Union Berlin strebt Kurswechsel im deutschen Profifußball an

Die DFL hat einen Vorschlag zur Strukturreform des deutschen Profifußballs vorgelegt, über die im Dezember abgestimmt werden soll. Der FC Union Berlin nahm dies zum Anlass, eigene Gedanken zu möglichen Reformen zu formulieren - und liefert konkrete Ansätze für einen Kurswechsel im deutschen Profifußball.

Entfremdung und krisenhafte Symptome

"Wir halten einen Kurswechsel, der den stufenlosen Wettbewerb der Vereine in Deutschland fördert und die unterschiedlichen Positionen der verschiedenen Interessengruppen im Fußball wertschätzt und berücksichtigt, für dringend notwendig." So leitet Union-Präsident Dirk Zingler ein umfangreiches Positionspapier des 1. FC Union Berlin ein. Dieses umfasst mehrere Thesen zum aktuellen Stand des Profifußballs sowie verschiedene Maßnahmen zu deren Lösung.

Demnach hat der FC Union Berlin drei krisenhafte Symptome herausgearbeitet, deren Diskussion den Profifußball in Deutschland derzeit begleiten:

  • Fehlende Konkurrenz beim wichtigsten nationalen Wettbewerb, der Deutschen Meisterschaft
  • Frühzeitiges Scheitern der Bundesliga-Vertreter in den europäischen Clubwettbewerben
  • Zunehmende Entfremdung zwischen wichtigen Interessengruppen

Der Profifußball in Deutschland stehe an einem Scheideweg: Menschen würden teilweise nicht wertgeschätzt und greifen deswegen zu Mitteln wie diskreditierenden Bannern oder Schmähgesängen. Der sportliche Wettbewerb sei mittlerweile ein wirtschaftlicher: Exorbitante Geldsummen würden Vereine in ihrer Existenz bedrohen und Menschen verständnislos zurücklassen, während einzelne Profiteure enteilen. Der FC Union befürchtet einen Interessenverlust, erst beim Publikum, dann den Medien und schließlich den Sponsoren. Die wichtigste Grundlage sei die Identifikation der Menschen mit ihren nationalen Fußballclubs - diese müsse gestärkt werden.

Thesen und Ansätze

Auf diesen Gedanken aufbauend hat der Berliner Klub zwei Thesen formuliert: Zum einen würde ein stufenloser nationaler Wettbewerb zwischen allen Vereinen die Popularität des Fußballs steigern und ihn auch international wettbewerbsfähiger machen. Zum anderen gäbe es im Fußball viele Akteure, die Teilhabe an der "Faszination Fußball" hätten und stärker berücksichtigt werden müssten.

Zu diesem Zweck schlägt der FC Union mehrere Maßnahmen vor. So sollten etwa alle drei Profiligen, inklusive der 3. Liga, unter dem Dach der DFL organisiert werden, während dem DFB nur noch die Organisation der Nationalmannschaften und Amateurbereiche obliegt. Darüber hinaus sollten die drei Profiligen nach internationalem Vorbild von 18 auf 20 Mannschaften aufgestockt werden - unter anderem, um mehr finanzielle Mittel zu generieren.

Darüber hinaus sollten nur noch die Meister aller Ligen direkt aufsteigen - in der 2. und 3. Liga fällt dieses Recht auch dem Zweitplatzierten zu, während in der Regionalliga noch nicht mal die Meisterschaft einen Aufstieg garantiere. Somit sollten nur noch Meister das direkte Aufstiegsrecht bekommen, während weitere Aufstiegsplätze über Play-Offs ausgespielt würden. Darüber hinaus fordert der FC Union Obergrenzen bei Gehaltsetats und der Anzahl von Leihspielern sowie eine wettbewerbsfördernde, stufenlose und ligaübergreifende Verteilung der Vermarktungserlöse - also etwa den Fernsehrechten. Dies würde die Lücken zwischen den Vereinen schließen. Auch Ausbildungsentschädigungen sollten demnach erhöht werden, das Schiedsrichterwesen und die Sportgerichtsbarkeit professionalisiert.

Abgesehen davon schlägt der FC Union eine Neuzusammensetzung der DFL-Gremien vor, die Vertreter aller Interessengruppen beinhaltet. Zu viele wichtige Akteure hätten keine Plattform in den Gremien. Darüber hinaus wünschen die Berliner sich eine Fokussierung auf das Stadionerlebnis sowie die Beibehaltung der 50+1 Regel.

 

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