Erzgebirge Aue: Meyer hat das richtige Händchen

Ausgerechnet im beschaulichen Erzgebirge bekommt Aue Trainer Daniel Meyer zu spüren, wie schnell das Profigeschäft im Fußball sein kann. Nach zwei Siegen in Folge brachen die Veilchen in der englischen Woche ein, der Trainerstuhl begann wieder zu wackeln. Gegen Holstein Kiel mussten die Veilchen wieder in die Spur finden.

Keine Frage der Rotation

Die Ursache für die Misere war im Lößnitztal für viele schnell gefunden, die fortwährende Rotation von Cheftrainer Daniel Meyer ist für das schlechte sportliche Abschneiden der Mannschaft verantwortlich. Eine viel zu einfache Lösung, ließen doch vor allem die etablierten Stammspieler die nötige Einstellung und Leidenschaft vermissen. Statt der obligatorischen Rückendeckung teilte auch Präsident Helge Leonhardt gegen den Trainer aus, kritisierte dessen Herangehensweise und versprach das Trainerteam schärfer zu kontrollieren. Eine überdeutliche Botschaft an Daniel Meyer, der gegen die Kieler Störche gehörig unter Druck stand. Und dennoch wusste der Übungsleiter erneut zu überraschen und setzte Routinier Christian Tiffert auf die Bank, Philipp Riese sollte im defensiven Mittelfeld den Südkoreaner Lee der Störche außer Gefecht setzen. Aue begann druckvoll, schaltete im Mittelfeld schnell um und über den stark aufspielenden Hochscheidt kamen die Veilchen zu den ersten Torchancen. Sören Bertram und Pascal Testroet prüften den Kieler Schlussmann Kronholm, der den frühen Rückstand mit zwei starken Paraden vereitelte. Holstein Kiel brauchte lange, um sich offensiv ins Spiel einzubringen. Die erste Torchance der Gäste zeigte dann jedoch die große individuelle Klasse der Mannschaft von Tim Walter. Im Zusammenspiel mit Lee kombinierte sich Mühling vor das Auer Tor, mit dem Außenrist machte der Mittelfeldmann die Kugel für Martin Männel unhaltbar und brachte Kiel überraschend in Front. Die sonst kompakte und stabile Auer Abwehrkette wurde für eine kurze Unachtsamkeit sofort bestraft. Eine passende Antwort fanden die Veilchen vor dem Pausenpfiff nicht und gingen mit dem Rückstand zurück in die Katakomben.

Iyoha und Nazarov schlagen ein

Wieder einmal mussten die Veilchen einem Rückstand aus der ersten Halbzeit hinterherrennen. Daniel Meyer agierte deutlich eher als gewohnt, brachte bereits nach 60 Minuten Mario Kvesic für den defensiveren Riese ins Spiel. Holstein Kiel stellte taktisch um und versuchte aus einer kompakteren Abwehr heraus die Veilchen in Schach zu halten. Die größte Auer Chance hatte Clemens Fandrich, der nach einer guten Ablage von Testroet verzog und den Ball aus kurzer Distanz nicht auf das gegnerische Tor brachte. Daniel Meyer reagierte erneut und brachte mit Iyoha einen frischen Stürmer und dieser stach prompt zu. In der 72. Minute setzte sich Iyoha gegen zwei Kieler durch und zog aus spitzen Winkel trocken ab. Der Ball fand die Lücke, die Kronholm im Tor ließ, der verdiente Ausgleich für die engagierten Veilchen. Kiel schaffte es in der Folge zwar das Spiel zu beruhigen, doch in der 84. Minute dezimierten sich die Störche selbst. Der eingewechselte Schindler stoppte Fandrich erst regelwidrig mit dem Ellenbogen und bekam dafür die gelbe Karte. Beim nachfolgenden Freistoß arbeite Schindler erneut mit seinem Arm, wehrte den scharf geschossenen Ball von Kvesic mit dem Arm ab und flog folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz. Daniel Meyer wechselte erneut offensiv und brachte den letzten Stürmer mit Nazarov von der Bank. Aue gab sich mit einem Unentschieden nicht zufrieden und die Hausherren belohnten sich in der Nachspielzeit. Nach einem langen Schlag von Rapp nahm Nazarov den Ball an der Strafraumkante mustergültig mit und schloss trocken ins lange Eck ab, 2:1. Es war bereits der zweite Comeback-Sieg für die Veilchen in dieser Saison.

Ruhe vor dem Sturm

Einsatz, Wille und Leidenschaft bis zur letzten Spielminute, die Veilchen bewiesen, dass das Problem nicht allein oder vielleicht gar nicht mit der Rotation von Trainer Meyer zusammenhängt. Vielmehr fehlten in der vergangenen Woche die Grundtugenden und die Konstanz. Mit dem dritten Sieg in dieser Saison klettern die Sachsen in der Tabelle auf Rang 13 und haben ein Polster von fünf Punkten auf den Tabellenkeller. Für Trainer Daniel Meyer gilt es den Erfolg und insbesondere das Selbstbewusstsein über die Länderspielpause zu konservieren, den es wartet kein geringerer als der Erzrivale aus Dresden am nächsten Spieltag.

 

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