Wahnsinn! Wie der SC Paderborn in zwölf Minuten explodierte

Was für ein Wahnsinn, was für ein Comeback! Gegen den 1. FC Köln lag der SC Paderborn bis zu 80. Minute mit 0:2 im Rückstand - und explodierte dann binnen zwölf Minuten. Dieser SCP ist einfach nur wow - ein Kommentar.

Tollhaus Benteler-Arena

Er war das vorherrschende Thema vor der Partie: Anthony Modeste. Würde er spielen? Würde er treffen? Natürlich kam der 30-Jährige in der Schlussphase wie erwartet zum Einsatz und natürlich traf Modeste nur drei Minuten später auch. Das überraschte eigentlich niemanden. Doch während die mitgereisten Fans bereits den sicher geglaubten Sieg feierten, drehte Paderborn plötzlich auf: Erst traf Bernard Tekpetey in der 80. Minute zum Anschluss, dann sorgte Kai Pröger per Traumvolley aus der Distanz für den Ausgleich in der 85. Minute. Und wer anschließend dachte, der Aufsteiger würde das Unentschieden über die Zeit bringen wollen, sah sich getäuscht: Es lief bereits die Nachspielzeit, als Marlon Ritter aus über 20 Metern einfach mal abzog - und die Benteler-Arena in ein Tollhaus verwandelte, wie man es in Paderborn noch nie erlebt hatte. Auf den Rängen flossen so manche Freudentränen und auch die Spieler konnten ihr Glück kaum fassen.

In der Tat war es kaum zu begreifen, in welcher Art und Weise der SC Paderborn nach dem 0:2-Rückstand in der Schlussphase nochmal zurückkam. Innerhalb weniger Minuten kämpfte sich der Aufsteiger mit einer Leidenschaft und Angriffswucht zurück, die bei so machnem neutralen Zuschauer für Staunen gesorgt haben dürfte. Selbst die Fans des SC Paderborn, die von ihrer Mannschaft in dieser Saison schon einiges gesehen haben, dürften sich wie im Film vorgekommen sein. Alfred Hitchcock hätte das Drehbuch für diesen Freitagabend nicht besser schreiben können.

Wer ist schon Modeste?

Der sagenhafte wie fulminante Sieg über den 1. FC Köln hat endgültig unter Beweis gestellt: Dieser SC Paderborn ist einfach nur wow. Mit 53 (!) Toren nach 22 Spielen stellen die Blau-Schwarzen als Aufsteiger zusammen mit dem FC die beste Offensive der 2. Liga. Aus den letzten sieben Pflichtspielen holten die Ostwestfalen sechs Siege - bei einem beeindruckenden Torverhältnis von 23:8. Allein in den vier Heimspielen in diesen Zeitraum erzielte Paderborn 18 Tore - und schickte Darmstadt und Fürth jeweils mit sechs Gegentoren nach Hause. Seit über einem Jahr sind die Ostwestfalen im eigenen Stadion ungeschlagen - daran konnte auch Anthony Modeste am Freitag nichts ändern.

Und überhaupt: Wer ist schon Modeste, wenn man Tekpetey, Pröger und Ritter hat? Tekpetey kommt nach leichten Startschwierigkeiten immer besser in Schwung und wird von Spiel zu Spiel wichtiger. Und Kai Pröger? Der 26-Jährige wechselte erst im Winter von Regionalligist Essen an die Pader - und spielt so, als würde er schon jahrelang in der 2. Bundesliga auflaufen: Ballsicher, schnell, wendig - und derart überkümmert, dass selbst Trainer Steffen Baumgart ungläubig staunen dürfte. Drei Tore in vier Pflichtspielen sprechen für sich. Und dann wäre da noch Marlon Ritter. Bisher im Schatten von Philipp Klement, der zur Pause mit einer Muskelzerrung ausgewechselt werden musste, schlug in der zweiten Halbzeit die große Stunde des Ballartisten. Mit seinem Tor in der Nachspielzeit hat sich der 24-Jährige in die Geschichtsbücher des SCP geschossen.

Aufstieg? Genießen!

Kann diese Mannschaft vielleicht sogar in die Bundesliga aufsteigen? Unverdient wäre es nach den letzten Auftritten sicher nicht - aus dem ganzen Land fliegen dem SCP derzeit die Herzen zu. Und zuzutrauen ist der Elf von Steffen Baumgart, der nach Spielende wild jubelnd auf das Feld lief, nach diesem Wahnsinn am Freitagabend alles. Doch anstatt vom Durchmarsch zu träumen, sollten die Fans nun vor allem eines tun: die aktuelle Situation genießen. Denn dass es auch schnell wieder in die andere Richtung gehen kann, weiß man in Paderborn nur allzu gut.

 

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