Was aus den früheren Zweitligisten wurde #5: Stuttgarter Kickers

Schon 127 Vereine spielten in der 2. Bundesliga. Viele von ihnen konnten sich im Profifußball etablieren, andere hingegen kämpfen gegen den Untergang in die Bedeutungslosigkeit oder sind schon in dieser gelandet. Auf diese Vereine blickt liga2-online.de in seiner neuen Serie. Heute: die Stuttgarter Kickers.

3. Liga anfangs zu viel

Was haben Serge Gnabry, Nico Schlotterbeck und Grischa Prömel gemeinsam? Sie kicken zurzeit in der Bundesliga - und durchliefen in ihrer Karriere zum Teil die Jugendarbeit der Stuttgarter Kickers. Weitere Fußball-Größen wie Guido Buchwald, Fredi Bobic und Jürgen Klinsmann entsprangen einst der blau-weißen Talentschmiede aus Baden-Württemberg, von der heute keine Rede mehr ist. Schon seit 2016 sind die Stuttgarter Kickers aus dem Profifußball verschwunden, der letzte Zweitliga-Auftritt liegt inzwischen über 20 Jahre zurück. Am 20. Mai 2001 schossen Mark Zimmermann und Silvinho die Kickers zu einer 2:0-Führung, ehe der SSV Ulm das Spiel mit 4:2 für sich entschied. Am Ende stiegen beide Klubs ab - das stand schon vor dem damaligen 34. Spieltag fest.

Sieben Jahre lang traten die Stuttgarter Kickers danach in der Regionalliga Süd an, die damals noch als dritthöchste Spielklasse galt. Zunächst wurden sie dabei von Marcus Sorg, der heute zum DFB-Trainerteam von Hansi Flick gehört, trainiert - ehe Robin Dutt seine Trainerkarriere ihn Stuttgart aufbaute. Mit der Einführung der 3. Liga in der Saison 2008/09 qualifizierten sich auch die Kickers für die neue Profi-Spielklasse - und stiegen relativ wehrlos als Tabellenletzter ab. Eine Drei-Punkte-Strafe vom DFB aufgrund der angespannten finanziellen Lage kam oben drauf, war aber nicht entscheidend für den sportlichen Ausgang der Saison.

Zwischen Abstiegskampf und Aufstiegsrennen

Drei Jahre lang baute ein gewisser Dirk Schuster die Kickers in der viertklassigen Regionalliga Südwest wieder auf. In der zweiten Saison verpasste der spätere Bundesliga-Coach den Aufstieg noch knapp, im dritten Jahr gelang die Rückkehr in die 3. Liga - aber Schuster blieb nicht bis zum Schluss, weil vieles im Saisonverlauf wieder gegen die Stuttgarter sprach. Massimo Morales übernahm für Schuster, holte zwei Punkte mehr als Darmstadt und hielt die Klasse - aufgrund eines Lizenzentzugs in Offenbach ging Schuster daraufhin zu den Lilien, der Rest der Erfolgsgeschichte am Böllenfalltor ist bekannt.

Aber auch die Stuttgarter Kickers tätigten zur neuen Spielzeit einen guten Griff auf der Trainerposition, denn in Baden-Württemberg heuerte Horst Steffen an. Der Abstiegskandidat stand am Ende der Saison 2013/14 auf Platz 8 im gesicherten Mittelfeld - und das war nicht das Ende der Fahnenstange. Ein Jahr darauf kämpften Steffen und die Stuttgarter fast bis zum Schluss um die Rückkehr ins Unterhaus mit, am Ende fehlten lediglich zwei Punkte zum Relegationsplatz. Besonders bitter: Am 38. Spieltag kam es zum Duell mit Holstein Kiel, das die Stuttgarter mit 2:0 für sich entschieden. Die Störche standen zu dem Zeitpunkt allerdings schon als Tabellendritter fest und nahmen somit statt der Kickers an der Relegation teil.

Tragische Abwärtsspirale setzt ein

Von diesem Erfolg "erholten" sich die Stuttgarter anschließend nicht mehr, stattdessen setzte eine tragische Abwärtsspirale ein. Vier (!) Mannschaften kämpften 2016 am letzten Spieltag im Fernduell um den Klassenerhalt, nur zwei Vereine konnten in der Liga bleiben. Die beste Ausgangsposition hatten die Stuttgarter Kickers, die gegenüber Bremen II und Wehen Wiesbaden drei Punkte mehr gesammelt hatten und das bessere Torverhältnis aufwiesen - doch die U23-Mannschaft von Werder holte einen 2:1-Sieg, während die Kickers in der 87. Spielminute einen Treffer vom damaligen Chemnitzer Anton Fink kassierten. Bange Blicke gingen nach Wiesbaden, wo das Drama seinen Lauf nahm.

Der SVWW schluckte in der 78. Minute den 1:1-Ausgleich - gewann die Partie jedoch in der dritten Minute der Nachspielzeit doch noch mit 3:1. Somit zogen beide Klubs punktgleich, aber plötzlich mit der besseren Tordifferenz gegenüber Stuttgart vorbei. Im Falle der Bremer waren es sogar nur noch die Anzahl der erzielten Tore. Die Kickers stürzten beispiellos ab, spielten zwei katastrophale Regionalliga-Spielzeiten und landete letztendlich schon 2018 in der Oberliga. Während der Corona-Pandemie konnten zwei der drei folgenden Jahre nicht zu Ende gespielt werden, jedes Mal landeten die Kickers auf den ersten Verfolgerplätzen.

Auch in der letzten Saison reichten 91 Punkte nicht für den Aufstieg in die Regionalliga, weil die SGV Freiberg schlichtweg mehr Tore erzielt hatte. Doch auch in dieser Spielzeit nehmen die Kickers wieder Anlauf - und wahren nach 20 Spieltagen schon sieben Punkte Vorsprung gegenüber dem Tabellenzweiten. Und auch die Tordifferenz (69:11) spricht dieses Mal schon früh für die Stuttgarter.

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