Kommentar: Diese Liga macht Spaß!

Nach neun Spieltagen der aktuellen Saison - und damit immerhin einem guten Viertel der gesamten Spielzeit - gönnt eine Länderspielpause den Fans, Verantwortlichen und den meisten Spielern eine Pause im stressigen Pflichtspielalltag. Zeit für ein Zwischenfazit.

Köln und Hamburg haben Mühe

Seit dem 12. Mai und damit dem letzten Bundesliga-Spieltag der abgelaufenen Saison, war eigentlich für jeden Beteiligten der 2. Bundesliga klar, dass der Hamburger SV und der 1. FC Köln die absoluten Favoriten auf den direkten Wiederaufstieg ins Fußball-Oberhaus sein würden. Nach Angaben des Portals "transfermarkt.de" machen alleine diese beiden Vereine 40 Prozent des Gesamtmarktwertes aller Spieler in der Liga aus. Der Druck lastet also auf Hamburg und Köln, dass die ersten beiden Plätze eigentlich verpflichtend an sie gehen müssen.

Doch nach neun Spieltagen haben die beiden "Großen" der Liga bereits die Erfahrung gemacht, dass dieses Unterfangen alles andere als leicht werden dürfte. Zwar führt der 1. FC Köln die 2. Liga an, musste aber insbesondere zuhause schon unerwartete Rückschläge und Niederlagen gegen den SC Paderborn und den MSV Duisburg hinnehmen, also gegen zwei vermeintlich "kleine" Mannschaften der 2. Liga. Dem Hamburger SV haben mindestens Holstein Kiel und der Jahn aus Regensburg im heimischen Stadion mit 0:8 Toren aus zwei Spielen schon die Grenzen aufgezeigt. Für den einstigen Bundesliga-Dino war von einigen Kritikern da schon obligatorisch die erste Krise ausgerufen worden.

Spektakel in den Stadien - selbst die Keeper treffen

Mit diesen Spielen lässt sich aber auch ein anderer Trend in der 2. Liga feststellen, den es so in den letzten Jahren in dieser Regelmäßigkeit nicht gab: Es fallen deutlich mehr Tore in einzelnen Spielen, als noch in den letzten Spielzeiten. 81 Partien wurden bisher in der Saison ausgetragen, und Spiele mit mehr als fünf Toren sind weit entfernt von einer Seltenheit: 5:3 bzw. 3:5 (Bielefeld vs. Regensburg, Köln vs. Paderborn, St. Pauli vs. Köln), 0:5 (Hamburg vs. Regensburg), 6:0 (Bochum vs. Ingolstadt), 4:4 (Paderborn vs. Magdeburg) und 3:3 (Magdeburg vs. Duisburg) waren bisher bereits Endergebnisse von Partien. Auch viele weitere Spiele mit mehr als drei Toren lassen die Attraktivität der Liga steigen.

Dazu kommt, dass diese Spiele häufig nicht - wie beispielsweise in der Bundesliga - mit hohen zu null Siegen für ein Team enden, sondern ausgeglichene Matches darstellen, in denen beide Mannschaften bis zum Schluss an ihre Grenzen geben. Nimmt man aus den oben genannten Spielen die Ausnahme-Ausfälle von Hamburg und Ingolstadt heraus, so fielen in den anderen fünf Spielen 18 Tore für die Heim- und 21 Tore für die Gastmannschaften, insgesamt also acht Tore im Schnitt. Einigen Torhütern ist dies aber offenbar noch zu wenig, sodass sich zuletzt selbst Union Berlins Keeper Rafal Gikiewicz in der Nachspielzeit in die Torschützenliste eintrug.

Aufsteiger sind eine Bereicherung

Zu diesen Spektakeln tragen gerade auch die beiden Aufsteiger aus Paderborn und Magdeburg bei. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hatte nur im ersten Spiel in Darmstadt noch eine kleine Anlaufphase benötigt, bevor man seit dem zweiten Spieltag mit erfrischendem Offensivfußball auch schwierigste Aufgaben wie in Köln mit einem 5:3-Auswärtssieg positiv gestalten konnte. Während die Ostwestfalen also ihre Offensivkraft aus der letzten Drittligasaison auch eine Klasse höher zur Schau stellen und die zweitbeste Offensive der Liga vorweisen, so wird der 1. FC Magdeburg zeitgleich immer mehr zum Steh-Auf-Männchen unter den Teilnehmern dieser Spielzeit.

Zwar steht der FCM nur einen Rang über der bedrohten Abstiegszone in der Liga, doch gerade in den letzten Wochen und mit den Spielen gegen Paderborn (4:4), Duisburg (3:3) und Dresden (2:2) bewies die Elf von Trainer Jens Härtel nicht nur ihre Durchschlagskraft, sondern auch die Fähigkeit, ein- oder zwei-Tore-Rückstände bis in die Nachspielzeit noch auszugleichen.

Großes Mittelfeld

Ausgleichen ist dabei das richtige Stichwort, denn die viel zitierte "einmalige Ausgeglichenheit" der Liga aus der vorherigen Saison, als bis zu den letzten Spieltagen noch zehn Mannschaften im Auf- bzw. Abstiegskampf steckten, ist auch in diesem Jahr wieder ein großes Thema. Von Platz zwei bis Platz zwölf kann man innerhalb zweier Spieltage in der Tabelle nach oben oder unten klettern, teilweise reichen Remis oder schon das bessere Torverhältnis dazu aus.

Zeitgleich schlägt zum ersten Mal seit 18 Jahren der Tabellenletzte den Ligaprimus, der HSV geht zuhause gegen Regensburg unter und eine nach dem 3. Spieltag in der Krise befindliche Mannschaft aus Dresden gewinnt unter dem neuen Trainer Walpurgis plötzlich drei aus vier Spielen. Eine Ergebnisvorhersage ist dadurch bei kaum einer Partie glaubhaft möglich. So bekommt auch das Phrasenschwein wieder seine Berechtigung, wenn es heißt: "Hier kann jeder jeden schlagen."

Drei Trainerwechsel im Abstiegskampf

Und obwohl dies geschieht, klemmt es schon nach neun Spieltagen in einigen Vereinen an vielen Ecken und Enden. Ingolstadt, Duisburg und Sandhausen stehen mit gerade einmal fünf Zählern am Ende des Feldes. Die Schanzer haben ihren Trainer schon gewechselt, doch auch Alexander Nouri konnte noch keinen Erfolg in den Sportpark bringen. Anders beim MSV Duisburg, wo der neue Trainer Torsten Lieberknecht mit seiner Elf auf Anhieb in Köln gewann. Der SVS wartet noch auf das erste Spiel unter neuer Führung, nachdem Kenan Kocak den Verein kürzlich verlassen musste.

Ein weiterer Wackelkandidat ist derzeit Dirk Schuster beim SV Darmstadt, dessen Serie von vier Niederlagen in Serie besser nicht weiter ausgebaut werden sollte, wenn er seinen Job bei den Lilien behalten möchte. Unmut hörte man zuletzt auch noch aus Bielefeld und Bochum, wo die einen nicht mit den Ergebnissen und der Qualität, die anderen nicht mit der Einstellung und der Spielweise ihrer Mannschaft einverstanden waren.

Deutlich mehr Fans als letztes Jahr

Nach einem Viertel der Saison stellen wir also fest, dass sich an der Spitze des Tableaus mit Köln, Berlin und Hamburg schon in etwa die erwarteten Vereine zu etablieren versuchen. Dahinter beginnt aber die Lauerstellung von sechs bis sieben Vereinen, die auf Ausrutscher der Konkurrenz warten oder sie selbst verursachen. Im Tabellenkeller wollen zudem drei Teams nicht jetzt schon den Anschluss verlieren, sondern die Konkurrenz aus Aue, Magdeburg und Darmstadt mit nach unten ziehen.

Diese Fakten, gepaart mit den Torfestivals an den ersten neun Spieltagen, den stimmungsvollen Partien vor im Schnitt knapp 20.000 Zuschauern - gerechnet auf alle Vereine und den Highlightspielen vor 50.000 Zuschauern in Köln oder Hamburg, lassen für die kommenden Wochen nur ein Fazit zu: Diese Liga macht Spaß und Lust auf mehr.

 

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