Karlsruher SC: Slomka-Entlassung wirkt planlos
Der Karlsruher SC hat nach dem 1:1 gegen Würzburg die Reißleine gezogen und Trainer Mirko Slomka von seinen Aufgaben entbunden. Damit war der ehemalige Hannover-Coach nur knapp drei Monate im Amt. Wirklich durchdacht wirkt diese Trotzreaktion aber nicht. Ein Kommentar.
Trainerdiskussion wurde nie offiziell
Mirko Slomka kennt das Geschäft. Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Würzburg sah man dem 49-Jährigen die Verzweiflung im Interview bei Sky an. Schon da wird er damit gerechnet haben, dass es für ihn eng werden könnte. Und wahrscheinlich ist Slomka mit dieser Entscheidung gar nicht so unzufrieden. Er wird die vergangenen Monate gemerkt haben, dass mit dieser Mannschaft einfach nicht viel drin ist. Ein Vorwurf ist ihm dabei nicht zu machen. Er versprühte zu Beginn seiner kurzen Amtszeit viel Optimismus – mit dem 3:2-Erfolg gegen Bielefeld gelang ein guter Start. Danach kamen aber, abgesehen vom Sieg gegen Hannover, fast nur noch Negativerlebnisse – hier sei nur an die 0:5-Klatsche bei St. Pauli erinnert.
Trotzdem kam nie eine Trainerdiskussion auf. Sportdirektor Oliver Kreuzer stärkte seinem Wunschtrainer, so der Tenor damals bei der Verpflichtung, stets den Rücken und betonte, dass er es nicht zulässt, dass die Mannschaft nach Tomas Oral nochmal einen Trainer verschleißt. Auch deshalb wirkt die Entlassung nun nur wie Aktionismus, auch wenn es die letzte Option der Vereinsführung war, noch einmal Einfluss zu nehmen. Inwiefern Kreuzer diese Entlassung forcierte und welche Rolle Präsident Ingo Wellenreuther dabei spielt, kann aber nur erahnt werden. In der Vergangenheit wurden Trainerentscheidungen oftmals vom Präsidium gesteuert.
Nachfolgeregelung fragwürdig
Nun soll es also der U17- und bisherige Co-Trainer Marc-Patrick Meister richten. Eine Personalentscheidung, die mit vielen Fragen verbunden ist. Ohne Meister zu nahe treten zu wollen, kann man die berechtigte Frage stellen, ob man einem, im Profigeschäft unerfahrenen Trainer, diese Mammutsaufgabe zumuten kann. Das Beispiel Julian Nagelsmann, der damals bei Hoffenheim übernahm und sensationell zum Klassenerhalt führte, zeigt zwar, dass es geht. Die Situation beim KSC ist aber deutlich prekärer. Im Wildpark geht es derzeit um die Existenz des gesamten Vereins. Wahrscheinlich wäre ein klassischer Feuerwehrmann, der die Situation im Abstiegskampf kennt, die bessere Option gewesen. Meister hätte bei erfolgreicher Rettung dann in der neuen Saison übernehmen können. Nun hat die Vereinsführung aber so entschieden und wird ihr vollstes Vertrauen in ihn setzen. Aber eins ist klar. Sollte die Rettung am Ende nicht klappen, sind die Hauptschuldigen sicher nicht Slomka und Meister. Letztendlich wirkt die ganze Aktion sehr verzweifelt und planlos. Aber planbar ist in dieser Situation nun auch gar nichts mehr.