"Der zweite Eindruck war besser": Scherning startet als BTSV-Coach

Daniel Scherning ist neuer Cheftrainer von Eintracht Braunschweig. Am Samstag (13 Uhr) steht der 40-Jährige erstmals an der Seitenlinie - gegen Ex-Klub Osnabrück. Vor dem emotionalen Amtsantritt stand der neue Fußballlehrer gemeinsam mit Sportdirektor Benjamin Kessel bereit, um die bevorstehnden Aufgaben einzuordnen.

Kessel nimmt Mannschaft in die Pflicht

Etwa 50 Bewerbungen auf den Posten als neuer BTSV-Cheftrainer gingen bei Sportdirektor Benjamin Kessel ein, aus einer Shortlist setzte sich Daniel Scherning als Wunschkandidat durch. "Es war uns wichtig, dass ein Trainer schon einmal einen Umgang mit ähnlich schwierigen Saisonphasen hatte", umriss der ehemalige Profi, welches Anforderungsprofil an den neuen Coach gestellt wurde. Im Abstiegskampf der 2. Bundesliga konnte Scherning seine Erfahrungen im Vorjahr mit Arminia Bielefeld sammeln. "Daniel hat außerdem diese Emotionalität in sich, die eine Mannschaft anzünden kann", fügte Kessel hinzu.

Der wichtigste Faktor für die Entscheidung zu Scherning sei dessen Überzeugung für den BTSV gewesen. "Es bringt nichts, wenn wir einen Trainer erst dreimal vom Verein überzeugen müssen, um neuer Trainer zu werden", führte der Sportdirektor seine Gedanken aus. Nach der Freistellung von Peter Vollmann trifft Kessel nun die tragenden Entscheidungen, die mit der Wahl des neuen Cheftrainers begonnen haben - das Gremium, das der 36-Jährige zu Rate gezogen hatte, habe sich einstimmig für Scherning ausgesprochen. Nach den Entlassungen von Cheftrainer und Sportchef stellte Kessel aber auch klar: "Jetzt sehe ich auch die Mannschaft in der Pflicht, zu liefern. Das muss ich ganz klar sagen."

"Ich bin kein Zauberer"

Unter Scherning hat der BTSV am Dienstag die erste Trainingseinheit bestritten. Nach einem leblosen Auftritt im Derby gegen Hannover 96 (0:2) konnte der neue Cheftrainer festhalten: "Ich muss sagen, dass der zweite Eindruck besser war." Am Sonntag war der 40-Jährige nämlich schon im Stadion, aber Mut für die neue Aufgabe zog der Coach vor allem aus den ersten Eindrücken im Training. Gelingt Scherning ein positiver Trainereffekt? "Die Situation wird sehr herausfordernd sein", machte sich der neue BTSV-Coach angesichts von fünf Punkten und nur sieben Treffern nichts vor. Aber Scherning wolle nicht negativ in die kommende Partie gehen: "Mann muss kein Mathematiker sein, um zu wissen, dass wir mit einem Sieg vorbeiziehen können."

Doch dazu bedarf es einer deutlichen Leistungssteigerung. "Das wichtigste ist, dass wir als Team auftreten. Das Team ist immer wichtiger als der Einzelne", schwor Scherning seine Mannschaft zum Amtsantritt ein. Auch über Erfolgserlebnisse im Training solle der BTSV wieder zu sich selbst finden. "Grundsätzlich glaube ich, dass die Mannschaft physisch in einem guten Zustand ist. Emotional ist sie angeschlagen, das ist auch verständlich", so der Fußballlehrer mit einer realistischen Einordnung. Scherning fordere nun, dass der BTSV "seinen Mann stehen" solle und "Fußball spielen, denken und arbeiten" müsse. Aber gleichzeitig wird die Eintracht geduldig bleiben müssen: "Ich bin kein Zauberer. Wir werden hier nicht in drei oder fünf Tagen alles auf links drehen können."

Kader wird unter die Lupe genommen

Entscheidend sei für Scherning, dass die Faktoren "Aggressivität, Agilität und Leidenschaft schon klar erkennbar sein" sollen. Dazu ist nun auch die Mannschaft gefordert. Dass es ausgerechnet gegen Ex-Klub Osnabrück geht, bei dem Scherning einen relativ kurzfristigen Abschied nach Bielefeld hinterlassen hatte, sei schon emotional für den Coach. "Es gab natürlich auch Reaktionen aus der VfL-Mannschaft in meine Richtung, die als Glückwünsche ausgerichtet waren. Außer für Sonntag wahrscheinlich", erklärte Scherning augenzwinkernd. "Den Spielplan kann man sich nicht aussuchen. Ich sehe es mehr als eine Chance statt als Risiko. So gehe ich das Spiel an."

Auf welche Spieler sich Scherning in Zukunft dann verlassen kann, soll sich in den nächsten Wochen herauskristallisieren. Immerhin: Offensivspieler Sidi Sané war bereits wieder im Mannschaftstraining, sodass neben Anthony Ujah nur Jannis Nikolaou (Gelb-Rot-Sperre) gegen den VfL fehlen wird. "Generell glaube ich, dass die Mannschaft zu mir als Trainer passt", fand Scherning abschließend. Sportdirektor Kessel kündigte aber auch schon an: "Wir werden in eine intensive Kaderanalyse gehen. Da werden wir genau hinschauen, wer bereit ist." Im kommenden Winter werden Kessel und Scherning dann erstmals gemeinsam Entscheidungen für das künftige Gesicht der Mannschaft treffen.

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