Dreimal in Folge sieglos: St. Pauli sucht seine Identität

Auf dem Papier kann der FC St. Pauli besinnlich Weihnachten feiern: Aufstiegsplatz, Pokal-Viertelfinale und bei Saisonhalbzeit immer noch ungeschlagen. Doch der Sturz von der Tabellenspitze ausgerechnet am symbolträchtigsten Spieltag der ersten Saisonhälfte durch das enttäuschende 1:1 gegen Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden offenbarte im Lager der Kiez-Kicker unerwartete Uneinigkeit über das grundsätzliche Selbstverständnis.

Hürzeler und Hartel bei Analyse uneinig

"Wir müssen uns ankreiden, dass wir es zum wiederholten Male nicht geschafft haben, zu Null zu spielen. Das ist eigentlich das, was uns stark macht. Das ist auch unsere Identität, die haben wir missen lassen“, meinte etwa Trainer Fabian Hürzeler auf der Pressekonferenz und nahm nach dem dritten Spiel in Folge ohne Sieg "ein Gefühl der Unzufriedenheit“ in die Winterpause mit.

Anders als der Coach definierte Marcel Hartel, der mit seinem achten Saisontor (47.) zur zwischenzeitlichen Führung die Weichen nur vermeintlich in Richtung Herbstmeisterschaft stellen konnte, die DNA der Hamburger: "So viele klare Chancen habe ich in meiner Karriere nicht oft erlebt. Es ist uns leider abhandengekommen, Spiele für uns zu entscheiden.“

Doch auch wenn St. Paul mit bislang erst 15 Gegentreffern die mit Abstand beste Abwehr der Liga stellt, spricht derzeit weniger für Hürzelers Argumentation: Denn inklusive der zuletzt fünf Begegnungen in Serie verpassten die Hanseaten immerhin in zwölf von 17 Spielen in der Defensive eine weiße Weste. Ohne Gegentor blieb St. Pauli in den zurückliegenden 15 Pflichtspielen lediglich zweimal.

Insgesamt aber zeugten die Klagen der Gastgeber über den stotternden Erfolgsmotor vom Frust beim Tabellenzweiten auch über den verspielten Sicherheitsabstand zu den Jägern. Der Lokalrivale Hamburger SV lauert mit nur einem Punkt Rückstand auf dem Relegationsrang, und auch für den zwei weitere Zähler zurück folgenden Tabellenvierten Fortuna Düsseldorf auf dem ersten Nichtaufstiegsplatz liegen die "Boys in brown“ wieder in Schlagdistanz. Zwischenzeitlich hatte St. Paulis Vorsprung auf Rang vier immerhin schon sechs Zähler betragen.

Wahl: "Haben uns in gute Ausgangslage gebracht“

Gleichwohl wollen die Norddeutschen nach dem Trainingslager in Benidorm (3. bis 13. Januar) am 20. Januar zum Rückrundenstart gegen den 1. FC Kaiserslautern den ersten Heimsieg seit Ende Oktober einfahren. Dafür will Hürzeler vor notwendigen Einschnitten nicht zurückschrecken: "Im Fußball“, sinnierte der 30-Jährige nach dem Abpfiff der Hinrunde, "im Fußball ist es manchmal so, dass Kleinigkeiten bestraft werden. Es geht darum, Kleinigkeiten zu verändern. In die Analyse beziehen wir die gesamte Hinrunde ein, um dann die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.“

Bei allem Ärger über die erneuten Punkteverluste demonstrierte Hauke Wahl das Selbstbewusstsein einer bislang unbesiegten Spitzenmannschaft: „´"Wir müssen“, sagte der Abwehrspieler, "den Sack zu machen. Wir haben zu viele Punkte liegen gelassen, und trotzdem stehen wir oben. Wir haben ein unfassbares halbes Jahr gespielt und uns in eine gute Ausgangslage gebracht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"