0:0 im Derby: Niemand so richtig glücklich

Tage-, wenn nicht gar wochenlang fieberte die ganze Stadt darauf hin: Endlich stand es an, das erste Zweitliga-Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger Sportverein. Doch während die Stimmung auf den Rängen brannte, blieb das Spiel einiges schuldig.

HSV nach vorn zu harmlos

In den Straßen Hamburgs tummelten sich die Fans, in der S-Bahn standen die Anhänger beider Lager dicht an dicht gedrängt. Tage zuvor schon hatte die Partie Pauli-HSV die Schlagzeilen bestimmt. Nun war es endlich so weit: Derby-Zeit im Volksparkstadion. Der HSV wollte sich für die Niederlage vor sieben Jahren rächen, der FC St. Pauli "Stadtmeister" bleiben. Gewissermaßen bleiben die Kiezkicker das nun auch – schließlich endete das Derby mit einem 0:0, das auch die sportlich Beteiligten auf beiden Seiten nicht wirklich zufrieden stellte.

"Ein Punkt fühlt sich scheiße an", urteilte etwa HSV-Spielmacher Lewis Holtby überaus deutlich: "Ich bin sehr enttäuscht. Vor allem über die letzte Viertelstunde, wo wir nicht mehr Fußball gespielt haben, sondern den Spielstil von Pauli kopiert und die Bälle nach vorn geschlagen haben." Der HSV war lange Zeit die tonangebende Mannschaft. Doch wie schon in den Partien gegen Fürth und Regensburg zuvor verpasste es der Bundesliga-Absteiger, konsequent nach vorne zu spielen und, vor allem, Tore zu schießen: "Wir Spieler müssen wieder zu dem Spiel kommen, mit dem wir die Leute zurück ins Stadion gebracht haben. Zielstrebig nach vorn", so Holtby: "Es liegt an uns, dass wir aktuell nicht übertragen, was wir uns erarbeiten. Wir sind in der Pflicht, vorn kreativer und torgefährlicher zu werden."

HSV enttäuscht, St. Pauli mit Einschränkung zufrieden

Auch Trainer Christian Titz war der Frust anzumerken: "Vom Spielverlauf her bin ich schon enttäuscht. Wir wollten uns und unsere Fans mit dem Derbysieg belohnen." Das klappte nicht – auch, weil die Kiezkicker aufopferungsvoll verteidigten: „Manchmal muss man 20-mal hin und herspielen, damit sich eine Lücke auftut“, urteilte Rick van Drongelen: "Aktuell fehlt uns auch etwas das Glück. Vielleicht mal ein glückliches Tor, ein Elfmeter oder eine Standardsituation, die dazu führt."

Doch auch auf Seiten des Derby-Konkurrenten zeigte man sich nicht so richtig glücklich mit dem Ergebnis: "Bei einem Auswärtsspiel ist man in der Regel mit einem Punkt zufrieden. Heute hätten wir aber gerne drei Punkte mitgenommen - das war auf jeden Fall möglich",  äußerte Daniel Buballa. Gerade, wenn man sich die Chance von Cenk Sahin in allerletzter Minute anschaut, war der "Lucky Punch" durchaus noch drin: Aus 40 Metern zog Sahin einfach ab und scheiterte nur haarscharf an Julian Pollersbeck, der im Anschluss relativierte: "In der letzten Szene habe ich gesehen, dass Cenk Sahin schießen will. Am Ende sah das aber spektakulärer aus, als es letztendlich war."

Hamburger Stadtmeisterschaft vertagt

Dennoch hätte auch Pauli-Trainer Markus Kauczinski den Fernschuss gerne drin gesehen: "In dem Moment habe ich es nicht gesehen, im Nachhinein wäre es vielleicht die bessere Entscheidung gewesen, zu Buchtmann zu spielen. Wenn der Ball aber reingeht, hätten wir nicht gesagt, hätte er mal besser quergespielt. Cenk hat das gut gemacht." Auch seiner restlichen Mannschaft stellte der Coach ein gutes Zeugnis aus: "Wir wussten um die Stärke von Hamburg im Ballbesitz und vor allem die offensiven Leute, die wir unbedingt aus dem Spiel nehmen wollten. Das ist uns sehr gut gelungen." Gerade in der zweiten Hälfte hätte das gut funktioniert: "Dass Hamburg phasenweise mehr ballert, das wussten wir. Deswegen wollten wir nicht in den Schlagabtausch gehen und Räume geben."

Und am Ende hätte es sogar noch mit dem Dreier klappen können: "In den letzten Minuten haben wir den Derbysieg auf dem Fuß gehabt. Wir hatten in den letzten sieben, acht Minuten zwei, drei Kontersituation, die das Spiel dann wirklich in unsere Richtung bringen können. Und was wir in den letzten Spielen mit späten Toren erreicht haben, das ist uns heute leider verwehrt geblieben." Angesichts der Spielverlaufs könne der Trainer aber mit dem Punkt leben: "Ich bin zufrieden, aber nicht top zufrieden. Man will immer mehr. Gerade die Phase zwischendurch hat natürlich wehgetan. Da sind wir in ein Loch gefallen."

Da es keine der beiden Mannschaften schaffte, sich letztlich durchzusetzen, wird die Entscheidung um die direkte Hamburger Meisterschaft vorerst vertagt – zumindest bis zur Rückrunde.

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