VfL: "Gunst zurückgewonnen" nach "asozialer Entscheidung"

Für Schlusslicht VfL Osnabrück soll der Punktgewinn gegen Spitzenreiter FC St. Pauli zum Silberstreif am Horizont werden. Zwar tritt der Aufsteiger trotz des 1:1-Achtungserfolgs gegen den Aufstiegsfavoriten im Kampf um den Klassenerhalt auf der Stelle, doch der neue Trainer Uwe Koschinat sah nach seinem Heimdebüt an der Bremer Brücke besonders die emotionale Zielsetzung als erreicht an.

"Bis zur letzten Sekunde alles in Waagschale geworfen“

"Wir wollten uns die Wertschätzung zurückerarbeiten, und alle haben auch gespürt, dass wir bis zur letzten Sekunde alles in die Waagschale geworfen haben. Damit haben wir die Gunst der Menschen zurückgewonnen“, betonte Koschinat nach Abpfiff in der Pressekonferenz die Bedeutung des Remis über das Ende der vorherigen Pleitenserie von drei Niederlagen hinaus.

Tatsächlich zollten die VfL-Fans für die beherzte Aufholjagd nach dem frühen Rückstand bis zum Ausgleich durch das erste Saisontor von Charalambos Makridis (82.) den Platzherren verdiente Anerkennung. Mitunter wirkte das Publikum im Vergleich zu den schon vorher vier Heimspielen ohne Erfolgserlebnis atmosphärisch wie ausgewechselt.

Entsprechend war Koschinat von der mentalen Stärke seines Teams der 0:4-Klatsche zu seinem Einstand bei Bundesliga-Absteiger Schalke 04 beeindruckt. "Es nötigt mir unfassbar Respekt ab, wie die Mannschaft ab der 50. Minute einen offenen Fight Richtung Paulis Tor geführt hat“, lobte der Nachfolger von Tobias Schweinsteiger die Moral der Gastgeber.

Die bekannten und durch den enttäuschenden Saisonverlauf zwangsläufigen Schwächen konnten die Lila-Weißen allerdings erwartungsgemäß kaum kaschieren. "Wir sind schon alles mit sehr viel Leidenschaft angegangen, aber man hat der Mannschaft die Verunsicherung schon angemerkt, denn alles war sehr verzögert und die absolute Überzeugung sowohl in den Zweikämpfen als auch in Umschaltsituationen fehlte", bilanzierte der gebürtige Rheinländer die vor allem im ersten Durchgang erkennbaren Probleme: "Das Beste vor der Pause war, dass wir nur mit einem Tor in Rückstand lagen.“

Grill-Ausmusterung für "mehr Halt“ durch Kühn

Einen Anteil daran schrieb Koschinat auch dem ins VfL-Tor zurückgekehrten Aufstiegshelden Philipp Kühn zu. "Er hat wichtige Bälle gehalten, emotionalisiert, Ruhe ausgestrahlt, also einen guten Job gemacht“, meinte der 52-Jährige. Die Ausmusterung des bisherigen Stammkeepers Lennart Grill begründete Koschinat mit den Bedürfnissen der Mannschaft im Abstiegskampf: "Sein erster Fehler in dieser Saison auf Schalke ist natürlich nicht ausschlaggebend gewesen“, erklärte der VfL-Coach seine „harte und auch asoziale Entscheidung“ in der T-Frage: "Aber die Mannschaft hat nicht viel Erfahrung und brauchte deswegen Halt und auch jemanden, der das Stadion emotionalisieren kann. Von Philipp weiß man, dass er das auch durch seine spektakulären Paraden auch gut kann.“

Auf den Hinrunden-Abschluss am Samstag bei Hertha BSC ohne den wegen seiner Gelb-Roten Karte (90.+3) gesperrten Niklas Wiemann blickte Koschinat ungeachtet von inzwischen neun Begegnungen ohne Sieg mit verhaltenem Optimismus: "Das wird ein dickes Brett, aber nach der Leistung gegen St. Pauli können wir mit Zuversicht nach Berlin fahren.“

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