St. Pauli: Offensiv-Feuerwerk und Frustabbau gegen Fortuna

Mit einem 4:0-Erfolg hätte vor dem Spiel gegen Düsseldorf kaum jemand bei St. Pauli gerechnet. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten war jedoch stets vorhanden. „Wir haben so viel gegeben und so wenig dafür bekommen in den vergangenen Wochen. Wir hätten schon drei, vier solche Spiele haben können“, gab St.-Pauli-Coach Ewald Lienen nach dem Spiel zu Protokoll. Die Defensive hatte sich seit dem Amtsantritt des 61-Jährigen schon länger stabilisiert. Viele individuelle Fehler und mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive hatten die Kiezkicker jedoch immer wieder um den verdienten Lohn gebracht. Nun ist St. Pauli endlich der Befreiungsschlag gelungen und Platz 15 wieder in Schlagweite.

Lienen-Umbau geht auf

Angesichts der mageren Torausbeute seiner Elf sah Trainer Lienen vor dem Spiel gegen Düsseldorf Handlungsbedarf in der Offensive. John Verhoek durfte statt Christopher Nöthe von Beginn an stürmen. Dahinter besetzte der wiedergenesene Waldemar Sobotta den rechten Flügel, während Daniel Buballa den verletzten Marc Rzatkowski auf links ersetze, Etwas überraschend in die Startelf rückte Kyoung-Rok Choi, der Lienen zuvor in den Testspielen während der Länderspielpause überzeugt hatte. Robin Himmelmann behielt trotz seines folgeschweren Patzers gegen Union Berlin den Platz zwischen den Pfosten.

Debütant bringt Kiezkicker auf Kurs

Nachdem Düsseldorf zuvor eine Großchance hatte liegen lassen, zeigten Lienens Personal-Kniffe bereits nach neun Minuten Wirkung. Im ersten Profispiel seiner Karriere brachte Choi die Hausherren in Führung, vorausgegangen war eine sehenswerte Ballstafette in Richtung Strafraum. Für die Kiezkicker war es die erste Chance des Spiels.

Der Südkoreaner hatte jedoch noch nicht genug. Nur sieben Minuten später war Choi Nutznießer einer Slapstick-Einlage der Fortunen Michael Rensing und Jonathan Tah, die sich nach eine Flanke gegenseitig über den Haufen rannten. Das Spielgerät landete so direkt vor den Füßen des Koreaners, der erneut einschob - kein schlechter Weg, um sich am Millerntor den Fans vorzustellen. Im Freundschaftsspiel gegen Mönchengladbach letzte Woche war er noch an der Latte gescheitert.

In der Folge war Fortuna stark verunsichert und Choi tauchte erneut gefährlich im Strafraum der Rheinländer auf. Sowohl sein erster als auch sein zweiter Versuch wurden jedoch abgeblockt. Danach beruhigte sich die Partie, die fortan vom Spielstand bestimmt wurde. St. Pauli ließ den Gegner zumeist bis zur Mittellinie gewähren und lauerte auf Konter. Düsseldorf fand keine Mittel, um die kompakt stehenden Hamburger in Bedrängnis zu bringen. Der Frust bei den Fortunen spiegelte sich in einem rüdem Einsteigen von Lukas Schmitz gegen Sobotta wieder, für das der Außenverteidiger zurecht die gelbe Karte sah.

Während die St. –Pauli-Anhänger auf den Rängen Ihre Europapokal-Träume besangen, mussten sie sich auch beim Blick auf die Anzeigetafel die Augen reiben. Noch vor der Pause erhöhte Sobotta (40.), nach Vorarbeit von Verhoek, auf 3:0 und markierte damit den Pausenstand.  Das Spiel von St. Pauli war schnell, mutig und durchdacht, das Ergebnis folgerichtig. Der schwache Auftritt der Fortuna tat sein Übriges. Zumindest rechnerisch wäre mit einem Sieg der dritte Tabellenplatz für Braun-Weiß noch möglich.

Buballa beseitigt letzte Zweifel

Noch war das Spiel jedoch nicht vorbei: Im Eiltempo kam die Fortuna nach der Pause zu einer Riesengelegenheit durch Charlison Benschop. Himmelmann entschärfte den wuchtigen Schuss jedoch gekonnt. Die Kiezkicker nahmen den Gästen jedoch schnell wieder den Wind aus den Segeln. Wie in der Hälfte zuvor folgte auch auf diese Großchance der Düsseldorfer ein Treffer der Hamburger. Dieses Mal war Buballa (51.) nach Chois Flanke mit einer Volleyabnahme zur Stelle, um sämtliche Restzweifel zu beseitigen – 4:0.

Bei Braun-Weiß stimmte an diesem Tag einfach alles, inklusive der in dieser Saison so häufig bemängelten Chancenverwertung.  Angesichts des Vier-Tore-Vorsprungs ist es daher vielleicht zu verschmerzen, dass St. Pauli im weiteren Spielverlauf noch ein paar Großchancen liegen ließ. Die Hausherren konnten es sich sogar leisten Choi (69.) und den ebenfalls starken Dennis Daube (73.) unter dem Beifall der 22.854 Zuschauer frühzeitig aus dem Spiel zu nehmen. Sie wurden durch Lennart Thy und Enis Alushi ersetzt. In der 76. Minute kam noch Christopher Nöthe für Verhoek, der als einziger, der neu in die Startelf beorderten Offensivspieler, torlos blieb. Sein Auftritt war dennoch ebenso überzeugend wie der seiner Mitspieler. Der Schlusspfiff mündete schließlich im kollektiven Jubel von Spielern und Fans, die sich ebenfalls über eine weiße Weste freuen konnten.

Platz 15 rückt in erreichbare Nähe

Lienen hatte zuletzt immer wieder betont, dass das Team irgendwann auch einmal für die gezeigte Leistung belohnt werden würde. Wie viel der Sieg wert ist, wird sich erst in den kommenden Wochen herausstellen. Gegen Fortuna wurde jedoch ein wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt getan. St. Pauli gibt die rote Laterne an Aalen ab und rückt aufgrund des besseren Torverhältnisses im Vergleich zu Aue auf Relegationsrang 16 vor. Am Freitag muss die Mannschaft in Karlsruhe die gezeigte Leistung nun bestätigen. Als Belohnung winkt ein Nicht-Abstiegsplatz, der nur noch einen Punkt entfernt ist.

 

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