Vorschau Aalen: VfR mit erneuertem Kader zum Klassenerhalt

Wie schon eine Saison zuvor ging der VfR Aalen auch vergangene Saison als Abstiegskandidat Nr. 1 in die Saison und wie schon eine Saison zuvor erreichte der VfR entgegen Prognosen vieler (vermeintlicher) Experten frühzeitig den Klassenerhalt. Bereits am 32. Spieltag, nach einem 3:0-Sieg am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli, war das Saisonziel erreicht. Nach Platz 9 in der Saison 2012/13 landete der VfR schlussendlich auf einem vor der Saison so nicht erwarteten Platz 11. Auch in dieser Saison wird der VfR wieder genannt, wenn man nach den Abstiegskandidaten sucht, denn Trainer Stefan Ruthenbeck muss zahlreiche Abgänge verkraften und aus vielen Neuzugängen ein Team formen, dass wieder stark genug ist den erneuten Klassenerhalt zu schaffen.

Vorbereitung und Testspiele – zwei Remis gegen Bundesligisten

Während der Vorbereitung, die man in der Heimat verbrachte, absolvierte Aalen acht Testspiele. Es gab vier Siege, zwei Remis und zwei Niederlagen. Die Testspiel-Serie begann mit einem deutlichen, aber freilich wenig aussagekräftigen 17:0-Sieg beim Kreisligisten und unmittelbaren Nachbarverein SSV Aalen. Auch das Testspiel beim TSV Michelfeld, ebenfalls ein Kreisligist, gewannen die Schwarz-Weißen deutlich mit 12:0. Weitere erfolgreiche Testspiele waren der 3:1-Sieg bei Drittligaaufsteiger SG Sonnenhof Großaspach und der Halbfinal-Sieg beim „1.Reischmann-Fussball-Cup“ in Ravensburg gegen den Gastgeber und Oberligisten FV Ravensburg, welches ebenfalls mit 3:1 gewonnen wurde. Das anschließende Finale gegen die SpVgg Unterhaching fiel dann einem Gewitter zum Opfer. Niederlagen gab es gegen Kickers Würzburg aus der Regionalliga Bayern, bei denen Ex-VfR-Spieler Marco Haller unter Vertrag steht - das Spiel ging mit 0:1 verloren – und den russischen Erstligisten Terek Grosny. Der Test gegen das Team aus Tschetschenien ging mit 2:4 verloren. Achtungserfolge waren die beiden Testspiele gegen die Bundesligisten SC Freiburg und Eintracht Frankfurt. Sowohl gegen die Südbadener als auch bei der Generalprobe gegen die Eintracht vor dem Ligastart am 01. August bei Aufsteiger RB Leipzig spielten die Ostälbler 1:1.

Neuzugang Sascha Mockenhaupt meint nach der Vorbereitung: „Fit sind wir definitiv. Die Aussage vom Athletiktrainer war, dass wir auf jeden Fall die fitteste Mannschaft der Liga sind. Wir haben gut gearbeitet, sind gewappnet. Wenn wir so spielen wie gegen Freiburg und Frankfurt, mache ich mir wenig Sorgen.“

So könnte der VfR spielen

Sicher ist, dass die Mannschaft von Stefan Ruthenbeck mit einem neuen Spielsystem spielen wird. „Das 4-4-2 ist nicht das System um das es geht. Das ist momentan nicht möglich, weil unser Personal auf das 4-3-3 oder das 4-2-3-1 ausgerichtet ist“, sagt der Trainer. Hinsichtlich der Startaufstellung waren wohl die beiden Testspiele gegen den SC Freiburg und Eintracht Frankfurt wegweisend. „Es kann die Startaufstellung von Freiburg oder von Frankfurt sein, die in Leipzig antritt“, meint Ruthenbeck. Im Tor ist es laut Ruthenbeck noch offen wer als Nr.1 in die Saison geht. Daniel Bernhardt oder Bosnien-Herzegowinas WM-Teilnehmer Jasmin Fejzic, wobei es allerdings keinen Grund gäbe den Torhüter zu wechseln und wohl Fejzic in Leipzig spielen wird. Da der VfR fast die komplette Stammformation in der Abwehr verlor, ist hier die größte Umbauarbeit gewesen. Seinen Stammplatz in der Innenverteidigung behalten wird Oliver Barth. Neben ihm soll der kanadische Nationalspieler André Hainault spielen. Auf den Außenverteidigerpositionen haben die Neuzugänge Phil Ofosu-Ayeh (rechts) und Arne Feick (links) momentan die Nase vorne. Ein Gewinner vom Frankfurt-Spiel war auch Sascha Mockenhaupt. Er wäre erste Alternative für Ofosu-Ayeh, sollte der nicht rechtzeitig fit werden (zog sich eine Bauchmuskelbereich zu). Das Mittelfeld ist im Wesentlichen eingespielt und besteht aus Spielern die schon länger in Aalen sind. Der Trainer attestiert seiner Zentrale „hohes Zweitliganiveau“. Erster Anwärter für die Sechser-Position ist derzeit Jürgen Mössmer. Daneben sollen Andreas Hofmann und Kapitän Leandro Grech spielen. Da der „Torminator“ Robert Lechleiter wegen eines Kreuzbandrisses die komplette Vorrunde fehlt, muss auch in der Offensive umgebaut werden. Im Angriff könnten Michael Klauß und die beiden Neuzugänge Andreas Ludwig und Dominick Drexler, der jetzt schon Dreh und Angelpunkt in der Offensive ist und gut mit Grech und Ludwig harmoniert, spielen. Zur „Stamm-13“ gehören auch noch Nejmeddin Daghfous und Manuel Junglas die ebenfalls Kandidaten für die Startelf sind. Insgesamt ist der Trainer mit seinem Kader zufrieden und sagte nach dem Testspiel gegen Eintracht Frankfurt: „Wir haben mit Michael Klauß und Andreas Ludwig zwei frische Spieler gebracht und keinen Qualitätsverlust erlitten. Das ist ebenfalls eine schöne Beobachtung“.

Den wichtigsten Spieler gibt es nicht – mannschaftliche Geschlossenheit wichtig

In der Vergangenheit waren meist Spieler wie Robert Lechleiter oder Leandro Grech wichtig fürs Team. Aber DEN wichtigsten Spieler gab es in der bisherigen Zweitligahistorie des VfR noch nicht. So auch in dieser Saison. Jeder Spieler ist wichtig in Aalen und im Kampf um den Klassenerhalt ist die mannschaftliche Geschlossenheit wichtig. Das Team muss harmonieren und jeder einhundert Prozent Leistung abliefern um in der Liga zu bestehen. Führen sollen die jungen Spieler natürlich jedoch die erfahrenen Spieler wie Jasmin Fejzic, Andreas Hofmann, Oliver Barth, Leandro Grech und Robert Lechleiter wenn er in der Rückrunde wieder zum Team stößt.

Was könnten die Stärken des VfR sein?

In den vergangenen Saisons war meist die Abwehr und die disziplinierte Spielweise eine Stärke des VfR Aalen. Auf die Defensive wird es auch diese Saison wieder ankommen. Sowohl 2012/13, als auch 2013/14 kassierte der VfR nur 39 Gegentore. Ein guter Wert, der zeigt, dass die Defensive um Jasmin Fejzic, der auch seinen Anteil daran hatte, (natürlich auch Daniel Bernhardt wenn er spielte) und Oliver Barth gute Arbeit geleistet hat. Auch den Schwachpunkt mit dem geringen Ballbesitzanteil hat der VfR in der letzten Saison im Gegensatz zur Premierensaison verbessert. Eine Stärke könnte auch oben genannter Aspekt sein, dass es zur Startelf einige gute Alternativen auf der Ersatzbank gibt, die problemlos ins Spiel kommen können, ohne einen Qualitätsverlust zu erleiden. Weitere Stärke ist natürlich, dass das Mittelfeld um Grech, Hofmann, Mössmer oder Junglas eingespielt ist.

Was könnten die Schwachpunkte sein?

Ein großer Verlust ist natürlich der verletzungsbedingte Ausfall von Lechleiter in der kompletten Vorrunde. Er fehlt der Mannschaft nicht nur in der Offensive. Wenn die Defensive stark ist, die Mannschaft jedoch trotzdem nur im Mittelfeld landet, dann kann der Schwachpunkt nur in der Offensive liegen. So auch auf der Ostalb. Schoss der VfR in der Saison 2012/13 noch 40 Tore, so waren es in der letzten Saison nur noch 36. War es in der ersten Saison die fehlenden Durchschlagskraft und des geringen Ballbesitzanteils geschuldet, so war es in der letzten Saison häufig der Fall, dass gut herausgespielte Chancen fahrlässig vergeben wurden. Es fehlte einfach ein richtiger Vollstrecker. Sehen muss man wie die Abgänge von Benjamin Hübner, Daniel Buballa, Sascha Traut (diese drei waren Stammspieler der erfolgreichen Defensive), Enrico Valentini und Joel Pohjanpalo verkraftet werden. Der Start könnte durchaus holprig werden, aber so wie es nach den letzten Testspielen scheint, hat sich die neuformierte Mannschaft schon gut zusammengefunden.

Stefan Ruthenbeck

Viele Fragezeichen begleiteten Ruthenbeck vor der Saison 2013/14 als er die Nachfolge von Aufstiegstrainer Ralph Hasenhüttl antrat. Doch nach der letzten Saison hat sich der gebürtige Kölner Respekt verschafft und geht nun in sein zweites Jahr als Profitrainer. Ein als Abstiegskandidat gehandeltes Team hat der 42-jährige letztlich sicher zum Klassenerhalt geführt. Darüber hinaus noch Spieler weiterentwickelt oder auch einen Schwachpunkt aus der Saison 2012/13, den geringen Ballbesitzanteil, behoben. Auf jeden Fall hat sich der Trainer während seiner Premierensaison als Coach im Profifußball Anerkennung im Verein und in der Liga erworben. Diese Saison muss er zeigen, dass er auch eine völlig neuformierte Mannschaft zum Klassenerhalt führen kann.

 

Fazit und Prognose – wo landet der VfR in der Saison 2014/15?

Angesichts der vielen neuen Spieler und der Tatsache, dass einige der Neuzugänge ihre erste Saison in der 2. Bundesliga absolvieren, ist es schwierig vorherzusagen wie die Saison für den VfR Aalen verlaufen könnte. Fest steht, dass das Saisonziel wieder nur Klassenerhalt heißen kann, zur Not wird er erst am 34. Spieltag gesichert. Die Mannschaft ist neu, die meisten Spieler kommen aus unteren Ligen und die Konkurrenz ist nicht unbedingt schwächer geworden. Aus der 3. Liga stoßen ambitionierte, mit vor allem RB Leipzig und auch Nachbar und Ostalbrivale 1.FC Heidenheim, starke Aufsteiger hinzu. Es ist gut möglich, dass der Start holprig verlaufen wird und sich Fans und Vereinsführung auf eine Geduldsprobe einstellen müssen, da die neuformierte Mannschaft Zeit braucht um sich zu finden. Doch die letzten Testspiele gegen Freiburg und Eintracht Frankfurt zeigen da etwas anderes. Das Potential welches in der Mannschaft steckt, auch wenn allen bewusst ist, dass die Bundesligisten noch nicht so weit in der Vorbereitung sind. Fest steht, dass die neuen Spieler alle nicht älter als 26, sowie jung, entwicklungsfähig und mit großem Potential ausgestattet sind, sodass der Kaderumbruch auch durchaus eine Chance für den VfR sein kann und wenn sich die Mannschaft findet einer vierten Spielzeit in der 2. Bundesliga nichts im Wege stehen wird. Der Kader des VfR Aalen ist stark genug den erneuten Klassenerhalt zu schaffen und wird sich am Ende zwischen Platz 10 und 15 landen.

 

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