhänger der Ostwestfalen geworden, der das Motto des Vereins („Wir sind Ostwestfalen - stur, hartnäckig, kämpferisch“) auf eine charmante, rheinländische Art vorlebt!
FOTO: Sven Rech