Baumgart nach Pokalspiel außer sich: "Eine absolute Frechheit"

Aus einem 0:2 in letzter Sekunde noch ein 2:2 gemacht, am Ende aber unglücklich in der Verlängerung ausgeschieden: Der SC Paderborn erlebte im Pokalspiel bei Borussia Dortmund (2:3, n.V.) am Dienstagabend eine Achterbahnfahrt der Gefühle - zumal der entscheidende Gegentreffer höchst umstritten war. Trainer Steffen Baumgart war nach Spielende außer sich.

"Dann machen wir uns zum Affen"

"Das ist eine Frechheit, eine absolute Frechheit. Langsam wird es lächerlich", schimpfte er am "ARD"-Mikrofon. Was war passiert? Es lief die 95. Minute, als Erling Haaland nach Vorlage von Thomas Delaney frei durch war und das 3:2 erzielte. Danach konnte es aber erstmal nicht weitergehen, da geprüft werden musste, ob Haaland möglicherweise im Abseits stand. Die TV-Bilder legten diesen Verdacht nahe, gegeben wurde der Treffer aber dennoch. Der Grund: In der Wahrnehmung von Schiedsrichter Tobias Stieler hat Paderborns Svante Ingelsson den Ball nach dem Pass von Delaney noch berührt und Haalands Abseitsstellung damit aufgehoben. Die TV-Bilder ließen jedoch keine Berührung erkennen, Stieler selbst war sich aber sicher und schaute sich die Szene nicht nochmal auf dem Monitor an.

Eine Tatsache, die Baumgart in Rage brachte: "Ich erwarte in so einer kniffligen Situation, dass er rausgeht und sich das anschaut. Aber zu sagen, dass seine Wahrnehmung wichtiger ist, ist lächerlich. Dann machen wir uns zum Affen. Das hat keiner verdient. Denn wie man sieht, war seine Wahrnehmung falsch." Der Ball sei durchgerutscht und habe seine Flugbahn nicht verändert, so der 49-Jährige. "Daraus eine Berührung zu machen, ist eine absolute Frechheit. Wir reden immer viel von Respekt. Aber Respekt bedeutet auch, sich den Scheiß anzuschauen und dann eine Entscheidung zu treffen. Und nicht den Kleinen wieder in den Arsch treten. Wenn er rausgeht und sagt, eine Berührung gesehen zu haben, dann ist das eben so - um Gottes Willen. Aber sich das nicht anzuschauen? Für uns geht es hier gerade um zwei Millionen Euro. Ich bin keine Aktiengesellschaft, wir kämpfen um jede müde Mark. Und dann kommt mir so einer entgehen. Das finde ich arrogant."

"Er hat uns den Abend versaut"

Einmal in Fahrt, bekam sich der SCP-Coach gar nicht mehr ein: "Wir stehen da sieben Minuten, frieren uns den Arsch ab und können uns das nicht anschauen, obwohl die Bilder vorliegen?" Man könne nicht mal so und dann wieder so entscheiden. "Da muss sich ja keiner wundern, wenn wir ständig darüber diskutieren", wetterte Baumgart, der die Einführung des Video-Schiedsrichters prinzipiell aber gut findet: "Das bringt viel Fairness rein." So geschehen beim Elfmeter für Paderborn in der sechsten Minute der Nachspielzeit, den es ohne VAR möglicherweise nicht gegebenen hätte.

Diese Szene hatte sich Stieler auf dem Monitor noch mal angeschaut, die Entstehung des 3:2 jedoch nicht. Der DFB erklärte das via Twitter so: "Die Wahrnehmung des Schiedsrichter-Teams auf dem Platz war, dass Paderborn-Spieler Ingelsson durch ein bewusstes Berühren des Balles die vermeintliche Abseitsposition des BVB-Spielers Erling Haaland aufgehoben hat. Diese konnte durch die TV-Bilder, die dem VAR vorliegen, nicht zweifelsfrei widerlegt werden. Aus diesem Grund blieb die Feld-Entscheidung bestehen."

Eine Erklärung, die Baumgart kaum nachvollziehen dürfte. Auch auf der Pressekonferenz hatte sich der emotionale Coach noch nicht beruhigt: "Darf ich das arrogant nennen? Oder wie darf ich das nennen? Er hat uns den Abend versaut." Der 49-Jährige sei gespannt, "ob ich einen Brief vom DFB bekomme". Der SC Paderborn reist nun mit viel Wut im Bauch am Sonntag nach Heidenheim - nimmt aber immerhin die Erkenntnis mit, einen Bundesligisten nach großem Kampf in die Verlängerung gezwungen zu haben.

Das Interview in voller Länge:

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