Winterfazit Bochum: Starke Neuzugänge reichen nicht

Nach 19 Spieltagen steht der VfL Bochum mit 23 Punkten auf Platz 11 der zweiten Bundesliga. Nach einem sehr guten Start und der zwischenzeitlichen Tabellenführung, geriet der VfL nach einem Debakel auf der Ostalb (5:0 in Heidenheim) in einen Negativlauf. Aus den letzten 13 Spielen konnte der VfL nur einen Sieg einfahren - beim 4:0 Heimsieg gegen den VfR Aalen. Auffällig ist auch die hohe Anzahl an Unentschieden, insgesamt elfmal ging der VfL mit einer Punkteteilung vom Platz. So auch zuletzt unter Frank Heinemann, der interimsweise für den entlassenden Peter Neururer übernahm und drei Unentschieden aus drei Spielen einfuhr. Die Remiskönige der Liga blieben so unter den eigentlichen Möglichkeiten zurück.  Im Folgenden blickt liga2-online.de auf die erste Saisonhälfte des VfL zurück und wagt einen Ausblick auf die zweite Saisonhälfte unter Neucoach Gertjan Verbeek.

Neuzugänge überzeugen

Ein glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung hat Christian Hochstätter bewiesen: Von 11 externen Neuzugängen im Sommer, Felix Bastians ist am ersten Januar hinzugestoßen, konnte der Großteil überzeugen. Lediglich Marco Terrazzino blieb unter seinen Möglichkeiten, der vielseitige Offensivspieler, der aus Freiburg kam, konnte nur nach wenigen Einwechslungen überzeugen. Ansonsten hat der VfL gute Einkäufe getätigt, insbesondere der ablösefreie Transfer von Simon Terodde (10 Tore) ragt natürlich heraus. Aber auch Anthony Losilla, der als einziger VfL-Feldspieler noch keine einzige Spielminute verpasst hat, weiß zu überzeugen. Der Franzose ist ein Volltreffer. Von Stanislav Sestak, der zum Jahresende abbaute, sowie von Timo Perthel und Stefano Celozzi, die beide mehr können, als sie bisher zeigten, kann unter Verbeek, der für einen offensiveren Spielstil steht, mehr erwartet werden.

Top: Die Offensive ragt heraus

Mit 27 Toren aus 19 Spielen hat der VfL zum jetzigen Zeitpunkt nur drei Tore weniger als in der kompletten Vorsaison erzielt. Die individuelle Qualität der Offensive ist deutlich höher als im Vorjahr, auch an schwächeren Tagen kann der Ball mal im Netz zappeln. Das Sturmduo funktionierte besonders zu Saisonbeginn prächtig, zählt aber auch im späteren Verlauf zum besten Mannschaftsteil des VfL: Simon Terodde und Stanislav Sestak harmonieren gut, auch Michael Gregoritsch wusste vor seiner Verletzung zu überzeugen. Mikael Forssell fungiert als BackUp hinter Simon Terodde - kommt aber auch schon auf zwei Saisontore. Selim Gündüz steht kurz vor seinem endgültigen Durchbruch - ihm fehlt es noch an letzter Konsequenz in entscheidenden Situationen. Unter Gertjan Verbeek dürfte die offensive Qualität vom VfL noch besser zu Tragen kommen, da das Offensivspiel gegen Jahresende zu durchschaubar wurde. Durch Verbeek können nun neue Impulse gesetzt werden.

Flop: Defensive Stabilität nicht vorhanden

Die neugewonnene Offensivqualität ging zu Lasten der Defensive. Jan Simunek, der zum Saisonstart den besten Innenverteidiger der zweiten Liga abgab, verletzte sich schwer und musste zum Jahresende zweimal operiert werden, die Saison für den Tschechen scheint gelaufen. Die Qualität in Puncto Aufbauspiel, Zweikampfverhalten und Stellungsspiel konnte von Malcolm Cacutalua nicht aufgefangen werden. Auch Patrick Fabian ließ sich von seinem neuen Nebenmann verunsichern, der stellvertretende Mannschaftskapitän konnte seine starke Form aus dem Saisonstart nicht halten, wurde gegen Saisonende aber wieder deutlich stabiler. Heiko Butscher ist nicht mehr als eine ordentliche Alternative, dem Linksfuß fehlt mit 34 Jahren einfach die Grundschnelligkeit. Dennoch wirkte er in seinen wenigen Einsätzen deutlich souveräner als Malcolm Cacutalua. Mit Felix Bastians steht ab sofort eine weitere Innenverteidiger-Alternative zur Verfügung, der Linksfuß dürfte aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit, die perfekt in das Defensivspiel des Verbeek-Offensivsystems passt, sehr gute Chancen auf einen Stammplatz haben. 27 Gegentore in 19 Spielen - nur drei Spiele ohne Gegentor, zwei davon unter Interimstrainer Frank Heinemann, der komplett auf die Defensive gesetzt hat - sind eindeutig zu viel. Hier muss Gertjan Verbeek ansetzen, um aus einer stabilen Defensive heraus offensiven, attraktiven Fußball bieten zu können.

Ausblick: Mittelfeldplatz realistisch - Geht eventuell noch mehr?

In der Rückrunde darf vom VfL Bochum schöner Offensivfußball erwartet werden. Gertjan Verbeek hat in Nürnberg und in den Niederlanden gezeigt, dass er mit wenig finanziellen Möglichkeiten und einem begrenzten Kader durchaus in der Lage ist, schnelle Erfolge zu erzielen, ohne dabei die Attraktivität des eigenen Spiels zu vernachlässigen. Der Rückstand auf Tabellenplatz 3 beträgt 10 Punkte, eine kleine Siegesserie würde die Euphorie schnell nach Bochum zurückholen. Unmöglich erscheint ein Aufstieg in diesem Jahr weiterhin nicht. Dennoch: Der VfL sollte sich eher darauf konzentrieren, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten. Auch eine bessere Heimbilanz wäre für die Zufriedenheit im kritischen VfL-Umfeld von großer Bedeutung. Am Ende erscheint ein Platz im oberen Mittelfeld der zweiten Liga realistisch. Eine Platzierung in diesem Tabellenbereich dürfte für frühe Planungssicherheit sorgen, welche Christian Hochstätter benötigt, um erneut sein glückliches Händchen zu beweisen. Im nächsten Jahr könnte mit punktuellen Verstärkungen dann das Unterfangen "Aufstieg" angegangen werden.

 

 

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