Würzburger Kickers: Ein Kampf ums Überleben

Die Würzburger Kickers treten nach zwei Aufstiegen in Folge künftig in der 2. Bundesliga an. liga2-online.de nimmt den FWK im Folgenden genauer unter die Lupe.

Testspiele

Wie immer unter der Leitung von Cheftrainer Bernd Hollerbach nimmt die Konditionsarbeit einen Großteil der Saisonvorbereitung ein. Bisher hat sich das auch immer ausgezahlt. Die Kickers präsentierten sich in den vergangenen zwei Spielzeiten vom ersten bis zum letzten Spieltag jeweils topfit. Seit dem Trainingsbeginn Mitte Juni bestritt der FWK elf Testspiele. Insbesondere die Partien während und kurz nach dem Trainingslager im österreichischen Bad Häring waren wenig vorzeigenswert. Später konnten zumindest drei Drittligisten in Folge geschlagen werden (SV Wehen Wiesbaden, FSV Zwickau, VfR Aalen). Eineinhalb Wochen vor Ligastart absolvierte die Würzburger eine solide Generalprobe gegen Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig (0:2).

Transfers

Im dritten Jahr unter Hollerbach gibt es zum dritten Mal eine größere Fluktuation im Kader der Würzburger. Das dürfte allen voran natürlich am neuerlichen Aufstieg liegen. Neun Neuzugängen stehen elf Abgänge gegenüber. Von den letztjährigen Leistungs- und Stammkräften konnten allerdings alle gehalten werden. Die Neuen heben das Niveau im Kader deutlich an. Besonders auf Sebastian Neumann (VfR Aalen) und Tobias Schröck (SG Sonnenhof Großaspach) hält der Trainer große Stücke. Der Berliner Neumann wurde auf Anhieb zum neuen Abwehrchef und Kapitän der Kickers. Die hochkarätigsten Zugänge kamen aus Österreich und Griechenland: Torwart Jörg Siebenhandl wurde für kolportierte 500.000 Euro von Admira Wacker Mödling losgeeist. Für die vermutlich gleiche Summe wechselte Mittelfeldspieler Anastasios Lagos von Panathinaikos Athen gen Unterfranken. Im Angriff konnte mit Marco Königs ein vielversprechender Spieler geholt werden, der zukünftig Aufstiegsheld Elia Soriano Konkurrenz machen soll.

Mögliche Startelf

Bei Trainer Bernd Hollerbach ist alles möglich – das hat er oft genug gezeigt. Zum Ende der Vorbereitung kristallisierte sich dann aber dennoch so etwas wie eine neue Startelf heraus, in der mit Schröck, Neumann und Lagos vermutlich nur drei Neue auf Anhieb Platz finden. Im Tor wird der 39-jährige Robert Wulnikowski, trotz der Verpflichtung von Siebenhandl, zunächst weiter die Nummer eins sein. Ob es noch in der Hinrunde zu einer „Wachablösung“ zwischen den Pfosten kommt, scheint offen zu sein. Überraschend raus aus der ersten Elf ist Royal-Dominique Fennell. Im Aufstiegsjahr war der zweikampfstarke Deutsch-Amerikaner die große Stütze im Würzburger Abwehrbollwerk. Nach einem schwachen Testspielauftritt wurde Fennell für einige Tage ins U23-Training strafversetzt, durfte nicht mit aufs offizielle Mannschaftsfoto, ist mittlerweile aber wieder zurück bei den Profis. Ob der 27-Jährige noch eine Zukunft bei den Rothosen hat, scheint momentan völlig offen.

Startelf: Wulnikowski – Weil, Schoppenhauer, Neumann, Kurzweg – Taffertshofer, Schröck – Daghfous, Lagos, Benatelli – Soriano

Wichtigster Spieler

Die Würzburger Kickers stehen für ein kollektives Auftreten und das wird auch weiterhin das einzig vielversprechende Erfolgsrezept sein. Eine große Verantwortung kommt allerdings Neuzugang Sebastian Neumann zu Tage. Der 25-Jährige ist der neue Chef in der Kickers-Defensive und wird den Klub 38 Jahre nach seiner Rückkehr in Liga zwei als Kapitän aufs Feld führen. Hollerbach hält große Stücke auf den versierten Defensivmann. Ob er die großen Vorschusslorbeeren rechtfertigen kann, muss der gebürtige Berliner trotzdem erst noch zeigen.

Stärken & Schwächen

Die starke Defensive mit nur 25 Gegentoren in 38 Partien war in Liga drei der Garant für den Durchmarsch. 2014/15 kassierte die Hollerbach-Elf als Meister in der Regionalliga Bayern gar nur 15 Gegentreffer. Es ist also schwer vorstellbar, dass die Kickers in der 2. Bundesliga nun zur Schießbude werden. Trotzdem wird es entscheidend sein, wie schnell die Kickers-Viererkette mit dem deutlich höheren Spieltempo in der 2. Bundesliga zurechtkommt. Um die Abwehrkette nicht unnötig häufig in Drucksituationen kommen zu lassen, wird auch viel von den zentralen Mittelfeldspielern und deren Pressing- und Zweikampffähigkeiten abhängen. Bei der „Generalprobe“ gegen Leipzig gaben Schröck, Taffertshofer, Lagos und Benatelli bereits einen vielversprechenden Vorgeschmack.

Darunter leiden wird freilich das Offensivspiel. Aber damit mussten die Rothosen bereits in der 3. Liga zurechtkommen und am Ende gab der Erfolg dem Coach schließlich vollumfänglich recht. Wie schon im Vorjahr stellt sich trotzdem die Frage, ob die Kickers im Angriffsspiel das für die Zweite Liga erforderliche Rüstzeug mitbringen. Nicht undenkbar sind weitere Transfers im Offensivbereich. Beim schmalen Budget des Aufsteigers ist allerdings auch klar, dass es keine spektakulären Zugänge geben kann.

Fazit & Prognose

Nicht zuletzt durch den Abstieg der Traditionsklubs Hannover 96 und VfB Stuttgart ist die 2. Bundesliga 2016/17 eine gewaltige Hausnummer für den Emporkömmling aus Unterfranken. Für die Kickers wird die Liga von Beginn an ein Kampf ums Überleben. Gerade das erfolgsverwöhnte Umfeld wird sich alsbald an Abstiegskampf gewöhnen müssen. Alle Hoffnungen ruhen demnach auf Cheftrainer Bernd Hollerbach, der schon im Vorjahr das Unmögliche möglich machte. Durch die vielen Neuzugänge, die Hollerbach selbstredend in Eigenregie verpflichtete, dürfte der FWK für das Abenteuer Zweite Liga gewappnet sein – und ist dabei sicherlich nicht chancenlos. Der Nichtabstieg wäre ein großer Erfolg für die Kickers. Viel wird auch davon abhängen, welche arrivierten Teams einen Fehlstart erwischen und wie lange der Liga-Neuling Würzburg braucht, um die ersten Punkte in der neuen Spielklasse einzufahren.

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