MSV Duisburg: In Schönheit sterben?

Im "Straßenbahn"-Derby gegen Fortuna Düsseldorf musste der MSV Duisburg wieder einmal einem Rückstand hinterherlaufen. Schon nach sechs Minuten lagen die Gäste von der Wedau mit zwei Toren zurück, doch wer danach einen entspannten Abend für Rot-Weiß erwartete, dem machten die Meidericher einen Strich durch die Rechnung. Etwas Zählbares sprang für die Zebras am Ende trotzdem nicht heraus.

Kein Zugriff auf Rechts

"Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese Mannschaft die notwendigen Punkte holt", lautete wieder einmal das Fazit des gegnerischen Trainers auf der Pressekonferenz nach einer Partie gegen den MSV Duisburg in dieser Saison. Dieses Mal war es Friedhelm Funkel, der Coach der Düsseldorfer. Auf der Pressekonferenz wiederholte der 63-jährige Fußballlehrer fast schon gebetsmühlenartig, was schon Kollegen wie Torsten Frings oder Michael Köllner angedeutet haben – sie alle glauben an den MSV Duisburg, weil sie diesen als starken Gegner wahrgenommen haben. "Wir bekommen nach jedem Spiel Applaus und Lob und sind am Ende trotzdem immer ohne Punkte, was mich sehr ärgert", sieht Zebra-Coach Ilia Gruev die Situation gegenüber dem "kicker" wesentlich realistischer. Mit 58% Ballbesitz und fast 30 Torschüssen gelangen dem MSV Duisburg beim "U79-Straßenbahn"-Derby zwar ein klares Chancenplus und eine statistische Überlegenheit, aber am Ende gehörten die drei Punkte der Fortuna. Für Duisburg war es dagegen das vierte Spiel in Folge ohne einen Sieg, die Zebras fingen sich dabei auch noch 14 Gegentore ein. Besonders auf der rechten Seite in der Viererkette gehen Ilia Gruev allmählich die Alternativen aus. Nico Klotz und Tugrul Erat haben sich nach etwa einem Viertel der Saison noch nicht als zweitligatauglich bewiesen. Das wussten auch die Düsseldorfer, die binnen der ersten sechs Spielminuten zwei gefährliche Angriffe über ihren Linksaußen, Benito Raman, starteten und Erat dabei keinen Stich ließen. Die Folge daraus war, dass sich Enis Hajri nach einer Halbzeit als Rechtsverteidiger beweisen durfte – eine Dauerlösung wird der erfahrene 34-Jährige dort wohl aber auch nicht werden.

Chancenplus ohne Ertrag

Als Fan der Fortuna wäre der Gedanke, fortan einen entspannten und ruhigen Abend zu genießen, durchaus legitim gewesen. Doch der MSV Duisburg zeigte sich einmal mehr in dieser Saison äußerst angriffslustig, hätte durch einen Foulelfmeter von Raphael Wolf an Kingsley Onuegbu noch in der ersten Hälfte den Anschlusstreffer machen müssen. Doch am Ende reichten auch 29 Torschüsse nur zu einem Treffer durch Moritz Stoppelkamp, dessen platzierter Elfer zuvor von Keeper Wolf gehalten wurde. Krönung der Duisburger Verzweiflung im Sturmzentrum war ein Vierfach-Postentreffer, an dem mit Hajri, Onuegbu und Stanislav Iljutcenko gleich drei Spieler in Blau-Weiß beteiligt waren. Langsam aber sicher muss sich der MSV Duisburg in der Tabelle nach unten orientieren, besonders wenn sie in künftigen Partien ähnlich verschwenderisch mit ihren Chancen umgehen – zumal es nicht das erste Mal in dieser Saison passierte und somit nicht mehr nur als Pech, sondern teilweise auch als eigenes Unvermögen gilt. Das wird auch Sportdirektor Ivica Grlic nicht entgangen sein, denn dem Transfer-Chef wird bewusst sein, dass der verletzte Borys Tashchy alleine nicht der einzige Hoffnungsträger im Sturm sein kann und sollte. Doch in erster Linie muss Ilia Gruev seine rechte Seite schließen, sonst nutzen den Zebras auf Dauer auch viele Tore nichts – und dann muss sich der Deutsch-Bulgare wieder Loblieder anhören, denn im Fußball kann man ja bekanntlich auch in Schönheit sterben.

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