Analyse & Prognose: Die 2. Liga vor dem Saisonstart #3

Mit dem Duell zwischen dem Hamburger SV und dem FC Schalke 04 wird am kommenden Freitag die neue Zweitliga-Saison eröffnet. Bevor der Ball rollt, wirft liga2-online.de einen Blick auf die bisherige Vorbereitung aller Mannschaften und wagt eine Prognose, wo die Klubs am Saisonende landen werden. Im dritten Teil schauen wir auf Paderborn, St. Pauli, Düsseldorf, den HSV, Hertha und Schalke.

Personal: Zuerst holten die Ostwestfalen Adriano Grimaldi aus der 3. Liga, dann David Kinsombi von einem Zweitliga-Absteiger - und dann Max Kruse! Die Verpflichtung des polarisierenden Ex-Nationalspielers zählt definitiv zu den Transfers des Sommers und wird mit Spannung verfolgt, denn viele Augen richten sich nach Paderborn: Kann Kruse es seinen Kritikern zeigen oder wird er ein Transfer-Flop mit Ansage? Die Vorzeichen stehen gut, dass der 35-jährige Stürmer die Herausforderung ernst nimmt. Andere Leistungsträger sind hingegen weg - Schallenberg, Justvan, Humphreys oder Pieringer haben sich neuen Aufgaben verschrieben.

Vorbereitung: Kurz vor Saisonende pausierte Lukas Kwasniok, doch zum Auftakt in die Sommer-Vorbereitung stand der Cheftrainer wieder parat. Die Mannschaft folgt dem 42-Jährigen. Gegen Wuppertal (2:1), Münster (4:3) und Gornik Zabrze (4:0) ergaben sich spektakuläre Ergebnisse. Einen Dämpfer besorgte die Begegnung mit Dynamo Dresden (0:2). Direkt danach wurde jedoch Bayer 04 Leverkusen besiegt (2:1), auch die Generalprobe gegen RKC Waalwijk (3:0) gelang.

Auftaktprogramm: Die Saison beginnt bei Angstgegner Greuther Fürth, woraufhin der VfL Osnabrück zum ersten Heimspiel zu Gast sein wird. Danach bekommen es die Ostwestfalen mit Düsseldorf (A), Kaiserslautern (H) und Kiel (A) zu tun. Im Wesentlichen hat der SCP damit Gegner vor der Brust, die sich mit den Ostwestfalen auf Augenhöhe bewegen. Eine Chance für Paderborn, um hervorzustechen.

Prognose: Der SCP entwickelt sich zu einem Klub, der auch außerhalb des Rasens für Schlagzeilen sorgt. Charakterköpfe im Verein lassen dadurch auch die Ambitionen wachsen. Sportlich können die Ostwestfalen das auch durchaus nachweisen, wie in der jüngeren Vergangenheit bewiesen wurde. Entscheidend wird einmal mehr sein, wie viel Konstanz in Kombination mit dem ausgeprägten Offensivdrang einkehren wird. Platz 4-8

 

Personal: Co-Kapitän Leart Paqarada hat die Kiezkicker - trotz langer Unsicherheit beim 1. FC Köln - verlassen. Auch Lukas Daschner wechselte nach seinem Durchbruch am Millerntor in die Bundesliga. Darüber hinaus erhielt St. Pauli aber auch eine Ablöse für Betim Fazliji, der sich in Hamburg nicht wohlfühlte. Offen ist noch die Zukunft von Jakov Medic, der in der Vergangenheit schon öfter mit einem Sprung ins Oberhaus in Verbindung gebracht wurde. Verstärkt haben sich die Kiezkicker hingegen nur punktuell, konnten Abwehrchef Karol Mets fest an den Verein binden. Mit Hauke Wahl, Daniel Sinani und Andreas Albers sind erfahrene Führungsspieler für vakante Positionen gekommen. Ein Linksverteidiger fehlt noch.

Vorbereitung: St. Pauli hat eine weiße Testspiel-Weste. Auf internationaler Ebene wurden Dunfermline Athletic (3:0), der Randers FC (4:1), Austria Lustenau (7:1) und Sabah FK Masazir (4:1) ohne große Probleme besiegt. Auch der VfB Oldenburg (6:0) und Arminia Bielefeld (2:0) sorgten nicht für ernstzunehmende Gefahren bei den Kiezkickern. Alles in allem zeigte sich St. Pauli auch beim letzten Test gegen Hapoel Tel Aviv (3:0) sehr stabil.

Auftaktprogramm: Kaiserslautern (A), Düsseldorf (H), Fürth (A) und Magdeburg (H) - das Auftaktprogramm hat es qualitativ in sich. Vor der Länderspielpause trifft St. Pauli dann noch auf Eintracht Braunschweig (A), direkt danach geht es mit Kiel, Schalke und Hertha weiter. Die Kiezkicker werden also keine Verschnaufspause bekommen. Aber für alle Gegner ist auch St. Pauli eine große Aufgabe.

Prognose: Nach seiner ersten Winter-Vorbereitung holte Cheftrainer Fabian Hürzeler gleich zehn Siege mit seiner Mannschaft. Momentan deutet sich nicht an, dass die Kiezkicker unter dem erfolgreichen Coach auch nur einen Zentimeter nachlassen. Mit St. Pauli ist durchaus auf den Spitzenplätzen zu rechnen, wenn die Hamburger nicht aus unerklärlichen Gründen einbrechen. Platz 2-5

 

Personal: Frontsänger Campino von den Toten Hosen ist bekennender Fortuna-Fan, doch ein Wortspiel zwischen dem Bandnamen und der Transferpolitik der Düsseldorfer wird ihm vermutlich weniger gefallen. Auf dem Transfermarkt ist jedoch nicht viel passiert. Mit Christoph Klarer, Dawid Kownacki, Rouwen Hennings und Michal Karbownik sind vier Leistungsträger weg, dazu auch Kristoffer Peterson und Jorrit Hendrix als zuverlässige Kaderspieler. Als Verstärkung holte man Vincent Vermeij und Yannick Engelhardt als Doppelpack vom Drittliga-Vizemeister Freiburg II. Auch Leih-Rückkehrer Jamil Siebert überzeugte in der 3. Liga. Der Kader der Düsseldorfer ist qualitativ somit zwar hochwertig, aber bislang noch sehr klein.

Vorbereitung: In den Testspielen spiegelt sich die besagte Qualität wider. TuRU Düsseldorf (6:2), Slovan Liberec (2:1), Puskas Akademia (5:0) und der VfL Bochum (3:1) wurden erfolgreich nach Hause geschickt. Auch im Mini-Turnier gegen Braunschweig (1:0) und Osnabrück (1:1) konnte sich Düsseldorf auf Zweitliga-Ebene beweisen. Bislang gibt der Erfolg der schmalen Kaderbreite Recht.

Auftaktprogramm: Die Fortuna bekommt das erste Samstagabendspiel im eigenen Stadion gegen Hertha BSC als Highlight. Daraufhin geht es direkt nach Hamburg zum FC St. Pauli. Auch Paderborn (H), Elversberg (A) und Karlsruhe (H) warten schon gespannt auf das Duell mit den Düsseldorfern. Ein anspruchsvolles Programm, das die Fortuna aber bewältigen kann. Sofern der Kader standhält.

Prognose: In Düsseldorf hängen die Trauben oftmals hoch, doch davon lässt sich insbesondere Cheftrainer Daniel Thioune nicht nervös machen. Zwar wünscht sich der Coach noch Zugänge, aber der bisherige Kader scheint ausreichend auf den Liga-Alltag vorbereitet zu sein. Bekommt die Fortuna noch Verstärkung in der Breite, dann ist durchaus mit Düsseldorf zu rechnen. Platz 3-8

 

Personal: Die Abwehrreihe wurde dem HSV im Aufstiegsrennen zum Verhängnis, weswegen die Hauptaufgabe in diesem Sommer eine bessere Breite in der Defensive war. So hat Sportvorstand Jonas Boldt mit Guilherme Ramos, Dennis Hadzikadunic und Ignace Van der Brempt bereits auf allen Schwachstellen nachgelegt, auch ein Linksverteidiger ist noch im Anflug. Offensiv ersetzt Immanuel Pherai, der zuletzt beim BTSV der Unterschiedsspieler war, den abgewanderten Sonny Kittel. Zudem konnten Robert Glatzel und Ludovit Reis gehalten werden. Emotional wurde der Transfer von Levin Öztunali, dem Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler. Die Hamburger scheinen den besten Zweitliga-Kader der letzten Jahre zu haben.

Vorbereitung: Gegen den FC Verden 04 (3:2) und Viktoria Pilsen (3:3) ging es ruckelig los. Auch RB Salzburg (1:4) war eine Nummer zu groß für die Hamburger. Allerdings waren die Norddeutschen vom Verletzungspech gebeutelt, sodass Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau schmerzlich in der Vorbereitung vermisst wurde. Auch beim Abschlusstest gegen die Glasgow Rangers (0:2) war Sand im Getriebe, wenngleich der Gegner wieder namhaft war.

Auftaktprogramm: Im Traditionsduell mit dem FC Schalke 04 eröffnen die Hamburger die Saison. Danach folgen Karlsruhe (A), Hertha (H), Hannover (A) und Rostock (H). Der Start wird für den HSV definitiv herausfordernd, zumal einige der genannten Klubs die Elbestädter schon in der Vorsaison ärgerten. Aber der Beginn einer Saison ist eher selten ein Problem für die Hamburger.

Prognose: Sportlich sind die Elbestädter eine eingespielte Truppe, die eine Handschrift vom Trainer bekommen hat. Als Schwachstelle ist die Nervenstärke zu nennen, denn mentale Stärke ist für einen Erfolg des HSV zwingend erforderlich. Nur wenige Mannschaften ertragen so viel Hohn und Spott, wie der Hamburger SV. Zum Teil ist das aber auch selbst verschuldet. Hat der HSV die Nerven, wird es gut laufen. Platz 1-4

 

Personal: Der "Berliner Weg" soll die Hertha wieder zu alter Stärke führen. Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage des Klubs erweist sich die Transferpolitik aber noch sehr undurchsichtig. Mit Jessic Ngankam oder Lucas Tousart wurden Spieler für Millionenablösen abgegeben, dazu trennte man sich beispielsweise von Krzysztof Piatek als Großverdiener. Hinter Marc-Oliver Kempf, Suat Serdar, Myziane Maolida oder Dodi Lukebakio stehen noch Fragezeichen - und zurzeit stehen nominell nur zwei Mittelfeldspieler unter Vertrag. Die Koordination wird zur Mammutaufgabe für Cheftrainer Pal Dardai, der bei einer Rückkehr von Flügelspieler Palko Dardai immerhin drei seiner Söhne im Kader aufbieten könnte. Dazu wurde mit Toni Leistner - trotz Anfeindungen durch einen Teil der Anhänger - ein erfahrener Abwehrchef geholt. Für Kontroversen sorgte zuletzt Marius Gersbeck, der drei Wochen nach seiner Verpflichtung aufgrund eines Vorfalls im Trainingslager suspendiert wurde. Tore sollen Fabian Reese und Smail Prvaljak schießen. Es bleibt wild.

Vorbereitung: Der RSV Eintracht (6:0) und der RWD Molenbeek (2:1) wurden geschlagen. Auch im Stadtduell mit dem BFC Dynamo holte sich die Hertha einen 2:0-Sieg. Gegen die Young Boys Bern (2:4), Royal Antwerpen (0:1) und bei Standard Lüttich (1:1) gab es gegen die namhaften Gegner nur Teilerfolge. Trotzdem scheint Pal Dardai das Zusammenführen einer Mannschaft zu gelingen.

Auftaktprogramm: Düsseldorf (A), Wiesbaden (H), Hamburg (A), Fürth (H) und Magdeburg (A) erwarten die Alte Dame zu Saisonbeginn. Für eine Mannschaft, die sich bislang nur wenig einspielen konnte, ist der Start als Herausforderung anzusehen. Auf individuelle Qualität alleine kann Hertha nicht bauen, um einen erfolgreichen Beginn zu erleben.

Prognose: Die Hertha ist eine Wundertüte. Schweißt Pal Dardai die Mannschaft im Sinne ihres Mottos wieder zusammen, dann kann der Hauptstadtklub viele Widerstände überwinden. Das Umfeld, das sich durch die finanzielle Lage aber auch durch Fan- oder Spieler-Eklats nicht beruhigt, sorgt für Anspannung. Schwierig vorstellbar, dass der Verein all dies einfach ablegen kann, obwohl die Qualität vorhanden sein wird. Platz 4-7

 

Personal: Als Dimitrios Grammozis mit den Königsblauen runter ging, war die Sorge bei den Fans groß. Ganz anders sieht es bei der Weiterbeschäftigung von Thomas Reis als Cheftrainer aus. Der Coach, der auch den VfL Bochum schon in die Bundesliga führte, hat aufgrund der sensationellen Rückrunde der Gelsenkirchener einiges an Kredit. Diese Personalentscheidung wird zum Faustpfand für Schalke. Der Kader hingegen hat sein Gesicht verändert. Für die Abgänge von Rodrigo Zalazar, Marius Bülter oder Marvin Pieringer kassierten die Königsblauen fast 20 Millionen Euro. Gerade ins zentrale Mittelfeld wurde mit den Verpflichtungen von Ron Schallenberg, Paul Seguin oder Lino Tempelmann ein Teil davon investiert. Zudem bleibt Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde an Bord - jetzt sogar als Kapitän. Im Schalke-Kader steckt Malocher-Mentalität.

Vorbereitung: Spelle-Venhaus (3:0) und Bocholt (2:2) sorgten für gemischte Gefühle zum Start in die Testspielserie. Auch nach den Auftritten gegen den FC Kopenhagen (0:2) und Gornik Zabrze (5:0) ist noch nicht endgültig klar, wo die Königsblauen wirklich stehen. Die Generalprobe gegen den FC Twente Enschede endete mit einem 2:2-Remis. Richtige Sorgen macht sich auf Schalke noch niemand, was untypisch und bestärkend sein kann.

Auftaktprogramm: Auswärts beim Hamburger SV, zuhause gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die Tickets für den S04-Start sind in Wimpernschlägen vergriffen. Sportlich werden die ersten Auftritte zeigen, wie gut die Schalker vorbereitet sind. Mit Braunschweig (A), Kiel (H) und Wiesbaden (A) folgen Gegner, welche die Königsblauen auf dem Weg zum direkten Aufstieg schlagen müssen. Ein gutes Programm für die Schalker also, um sich zu bewähren.

Prognose: Neben dem Hamburger SV ist Schalke der größte Favorit auf den Aufstieg. Schon vor zwei Jahren gelang es den Königsblauen unter schlechteren Voraussetzungen, das Unterhaus als Arbeitsunfall aussehen zu lassen. Allerdings haftet nun der Ruf einer Fahrstuhlmannschaft an S04. Daher wird sich die Reis-Elf trotz aller positiver Prognosen ranhalten müssen, um die Stimmung nicht kippen zu lassen. Platz 1-3

 

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