Der Check vor der Rückrunde #2: Die obere Tabellenhälfte

Nach elf Wochen Winterpause startet die 2. Bundesliga am Freitag in die Rückrunde. liga2-online.de wirft einen Blick auf die bisherige Saison der 18 Mannschaften, ihre getätigten Transfers in den vergangenen Wochen und wagt eine Prognose, wie es für die Klubs weitergeht. Heute: Die Teams aus der oberen Tabellenhälfte.

Hansa Rostock

Lage: Die bisherige Spielzeit der Kogge ähnelt einer Achterbahnfahrt. Siege und Niederlagen wechseln sich regelmäßig ab, wobei die Pleiten mit 8:6 die Oberhand haben. Anfang November war deshalb für Jens Härtel Schluss, Patrick Glöckner übernahm die Verantwortung und holte mit dem Team vier Punkte aus den ersten beiden Spielen. Vier Zähler liegen die Norddeutschen vor dem Relegationsrang und haben damit eine gute Ausgangslage vor dem Start ins Jahr 2023. Doch allen ist klar, dass dieser Abstand nach unten schnell schmelzen kann. Glöckner hatte nun viel Zeit, um sich einen sehr guten Überblick zu verschaffen, wie der Kader aufgestellt sein soll. Allzu groß ist die Mängelliste nicht. Noch warten die Verantwortlichen darauf, dass ein Spieler auf den Markt kommt, der die Mannschaft besser macht.

Prognose: Völlig frei von Abstiegssorgen werden die Mannen von der Ostsee nie sein. Schon allein weil das Auftaktprogramm mit Heidenheim, Hamburg und Darmstadt knackig ist. Hingegen muss gegen Bielefeld und St. Pauli etwas Zählbares her. Platz 8 bis 11.

 

Holstein Kiel

Lage: Die Störche sind der erste Verein, der nicht mehr in unmittelbarer Nähe zu den Abstiegsplätzen steht. Acht Punkte Abstand sind es zu beiden Relegationsplätzen - mehr Mittelfeld geht nicht. Nur drei Mannschaften mussten weniger Niederlagen als die KSV (vier) hinnehmen, aber auch nur drei Teams spielten öfter unentschieden (sieben). Allein zum Jahresausklang gab es gegen St. Pauli (0:0) und Hannover (1:1) zwei Punkteteilungen. Viel Bedarf, personell nachzubessern, gab es demnach nicht. Der Vertrag mit Johannes van den Bergh wurde aufgelöst, während Nico Carrera leihweise nach Zwickau ging. Robin Himmelmann kam für den Posten im Tor, da Thomas Dähne wegen einer Knieverletzung länger auszufallen droht.

Prognose: Zu gut für den Tabellenkeller, aber auch nach oben wird nichts gehen. Dementsprechend unspektakulär könnte die Saison für die Kieler laufen. Eine Situation, die sich mancher Verein jedoch sehnlichst wünscht. Platz 6 bis 10.

 

Fortuna Düsseldorf

Lage: Die Ambitionen der Rheinländer sind groß, der Blick sollte von Beginn an nach oben gehen. Das Ziel wurde bislang nur bedingt erfüllt. Sieben Punkte liegt die Truppe von Trainer Daniel Thioune, dessen Vertag am Donnerstag verlängert wurde, hinter dem Relegationsplatz. Gegen die Top-Teams gab es bislang nicht viel zu holen. Paderborn war die einzige Mannschaft, gegen die die Fortunen gewinnen konnten. Alle anderen Teams, die vor den Düsseldorfern stehen, gewannen. Das muss geändert werden, wenn der Traditionsklub noch ein Wort um den Aufstieg mitreden will. Auf dem Transfermarkt war der Klub dennoch nicht aktiv.

Prognose: Wenn das Team die Schwäche gegen die besser platzierten Teams nicht abstellt, wird es nichts mit dem Gang in die erste Liga. Siege gegen die Kellerteams wie zum Auftakt gegen Magdeburg sind ohnehin Pflicht. Ob die Spieler über die Pause die notwendige Entwicklung genommen haben, können sie Anfang Februar gegen Paderborn zeigen. Doch am Ende steht die Gewissheit, dass es in eine weitere Zweitliga-Saison geht. Platz 5 bis 8.

 

SC Paderborn

Lage: Zu Beginn waren die Ostwestfalen gnadenlos. Abgesehen von der Pleite gegen Düsseldorf wurde die anderen Kontrahenten teils vorgeführt und aus dem Stadion geschossen. 5:0 gegen den KSC, 4:2 gegen Hannover und sogar 7:2 gegen Kiel lauteten die Endresultate. Die gut geölte Offensiv-Maschinerie spielte sich bis auf den ersten Platz vor. Gegen Fürth und Darmstadt gab es zwei Pleiten in Folge, die mit sieben Punkten aus drei Spielen gekontert wurden. Doch Richtung Hinrunden-Ende war die Luft raus, es gab vier Niederlagen am Stück, die das Team von Lukas Kwasniok auf Rang sechs zurückwarfen. Acht Zähler Rückstand sind es schon Platz zwei.

Die Transferaktivitäten waren überschaubar. Mittelfeldspieler Niclas Nadj wurde aus der Regionalliga von Weiche Flensburg geholt. Zudem kehrte Keeper Pelle Boevink eher von seiner Leihe aus Oldenburg zurück. Adrian Gryszkiewicz ging in die polnische Heimat nach Rakow.

Prognose: Der SCP ist ein grundsolider Zweitligist und wird das auch über den Sommer hinaus bleiben. Auf lange Sicht fehlt die Konstanz in den Leistungen. Der Aufstieg ist deshalb kein Thema. Platz 5 bis 8.

 

Hannover 96

Lage: Nach den enttäuschenden letzten Jahren sollte bei den Niedersachsen wieder frischer Schwung einkehren, mit Trainer Stefan Leitl ist das gelungen. Als Fünfter stehen die Roten nur fünf Zähler hinter dem Relegationsrang und haben durchaus noch Chancen, oben anzugreifen. Doch auch die 96er haben das Problem, gegen Teams, die besser platziert sind, keine Punkte zu holen. Die Duelle gegen Darmstadt (0:1), Hamburg (1:2), Heidenheim (1:2) und Kaiserslautern (1:2) waren Nullnummern. Doch genau diese Siege braucht es, um an der Konkurrenz vorbeizukommen. Das Vertrauen in die vorhandenen Spieler, dies schaffen zu können, ist allerdings da. Bisher wurden keine Transfers getätigt.

Prognose: Diese Saison macht den Anhängern der Hannoveraner auf jeden Fall mehr Spaß, die ultimative Krönung bleibt aber aus. Dafür ist die Konkurrenz (noch) einen Ticken zu gut. Platz 4 bis 7.

 

1. FC Kaiserslautern

Lage: Die Roten Teufel können auf eine exzellente Hinrunde zurückblicken. Die Hoffnungen und Träume im Umfeld waren groß. Dass die Mannschaft jedoch so abliefert, hätten sicherlich auch die kühnsten Optimisten nicht gedacht. Nur zwei Niederlagen kassierten die Pfälzer, erholten sich auch von einer kleinen Durststrecke von sechs Unentschieden in Serie. Denn zum Abschluss des Jahres gab es vier Siege aus fünf Partien und drei Auswärtserfolge am Stück. Der Lohn ist Tabellenplatz vier und nur fünf Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Das Ziel bleibt offiziell weiterhin der Klassenerhalt. Man gibt sich in der Pfalz bescheiden.

Um den Kader noch besser aufzustellen, wurde mit Nicolai Rapp ein gestandener Mittelfeld-Profi von Werder Bremen ausgeliehen. Dem gegenüber steht der Abgang von Mike Wunderlich, der zu Viktoria Köln zurückkehrte. Auch Hikmet Ciftci (Göztepe /Leihe) und Anas Bakhat (vereinslos) sind nicht mehr mit dabei.

Prognose: Was ist noch drin für den überzeugenden Aufsteiger? Die Konkurrenz ist jetzt auf die Spielweise der Schuster-Truppe eingestellt. Nun gilt es, mit Mentalität zu überzeugen. Das könnte in der Rückrunde tatsächlich öfter gelingen, weshalb der FCK letztlich auf eine tolle Saison zurückblicken kann. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen: Platz 4 bis 8

 

1. FC Heidenheim

Lage: Trainerlegende Frank Schmidt und seine Spieler leisten mal wieder hervorragende Arbeit und haben aktuell wieder die beste Ligaplatzierung der Vereinsgeschichte inne. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den vierten Rang, Platz zwei ist nur einen Zähler entfernt, die Spitzenplatzierung auch nur drei Punkte. Nur die Darmstädter haben weniger Niederlagen einstecken müssen als der FCH (zwei). Gegen den Ligaprimus aus Hessen gab es ein 2:2, was die Qualität unterstreicht. Und hat die Defensive wie zum Abschluss gegen Regensburg mal einen schlechten Tag und kassiert vier Tore, ist die Offensive zur Stelle und erzielt eben fünf Treffer. So konnte das Team mit drei Siegen in Serie in die Winterpause gehen. Einen einzigen Durchhänger gab es von Spieltag fünf bis zehn, als es "nur" acht Punkte aus sechs Partien gab.

Wie in Heidenheim bekannt, wurde auch die Winterpause ganz unaufgeregt angegangen. Das Vertrauen in den Kader ist weiterhin da, was sich darin zeigt, dass bislang keine neuen Spieler geholt wurden. Es verließ auch kein Profi den Verein.

Prognose: Nachdem die Relegation 2020 schiefging, stehen die Chancen gut, nun den zweiten Anlauf Richtung Erstliga-Zugehörigkeit zu schaffen. Bleibt das Team von Verletzungen verschont und das Umfeld ruhig, ist auch der direkte Aufstieg möglich. Platz 1 bis 3

 

Hamburger SV

Lage: Sportlich kann es noch so gut laufen: Es wird beim einstigen Bundesliga-Dino hinter den Kulissen einfach nicht ruhig. Eine gescheiterte Abwahl von Präsident Marcell Jansen oder auch die Doping-Sperre von Mario Vuskovic - es ist immer Unruhe im Klub. Doch wie schon in den vergangenen Jahren (drei Mal Vierter und ein Mal Dritter) hat der Klub gute Karten, nach fünf Jahren wieder in die erste Liga zurückzukehren. Fünf Niederlagen sind für ein Spitzenteam jedoch recht viel, vor allem drei davon im eigenen Stadion - und das gegen Hansa und Magdeburg, die weit hinter dem HSV stehen. Immerhin hält das Team nicht viel von Unentschieden, holte erst ein Remis und damit die wenigsten der ganzen Liga. Elf Siege hingegen sind der Spitzenwert, den auch der Ligaprimus aus Darmstadt nicht erreicht.

Durch die Vuskovic-Sperre musste die sportliche Führung reagieren, holte mit Javi Montero einen Innenverteidiger auf Leihbasis von Besiktas Istanbul. Zudem kam mit Noah Katterbach ein Linksverteidiger vom 1. FC Köln - ebenfalls ausgeliehen. Dafür durfte der unglückliche Tim Leibold in die USA zu Kansas City wechseln.

Prognose: Baustellen gibt es neben und auf dem Platz noch einige bei den Rothosen. Doch die Mannschaft zeigt sich unter Trainer Tim Walter erwachsen und kann auch schlechte Spiele wegstecken und eine Reaktion zeigen. Deshalb sieht es danach aus, dass im fünften Anlauf die Flucht aus der 2. Bundesliga gelingt. Platz 1 bis 3

 

SV Darmstadt 98

Lage: Die Statistik ist einfach nur sagenhaft. Nach der Niederlage in Regensburg am ersten Spieltag gelang den Hessen fast alles. Seit 16 Spielen ist das Team von Torsten Lieberknecht ungeschlagen, kam auch im DFB-Pokal noch zwei Runden weiter und darf bald Eintracht Frankfurt ärgern. Die Definition einer Krise besteht bei den Lilien aus drei Unentschieden in Serie. "Schlechter" wurde es einfach nicht. Deshalb sind die Darmstädter verdient an der Tabellenspitze und haben sieben Punkte Vorsprung auf Rang vier. Der Klub hat die beste Defensive der Liga, da fällt es nicht so schwer ins Gewicht, dass die Offensive mit 27 Treffern die zweitschwächste unter den Top-Sechs ist.

Wenig überraschend musste auf dem Transfermarkt nicht nachgebessert werden. Mit André Leipold wurde ein Spieler leihweise in die Regionalliga zu den Würzburger Kickers abgegeben.

Prognose: Die Konstanz, mit der die Mannschaft ablieferte, war bemerkenswert. Selbst, wenn die Bilanz in der zweite Saisonhälfte nicht auf ähnlichem Niveau ausfällt, könnte es noch für den Aufstieg reichen. Platz 1 bis 3

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